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Kasachstan 2
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Dienstag 12. Juni 2007

Karabutak - Aktobe - Oral/Uralsk


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

C3-Aktobe

Uralsk

16,9

10,0

6,9

664

39

66


Bei windigen 8°C haben wir gegen acht Uhr die Ausrüstung auf den Bikes verstaut.
Nach einem kurzen Frühstück mit Keks und Cola an der Moped-Theke machen wir uns wieder auf den Weg.
Die Sonne lacht und treibt im weiteren Verlauf auch die Temperatur in angenehmere Bereiche. 
Auf guter Straße ziehen wir unsere Bahn durch die kasachische Steppenlandschaft nach Wes- ten. 
Archie stellt Vergleiche zu seiner Amerika-Durch- querung im Jahr 2000 an.

Camp 3

Er meint in Anbetracht der riesigen Weiten Kasachstans hätten selbst die Great Plains in den Zentral-USA dagegen nur Vorgarten-Format. Und die habe er damals schon als fast unendlich empfunden.
So langsam geht die Steppe, das grau-braune Elend, das uns ein paar tausend Kilometer be- gleitet hatte, zu Ende.
Der Bewuchs wird dichter, das Gras wechselt die Farbe in Richtung grün, es gibt ein paar Hecken und sogar vereinzelt Bäume. Sieht schon alles wieder recht vertraut aus

Abraumhalde und öffentliche Reparatur-Rampe

Bei Khromtau kommen endlich wieder Berge in Sicht, allerdings keine natürlichen, sondern Abraumhalden der hier angesiedelten Berg- werke. 

Wie der Name schon vermuten lässt, wird in dieser Gegend Chromerz abgebaut und dafür werden entsprechende Massen an Erdreich bewegt.


Khromtau - Bergwerke

Der Verkehr nimmt jetzt wieder deutlich zu, um dann in Aktobe in regelrechtes Gewühle auszu- arten. Wir stauen uns mehr oder weniger durch die ganze Stadt. Die ersten Ampeln nach über 2300 km!
Nach erfolgreicher Durchquerung gönnen wir uns eine Verschnaufpause.
Als wir gerade von den Mopeds absteigen, hält ein Pkw neben uns und vier Leute steigen aus. Einer von ihnen ist Deutscher, unterwegs mit kasachischer Frau und Schwiegereltern.
Er freut sich, hier Landsleute zu treffen und will natürlich wissen, was uns in diese Gegend treibt.

Pause kurz nach Aktobe

Nach ca. 50 km folgt die nächste deutsche Unterhaltung.
Eine hoch bepackte KTM kommt uns entgegen. Mark aus der Uckermark (UM) und seine schwei- zerische Freundin Katharina sind für ein Jahr auf Reisen und, wie sollte es anders sein, wollen auch sie in die Mongolei.
Und selbstverständlich kriegen auch sie die GPS- Koordinaten vom Oasis in Ulan Bator sowie den aktuellen Strassen-Zustandsbericht, speziell na- türlich über die üblen Streckenverhältnissen nach Süden zum Aralsee. 

Mark - Archie - Katharina

Auch wir werden auf unserem weiteren Weg nach Westen bis etwa Dzhambeyty ebenfalls noch einige Katastrophenabschnitte zu überwinden haben, berichten sie.
Während wir gemütlich ratschen, bleiben ein Pkw und ein Transporter stehen, um dieses seltene Motorradtreffen zu begutachten.
Eine junge Frau aus der achtköpfigen Gruppe, stellt sich als Venera (=russ. Wort für Venus) vor und spricht sehr gut deutsch und englisch.
Im Laufe des Gesprächs empfiehlt sie uns, in der nächsten, etwa 40-50 km entfernten Ortschaft zu essen. 

