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Sonntag 19. Juli 2009

Song-Kel 2 - Kara-Tala - Barskoon - Karakol


Song-Kel

Um sechs Uhr krabbeln wir aus dem Zelt auf die noch leicht gefrorene Wiese hinaus.
Wir verstauen unser gesamtes Gerödel auf den Mopeds, die klammen Finger ständig am Tee- bzw. Kaffeebecher aufwärmend,Song-Kel

Gegen acht ver- abschieden wir uns wieder mal von Tiffany, Annie, Ivan und Leon und starten die Bikes


Am Jurtencamp, zwei Kilometer weiter, sind Sam und Victoria auch schon auf den Beinen.
Nach einem kurzen Plausch mit den beiden machen wir uns wieder auf Song-Kel - Archie - Sam - Victoriaden Weg über den kleinen Pass zu- rück zur Haupt- strasse.
Als wir nach ei- ner guten Stunde dort ankommen, biegen wir in Richtung Norden ab.

kleiner Pass nördlich des Song-Kel

Kurz darauf begegnen uns zwei Honda Africa Twin. Es sind Ola und Jurek aus Polen, unter- wegs auf Weltreise (www.worldonbikes.pl).
Sie wollen heute auch zum Song-Köl. „Dort wer- det Ihr möglicherweise zwei Engländerinnen auf einer BMW GS treffen“, erzählen wir ihnen. „Ah, Tiff und Annie, die haben wir schon in Tajikistan kennengelernt“, ist ihre spontane Antwort.
Immer wieder verblüffend, wie sich Traveller untereinander kennen.
Die Redewendung „Die Welt ist nur ein Dorf“ hat ganz offensichtlich hohen Wahrheitsgehalt..

Archie - Jurek -Ola

Wir nähern uns dem größten See Kirgisistans, dem Ysyk-Köl. (mit ca. 6100 qkm etwa 12 mal so groß wie der Bodensee)
Mitten auf der Strecke wird an einem Mauthäus- chen Geld verlangt. Pro Nase werden uns stolze 500 Som (8,50 Euro) als Eintrittsgebühr zur “Ysyk-Köl-Nature-Reserve” abgeknöpft.
Teurer Touristentarif, die Locals zahlen nämlich nur ‘nen Hunderter.
Wir fahren am südlichen Ufer entlang. Nach der Einsamkeit der Berge herrscht hier wieder ungewohnt reges Treiben. Sonntag und schönes Wetter locken offensichtlich selbst in Kirgisistan entsprechend viele Leute an den See.

Isyk-Köl

Bei Barskoon schreien Mägen und Tanks nach Füllung, um für den bevorstehenden Ausflug in die höheren Regionen des Tien Shan Gebirges entsprechend gerüstet zu seBarskoonin.
Von hier aus gibt es laut Karte eine etwa 350 km lange Schleife durch die südlich liegenden Ber- ge, die bei Karakol wieder zurück zum See führen wird.
20 km weiter finden wir die Piste, sie ist fast nicht zu übersehen. Eine Bergbaugesellschaft, die „Kumtor Gold Mining Company“, hat hier eine Schotterpiste vom Feinsten in die Berge geschoben.

Tien-Shan

Am Fuß des 3674m hohen Barskoon Passes werden an Kumtor Gold Mining Companyeinem Straßenposten unsere Daten registriert. Die Goldgräber wollen anscheinend recht genau wissen, wer ihre Straße befährt und wer sich in ihrem Gebiet aufhält.
In unzähligen Kehren windet sich die staubige Piste fast 2000 Höhenmeter ins Gebirge hinauf. Am Ende des hinter der Paßhöhe liegenden Hochplateaus teilt sich der Weg. Wir müssen die „Goldminen-Autobahn“ verlassen und nach rechts auf einem kleinen Pfad weiterfahren.

