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RUSSLAND
Wolgograd
Rostov
Feodosiya
 
 
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Freitag 15. Juni 2007
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Wolgograd - Rostov
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von
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nach
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Dauer h
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Fahrt h
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Stand h
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km
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Ø km/h
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Ø in Fahrt
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Wolgograd
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Rostov
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10,1
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6,7
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3,4
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497
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50
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75
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Über allem steht eine riesige Frauengestalt in wehendem Gewand und mit hoch empor gestrecktem Schwert. Diese höchste frei- stehende Statue der Welt, so der Reiseführer, misst bis zur Spitze 82 Meter (bis zum Kopf 52m) und wiegt ca. 8.000 Tonnen. Allein das in der Rechten hoch erhobene Schwert ist 33 Meter lang und 14 Tonnen schwer „Die Mutter Heimat ruft ihre Söhne und Töchter zur Verteidigung des Landes und deutet mit dem Arm in die Richtung, aus der die Feinde kamen“ ist die zugrunde liegende Intention.
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Von dieser Feindseligkeit ist jedoch heute nichts mehr zu spüren. Nie werden wir auf Grund unserer Nationalität hierzulande geächtet, eher das Gegenteil ist der Fall, als „Germanskis“ werden wir fast wie alte Freunde behandelt. Auch die beiden gut englisch sprechenden Russen etwa unseren Alters, mit denen wir uns im Anblick der Statue unterhalten, können genauso wenig wie wir verstehen, warum sich unsere Altvorderen damals die Köpfe einge- schlagen haben.
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Wir folgen der eigenartigen Ausschilderung Richtung Rostov. Nach einigen Schlenkern, gut zu sehen im aufgezeichneten Track, sind wir dann auf der gesuchten Straße. Nach etwa 80 km durch die ziemlich langweilige Landschaft: Vollbremsung. Zwei deutsche BMWs (WÜ und DE) sind auf dem Gegenkurs. Die Jungs sind auf dem Weg nach Kasachstan. Im Laufe des Gesprächs kommt plötzlich von einem der Ausruf: "Was? Ihr seid die Q-Rider? Ihr braucht uns nichts mehr zu erzählen, wir wissen alles! Euch kennen wir von eurer Web- site!“
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Nach ca. 30 Minuten Ratsch kommen noch zwei Motorradfahrer aus Glauchau dazu. Ihre erste Information für uns ist, dass sie ein Stück weiter an einer Polizeikontrollstelle übel abgezockt worden sind. Jeder von ihnen hat 100 Euro! wegen angeblichen Überfahrens einer durch- gezogenen Linie zahlen müssen. Die beiden anderen können das bestätigen, sie hätten ebenfalls bezahlt, obwohl ihnen auch nicht klar war, was sie denn verbrochen haben sollten, aber nur jeweils hundert Rubel (3 Euro).
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Sie wußten nämlich, dass der gemeine Straßen- polizist vor Ort nicht mehr kassieren darf. Ansonsten ist, wie wir erfahren, ein riesengroßer Aufwand mit erweitertem Protokoll unter Hinzu- ziehung eines Staatsanwaltes auf der Haupt- wache vorgeschrieben. Und das würde ja den primären Zweck, das Eingetriebene in die eigene Tasche umzu- lenken, zunichte machen. Mit Dank für die Warnung fahren wir weiter, Archie die Videokamera immer „im Anschlag“.
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Jede Kontrollstelle, und schon die Annäherung an eine solche, werden zur Beweissicherung auf Band aufgezeichnet, dortige Geschwindigkeits- beschränkungen und Straßenlinierungen pein- lichst genau eingehalten. So etwas wie in Kasachstan wird uns nicht mehr passieren, haben wir uns geschworen. Mal sehen was so ein Drecksack zu einem angeblichen „Verkehrsverstoß“ sagt, wenn wir ihm anbieten sich das ganze mal auf dem Film anzusehen.
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Aber anscheinend hat mittlerweile die Schicht gewechselt, wir passieren die zahlreichen Kon- trollpunkte unbehelligt und ohne irgendwelche Schikanen. Dafür erleben wir kurz vor Rostov genau das Entgegengesetzte wie die anderen. Der uns kontrollierende Polizist ist so nett, dass ich ihn gleich um Erlaubnis für ein Foto frage. So wie er sich über sein Bild im Display freut, hätte er es eigentlich verdient, dass wir ihm das Foto noch an Ort und Stelle ausdrucken.
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Ein weiteres Erlebnis der positiven Art haben wir an der nächsten Tankstelle. Der Meister im Kassenhäuschen begreift auf Anhieb, dieses mal sind wir überrascht, unser offensichtlich sonst immer etwas kompliziertes Ansinnen. Erst genügend Vorkasse deponieren, volltanken und dann den nicht verbrauchten Rest des Geldes zurück bekommen. Es geschehen Zeichen und Wunder! Zum Sonnenuntergang kommen wir in Rostov am Don an. Dort suchen wir das im Lonely Planet beschriebene „Intourist“.
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Laut Plan finden wir auch dorthin, aber statt einem Mittelklassehotel steht jetzt hier ein Luxusbunker namens Dom-Plaza. Na ja, fragen kostet nichts, denke ich mir und entere die Rezeption. 5500 Rubel (knapp 170 Euro) kostet hier das günstigste Zimmer. Auf Grund der relativ großen Anzahl an Luxus- karossen auf dem Parkplatz habe ich fast nichts anderes erwartet. Mit leicht Schmerz verzerrtem Gesicht lehne ich dankend ab. Eigentlich wollen wir ja nur über- nachten und nicht gleich das Zimmer kaufen.
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Aber das Mädel hinter dem Tresen gibt mir auf Nachfrage den Tipp, es in einem kleinen Hotel ca. 300 m weiter an der nächsten Kreuzung zu versuchen. Mit Erfolg, wir bekommen dort für 2400 Rubel ein großes und sauberes Zimmer. Allerdings müssen die Mopeds auf der Strasse übernachten. Aber zusammen an den Baum, direkt unter unserem Fenster, gefesselt werden sie schon nicht davon laufen. Nur die Suche nach einem vernünftigen Abend- essen ist nicht so recht von Erfolg gekrönt.
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Nachdem im größeren Umkreis nichts zu finden ist und wir uns bereits fast einen Wolf gelaufen haben, setzen wir uns ins Bistro nebenan. Bei 520 Rubel für zwei kleine Bier und zwei noch kleinere Portionen Spaghetti kommt allerdings keine große Freude auf. Wir waren auch fast die einzigen Gäste dort. Den jetzt erst richtig angeregten Appetit stillen wir dann auf der Bude mit reichlich Keksen, Chips, Schokolade, Iced-Tea und Bier aus dem Kiosk gleich neben dem Hotel. Und das kostet uns nicht einmal die Hälfte des vorher gezahlten.
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