Gruppenfoto mit Neugierigen

Ess-"Container" Venera - Barney

Sie wäre auch auf dem Weg dorthin, um ihre Eltern zu treffen, die sie dort abholen wollen.
Tatsächlich finden wir sie dort an der Tankstelle und sie begleitet uns ins gegenüberliegende  Restaurant, ein in einem alten Baucontainer ein- gerichteter „Schnell-Imbiss“. McDo auf kasa- chisch sozusagen.
Wir bestellen, gedolmetscht von Venera, eine Suppe mit Hackfleisch gefüllten Teigtaschen. „Tortellini in brodo“ wäre die zutreffende italie- nische Bezeichnung. Sehr schmackhaft und sehr preiswert.


so langsam wird es grüner

Sprenkel-Wagen

Die nächsten 200 km treffen wir auf die uns angekündigten „Straßenverhältnisse“.
Erst wird die Teerdecke immer löchriger und miserabler, bis sie dann endgültig verschwindet.
Aber im Gegensatz zur Strecke zum Aralsee wird hier gebaut und zwar ganz offensichtlich von Profis. Die Umleitungspisten sind besser gepflegt als manch andere “normale” Strasse und sie werden sogar von Tankfahrzeugen mit Wasser besprenkelt, um die enorme Staubentwicklung wenigstens ein bisschen einzudämmen.


Nach ein paar Kilometern liegt ein quasi jung- fräuliches Asphaltband parallel zur Piste. Zwei Deppen, ein Gedanke. War da irgendwo ein Hinweis neben den quer aufgeschütteten Erd- hügeln, daß die neue Straße noch gesperrt ist? Nein, WIR haben nichts gesehen. Wir geben den Kühen die Sporen und fräsen uns den hoch aufgeschütteten Damm zur neuen Fahrbahn hinauf.

Rentiert hat sich das jedoch kaum, das Ver- gnügen ist von kurzer Dauer und es folgt die nächsten 38 km wieder Geländefahrt.
Einige Bauabschnitte später, nach nochmaligen, äußerst staubigen, straßenlosen 41 Kilometern haben wir die mühselige Holperei hinter uns.
Ab Dzhambeyty haben wir für unsere letzten 120 km bis Uralsk wieder ordentlichen Teer unter den Rädern.


Baustelle Baustelle Baustelle

Zum Sonnenuntergang kommen wir am Ural (Fluss) an, der die Grenze zwischen Asien und Europa markiert. Das Feuchtgebiet entlang des Ufers hat aber eine unangenehme Begleit- erscheinung, die uns in den Wüstengegenden bisher erspart geblieben ist. Myriaden von lästigen, kleinen Fliegen schwirren Mückenplagedurch die Luft und kleistern die Visiere (und auch die Linse von Archies Helmkamera) regelrecht zu. Wir können kaum Luft holen ohne diese Mistviecher einzu- atmen.

Brücke über den Ural

kurz vor Uralsk

Nach gut 8000 km und fünfzehn Tagen Fahrt sind wir am anderen Ende der Brücke über den gut 200m breiten Strom wieder auf dem „heimi- schen“ Kontinent angelangt.
Von zu Hause allerdings trennen uns noch immer etwa 5000 km Fahrt. Luftlinie sind es „nur“ noch 2850 km. (Moskau-München = 2000km)
Nach kleinem Hin-und-her finden wir eine Gosti- nica und während Archie nach einem Zimmer fragt, parken wir direkt beim Polizeiposten vor dem Hotel.


Und weil es den Herren Polizisten langweilig ist, kontrollieren sie erst einmal unsere Papiere. Aber für die Zeit des Fragens dürfen wir auf diesem, eigentlich für sie reservierten, Platz stehen bleiben.
Zehn Minuten später ist der C zurück. Für ca. 30 Euro gibt es in dem alten Sowjetbunker ein brauchbares Zimmer, sogar mit Raucherbalkon.
Nach der seit Tagen höchst überfälligen Dusche lassen wir es uns anschließend beim türkischen Grill auf der Hotelterrasse richtig gut gehen.

Uralsk

Die 5800 Tenge (30 Euro) für vier große Spieße, zwei Köfte, Pommes, Salat, ein Liter Cola und vier große Bier sind nicht gerade ein Sonder- angebot, sondern eher als überzogener Touris- tenpreis zu sehen.
Aber egal, nach den spartanischen Tütensup- pen-Mahlzeiten der letzten beiden Tage, ist jetzt einfach mal Schlemmen angesagt. Und gut geschmeckt hat es. Richtig gut!
Frisch geduscht, gut gesättigt und mit ein paar Bierchen den letzten Steppenstaub aus den Zähnen gespült, fallen wir zufrieden und müde in die Betten.
So ab und zu „a bisserl a Zivilisation“ hat schon auch was.

beim Türken in Uralsk
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