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Samstag 16. Juni 2007

Rostov - Krasnodar - Grenze RUS/UA - Feodosiya


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø  km/h

Ø in Fahrt

Rostov

Feodosiia

13,0

8,9

4,1

600

46

68


Typischer Polizeiposten

Richtig heiß hier in dieser Gegend, um 9:00 Uhr hat es schon 28°C, Tendenz steigend.
Wir überqueren den Don in der Nähe des Fluß- hafens und fahren auf einer ähnlich langweiligen Strecke wie gestern weiter nach Süden.
Auch hier ist sehr viel Verkehr und ebenso hoch ist auch das Polizeiaufgebot. Überall lauern sie, meist mit Laserpistolen bewaffnet, irgendwo gut getarnt im Schatten der Bäume am Straßenrand.
Die Dichte der fest installierten DPS- Kontroll- stellen wird auch immer größer.


Kurz vor Krasnodar werden wir an so einer Station gestoppt.
Die zwei Polizisten verlangen in ziemlich muffigem Ton unsere Papiere, vom Pass über Führer- schein und Fahrzeugpapiere bis zum Versiche- rungsnachweis, alles wollen sie sehen.
„Problema, Problema“, geben sie uns dunkel zu verstehen, wir wissen zwar nicht welche, aber wir sollen mit ins Büro zum Chef.

Dort wirft uns der „Herr Stationsvorsteher“ vor, wir hätten das Anhalte-Gebot eines Polizisten ignoriert. Tatsächlich hat einer ca. 10 km zuvor  einen vor uns fahrenden Lkw heraus gewunken, uns aber  deutlich signalisiert weiterzufahren. Das erklären wir dem Kerl und machen somit seine Unterstellung zunichte. Wir müssen ziem- lich überzeugend argumentiert haben, jedenfalls folgt ersatzweise sofort Anschuldigung Nr. 2:


korrupte Polizeitruppe bei Pavlovskaya - Stopp! Problema!

Wir wären zu schnell gefahren behauptet er nun. Er deutet auf seinen Laptop und erzählt was von „Foto, Foto“. Ok, sagen wir, immer her damit. Woher soll er denn Bilder haben, Laserpistolen machen bekanntlich keine. Es erscheint auch keines auf seinem ominösen Notebook.
Nachdem er sich dann dreimal versichert hat, dass wir kein Russisch verstehen, greift er zum Handy und ruft vermutlich  irgendeinen Freund an. Wir können jedenfalls deutlich mithören, wie sich der Typ am anderen Ende köstlich amüsiert und sich fast einen Ast lacht.


korrupte Polizeitruppe bei Pavlovskaya - Dokument!

Aber unser Herr Gendarm tut so, als würde er ganz ernsthaft und dienstbeflissen mit dem Kollegen „Laser-Pistolero“ sprechen.
Anschließend schreibt er mit bedeutungsvoller Miene groß „130“ auf einen Zettel und erzählt etwas von „Straf“. 
Wir fangen zu lachen an und auf das englische „very good joke“ unsererseits begreift er auch, was wir von der so genannten Straftat halten. Allerdings sieht er sich dadurch in seiner Halbgott-Ehre erheblich verletzt, wird ziemlich grantig und zeigt weiterhin bitterböse auf seinen Zettel: 130!!!


korrupte Polizeitruppe bei Pavlovskaya

Nun ist aber Schluss mit lustig! Das erste „NJET!“ von uns ist noch relativ höflich, das zweite geht ausdrucksmäßig schon fast in Richtung Anschiß. Und um noch eins draufzusetzen, werfen wir gegen seine Behauptung den Ausdruck „Com- puter-GPS“ in den Raum.
Jetzt ist das Sackgesicht praktisch tot. Die Gesichtszüge entgleisen ihm regelrecht.
Wir können anhand der Aufzeichnungen unserer Navigationsgeräte beweisen, dass wir niemals 130 km/h gefahren sind! Das macht ihn völlig fertig!


Merklich unsicher druckst er noch etwas herum.  Jetzt aber drehen wir den Spieß um.
Wir fragen nach seinem Namen, doch er will nicht antworten. Als wir dann die Nummer von seiner Dienstmarke an der linken Brusttasche ab- schreiben wollen,  verdeckt er diese daraufhin sofort mit seinem Oberarm .
Wir sollen rausgehen, herrscht er uns an. Ich greife nach den auf dem Tisch liegenden Päs- sen, aber das gefällt ihm überhaupt nicht.

Wir machen ihm mindestens genauso deutlich klar, dass wir ohne unsere Papiere den Raum nicht verlassen werden.  So geht’s noch ein biss- chen lautstark hin und her, bis er uns schließlich, stocksauer über seinen misslungenen Abzock- versuch, die Pässe in die Hand drückt, grad dass er sie uns nicht vor die Füße wirft, die Tür auf- reißt und mit einer unwirschen Handbewegung Richtung Ausgang zeigt.


korrupte Polizeitruppe bei Pavlovskaya

Die von mir zum Abschied angebotene Friedens- hand  lehnt der eingeschnappte Prolet katego- risch ab. Nicht einmal Sportsgeist hat er!
Mühsam ein Grinsen unterdrückend, gehen wir über die Straße zu unseren Motorrädern zurück. Diese Runde ging eindeutig an uns!
Leider fällt mir erst ein paar Kilometer später ein, dass wir draußen bei seinen beiden Kollegen die große Trauermine hätten aufsetzen und ganz er- bärmlich über angebliche „sto Evro straf“  (hun- dert Euro Strafe) hätten jammern sollen.


