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Ardmore
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18. September - 4. Oktober 2000


Flight Training in Ardmore

Montag um neun Uhr geht’s endlich los. Josef fragt mich nach meinen fliegerischen Vor- kenntnissen. Außer meiner Modellhubschrauber- Erfahrung und den fünf Stunden auf Rainers HILLER habe ich nichts vorzuweisen.
Dies sei sehr selten, meint er, die meisten Probanten für die Helicopter-Lizenz hätten be- reits die Berechtigung für „normale“ Flugzeuge.
Christof hat in der Zwischenzeit den Schu- lungshubschrauber, ein ROBINSON R22, vom Hangar auf das Vorfeld geflogen.

Ich und die Robinson 22

Von Josef bekomme ich dann eine sehr aus- führliche technische Einweisung auf das, im Ver- hältnis zum HILLER, relativ zierliche Fluggerät. Als ich meine Vergleiche zum HILLER äußere, meint er nur trocken in seinem südtiroler Dialekt: „D’r HILLER isch a Unimog, doch d’r ROBINSON, des isch a GTI!“
Und tatsächlich, waren doch beim relativ trägen HILLER ziemlich ausladende Bewegungen am Steuerknüppel notwendig, so liegt beim ROBIN- SON dagegen das Ganze fast im Millimeter- bereich. Es hat einige Stunden gedauert, um meine Flugbewegungen etwas „runder“ werden zu lassen.

Josef Clemente

Meist mit Christof als Trainer verbringe ich die nächsten zwei Wochen durchschnittlich drei bis vier Ausbildungsstunden pro Tag mit Schwebe- flug, langsamen Flugmanövern über Grund, Platzrunden mit Start- und Landeübungen, Autorotationen (Landung ohne Motorkraft) und einigen Überlandflügen mit Außenlandungen. Der Hit dabei war der Flug zum Mittagessen in ein Restaurant an der Interstate.
Wir landen den Heli so selbstverständlich daneben auf dem Parkplatz, wie andere ihr Auto abstellen; in Deutschland unvorstellbar.
Zwischen die praktischen Stunden wird der theoretische Teil eingeflochten, den ich dann abends im Motel noch wiederhole bis der Schädel raucht.

Ausbildung an der R22

Erster Alleinflug

Der spannendste Moment der Ausbildung ist der erste Alleinflug. Auch wenn mittlerweile die Steuerbewegungen mehr oder weniger in Fleisch und Blut übergegangen sind, so sitze ich jetzt doch mit einem leichten Kribbeln in der Magengegend, ganz auf mich allein gestellt, in dieser Kiste. Aber siehe da, es geht, auch wenn die in letzter Zeit eigentlich nur noch moralische Unterstützung durch den Fluglehrer fehlt.


Montag 2. Oktober, theoretische Prüfung. Jeder Kandidat sitzt vor einem PC und muß im Multiple- Choice-Verfahren ca. 200 Fragen beantworten. Bei einem Minimum von 70% zum Bestehen der Prüfung, bin ich auf meine erreichten 92% richtig stolz, vor allem, weil ich dies alles in nur 14 Tagen und noch dazu auf englisch durch- gezogen habe.
Zwei Tage später die praktische Prüfung. Da Josefs „altvertrauter Prüfer“ hier aus Ardmore vor ein paar Wochen in Rente gegangen ist, muß er sich nach einem anderen umsehen. Zwei stehen zur Wahl: ein junger Polizeioffizier aus Oklahoma City, oder ein Vietnam-Veteran aus Dallas. Wir entscheiden uns für den zweiten. Leider ein Fehler, wie sich später herausstellt, denn bereits bei der Begrüßung zeigt er mir in einer überheblichen Art und Weise an, daß ich ihm im Prinzip eigentlich nur lästig bin.
Gegen meine fliegerischen Fähigkeiten kann er nichts einwenden, alle geforderten Manöver gelingen mir auf Anhieb. Bei der anschließend noch zu absolvierenden mündlichen Prüfung macht der Fiesling mich, auch bedingt durch seinen schwer zu verstehenden Texas-Slang, regelrecht fertig.

Auch Josef, der neben mir auch immer bleicher wird und zu intervenieren versucht, kann mir nicht helfen. Der Kerl hat mich einfach auf dem Kicker. Fazit: nicht bestanden, verdammte Sch.!
Eine Wiederholung der Prüfung, meint er süffi- sant, sei frühestens in 14 Tagen möglich. So viel Zeit habe ich allerdings nicht.
Ich bin stinksauer und könnte diesem A......ch auf der Stelle den Hals umdrehen!
Josef versucht mich zu beruhigen, indem er mir erklärt, meine hier absolvierte Ausbildung werde auch in Deutschland anerkannt, wenn ich nicht noch einmal zur Wiederholung  herfliegen möch- te.
Lediglich die Prüfungen, theoretisch und prak- tisch, müßte ich noch zu Hause machen, dann habe ich auch gleich den deutschen Schein. (War zwar momentan ein schwacher Trost, aber er sollte Recht behalten).
Nachdem es heute nichts zu feiern gibt und mich auch sonst nichts mehr in diesem Nest hält, packe ich meinen Kram zusammen, um morgen weiter Richtung Los Angeles zu fahren.

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