Tien-Shan - plattfuß auf 3850m Höhe

Dort bemerke ich, trotz des schlechten Unter- grunds, ein schwammiges Fahrverhalten am mei- ner BMW.
Ein erster Blick auf den Hinterreifen bestätigt meine Vermutung: schleichender Plattfuß.
Bei der jetzt zwangsläufig folgenden Schlauch- flick-Aktion spüre ich die Höhe, in der wir uns be- finden, sehr deutlich.
Auf ca. 3850 m über NN kommt man bei körper- licher Anstrengung erheblich schneller als sonst ins Schnaufen. Zum Glück müssen wir den repa- rierten Reifen nicht auch noch von Hand auf- pumpen, das erledigt, für uns stressfrei, der elektrisch angetriebene Minikompressor.

Tien-Shan - Pashöhe mit 4044m

Ein paar Kilometer weiter knacken wir die 4000er Marke. Diese unauffällige Paßhöhe ist mit 4044m bis jetzt der höchste Punkt, den ich auf eigener Achse erreicht habe.
Von hier aus haben wir auch den ersten Ausblick auf das Bergmassiv des Tien Shan. Zwar noch etwas eingeengt durch die links und rechts liegenden, ca. 5000er Bergrücken, aber das än- dert sich, je weiter wir nach Süden vordringen.
Wir fahren über eine sich immer breiter aus- dehnende Hochebene auf die grandiose Kulisse der verschneiten Bergkette zu.

Tien-Shan

Tien-Shan - zerstörte Brücke

Der Anblick ist so faszinierend, daß dabei fast die kleinen Dinge am Rande der Piste außer Acht geraten. Hier wuselt es nämlich regelrecht von Murmeltieren, die sich beim Herannahen der Mopeds blitzartig in ihren Bau verziehen.
Nach etwa zehn Minuten Fahrt übers Plateau ist Schluß. Wir stehen vor den Resten einer Holz- brücke, deren Fragmente sich in dem ziemlich breiten und rasch strömenden Fluss verteilt haben. Die Querung eines Nebenflusses ein paar Kilometer vorher war kein Problem, aber das hier ist eine Nummer zu groß für unsere Bikes.


Tien-Shan - zerstörte Brücke

Flussaufwärts suchen wir noch nach einer ge- eigneten Furt, aber als ich mich an einer ziemlich flachen Stelle ins Flussbett wage, versinke ich sofort bis fast an die Achsen im Kies-Schlamm- Gemenge, noch bevor ich überhaupt das Was- ser erreiche. Mit vereinten Kräften schaffen wir es gerade noch den schwer beladenen bay- rischen  Gussbatzen samt seinen 300kg wieder auf festen Boden zu ziehen.
Auch wenn es uns schwer fällt, müssen wir er- kennen, dass diese Straße für uns eine Sack- gasse ist, deren Ende wir gerade erreicht haben. Hier im „middle-of-nowhere“ die Mopeds im Fluss zu ersäufen wäre nicht gerade der Hit.

Tien-Shan - Endstation

Tien-Shan

Also die ganzen 80 km retour über die Berge.
Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder zu- rück am Ysyk-Köl See. 70 km sind es von hier aus bis Karakol, spricht das Navi.
Klingt nicht allzu weit, aber bei einbrechender Dunkelheit eine zerlöcherte Asphaltstrecke, noch dazu häufig von den Scheinwerfern der anderen Verkehrsteilnehmer geblendet, zu fahren, ist kein großes Vergnügen.
Heilfroh und ziemlich geschafft treffen wir nach knapp eineinhalb Stunden endlich an unserem Ziel ein.


Es vergeht eine weitere Stunde bei der Suche nach einer Unterkunft.
Als das Problem mit der Bleibe erfolgreich gelöst ist, bleibt nur noch jenes mit der dringend nöti- gen Versorgung der Fahrer. Eine Schaschlik- Bude gleich um die Ecke behebt auch dieses. Noch dazu erfreulicherweise schnell und schmackhaft.

Isyk-Köl
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