Das gegenseitige Zerfleischen wegen der doch nicht vorhanden „Beute“ hätte den dreien sicher noch „großen Spaß“ bereitet.
Da haben sich diese korrupten Typen an ihrer eigenen Gier verschluckt. Hätten sie uns vorgehalten 110 km/h, also 20 km/h mehr als erlaubt, gefahren zu sein, wir hätten dem nichts entgegensetzen können, außer, dass sie das zu beweisen hätten. Aber 130 km/h, so schnell waren wir schon lange nicht mehr unterwegs. Und falls hier jemand vom  Russischen Konsulat mitliest, wir stellen die Videos und Bilder gerne zur Verfügung.

kurze Pause nach dem Sieg über die korrupten Polizisten

Passend zur Hitze des Gefechts ist auch die heutige Temperatur. Bis auf 40°C im Schatten klettert das Thermometer im weiteren Verlauf der Reise.
Ohne Fahrtwind verkochen wir fast in unserer Rüstung. Zu Glück ist auch hier die Strasse von Pappeln gesäumt und es gibt ein bisschen Schatten.
Wir vermeiden deshalb die, mit Sicherheit Stop- and-go-Verkehr bedeutende, Stadtdurchquerung von Krasnodar und nehmen die Umgehungs- straße.

Kuh-Tränke?

Bei Temryuk folgen wir nicht der nach Süden schwenkenden Hauptstraße, sondern wir wollen direkt  an der Küste des Assowschen Meeres entlang nach Westen. Hier sind auch keine der lästigen Polizei-Kontrollstellen mehr zu sehen.
Kurze Pause an einem Laden am Straßenrand. Der ist offensichtlich auch der zentrale Versor- gungspunkt für Tausende von Wochenend- Campern, die sich entlang des wunderschönen Sandstrandes breit gemacht haben.
Aktueller Verkaufsschlager: Wodka und Eis.

Durch die Dünen am Assowschen Meer

Strandleben bei Golubitskaya

Auf kleinen Sträßchen geht es durch die Dünen Richtung Ukraine. Die eigentliche Grenze verläuft in der „Straße von Kertsch“, einer Meerenge, die das Schwarze mit dem Assowschen Meer verbindet.freundliche Kontrolle an der Zufahrt zur Halbinsel
Noch eine letzte, aber diesmal wie gewohnt freundliche, Polizei- kontrolle an der Zu- fahrt zur Halbinsel, an deren Ende dann der Hafen Chuska mit der Grenzstation liegt.

Chuskha - wei warten auf die Fahre

Nach dem Ticketkauf im Fährbüro werden wir zum dahinter liegenden Posten durchgelassen. Etwa eine halbe Stunde später haben wir den gesammelten Formularkrieg hinter uns und müssen nur noch Fahre Chuskha - Kertschetwa. 20 Minuten auf die Fähre warten.
Gutes Timing!
Eine gute halbe Stunde braucht der Kahn für die etwa 5 km, dann stehen wir am Zoll der Ukraine.

Fahre Chuskha - Kertsch

Ukraine - Grenzstation

In völlig ungewohnt kurzer Zeit, nach nur 15 Minuten, haben wir das Einreiseprozedere hinter uns. Das ist schon wieder europäischer Standard:  Pass und Fahrzeugschein und fertig.
Zum Glück wollen sie keine grüne Ver- sicherungskarte sehen. Ich habe meine, mir extra für die Ukraine gültig geschriebene, geschickter Weise zu Hause auf dem Schreibtisch liegen lassen. 
Nach der Grenzstation kurze Pause.


Es besteht wie immer die Möglichkeit zum Geldwechseln. So können wir unsere restlichen 5100 Rubel in 963 Grivna umtauschen (1 Euro = 6,65 Grivna).
Gegen die untergehende Sonne fahren wir ins Ferien-Traumziel des Ostblocks, die Krim.
Der erste größere Ort an der Schwarzmeerküste im Osten der Halbinsel ist Feodosiya, wo wir in einer kleineren Bungalow-Ferienanlage eine Bleibe für die Nacht bekommen. Ca. 50 Euro berappen wir für das recht moderne Zimmer und die Bikes dürfen ohne Aufpreis in die Garage des Besitzers.

Richtung Westen nach Feodosiya

Ein ziemlich nobel aussehendes Restaurant ist auch auf dem Gelände, hat aber aus unserer Sicht recht moderate Preise. Nur umgerechnet etwa 28 Euro (186 G) sind für reichlich Speisen und Getränke am heutigen Abend fällig.Feodosiya - Hotelstrand am nächsten Morgen
Als wir zu unserem Zimmer zurück gehen, entlädt sich der schwül- warme Tag in einem furiosen Sommergewit- ter mit allen Zutaten.
Ka-Wumm!

Feodosiya - Hotelstrand am nächsten Morgen
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