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Kasachstan 2
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Kzyl-Orda
Aralsk
Karabutak
Uralsk
Saratov
 
 

Sonntag 10. Juni 2007

Kzyl-Orda - Baikonur - Aralsk


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Kzyl-Orda

Aralsk-Camp2

12,8

8,6

4,2

572

45

67


Das gestern Abend noch ausgehandelte Früh- stück war mehr als bescheiden. Nur etwas mehr als nichts. 
Bevor wir aufladen, fixiert Archie seinen seit ges- tern abgeschüttelten Auspufftopf noch mit einem auf dem Parkplatz gefundenen Stück Draht.

Gegen zehn Uhr versuchen wir Kzyl-Orda in Richtung Norden zu verlassen, gelingt uns allerdings nicht so wie wir uns das vorgestellt haben.
Der einzige Weg zu unserer Fernstraße führt über die südlich der Stadt gelegene Brücke.


Auf dem Weg dorthin Polizeikontrolle. Der ziemlich rundliche Polizist begrüßt uns freundlich, beginnt aber an meinem Moped alles anzu- grabschen. Lenker, Gasgriff, Navi alles befingert er. Als er dann bei meiner Jacke weitermacht, kontere ich und kontrolliere seine Uniform auf die gleiche Art und Weise: Brusttasche, Dienst- marke, Rangabzeichen.
Er kuckt anfänglich ziemlich verdutzt, aber da die ganze Sache recht humorvoll vonstatten geht, endet sie mit allerseits fröhlichem Gelächter.

Spaß mit den Ordnungshütern

Wir finden die Brücke über den spärlichen Rest des vorher aufgestauten und dann umgeleiteten Abu Darya und fahren dann direkt an dieser Ableitung entlang. Das Kanalbett ist offen- sichtlich in einem desolaten Zustand, denn überall haben sich in der Wüstenei nebendran Tümpel und  kleine Seen gebildet.
Es dürfte also nur ein Bruchteil des Wassers seinen eigentlichen Bestimmungsort erreichen.
Eine katastrophale Verschwendung!

Weiter geht’s durch die unendlichen Weiten der kasachischen Steppe.

Leckage-Teich

Steppe

Beim nächsten Tankstopp findet der ca. drei- jährige Sohn des Besitzers Gefallen an meinem Vorderrad. Er dreht wie ein Weltmeister an dem in der Luft hängenden Reifen und freut sich königlich dabei.
Archie versucht derweil seine nur provisorische Befestigung des Auspuffs zu verbessern. 

Das vor der Abfahrt beim Hotel angebrachte Alu- Kabel hat sich bereits wieder aufgelöst.
Das bekommen zwei weitere Tankstellenbesu- cher mit und spendieren ihm aus ihrem Vorrat ein anständiges Stück Stahl-Draht.
„Die paar Kilometer bis heim wird’s schon halten“, meint er trocken, „sind ja nur noch so um die  sechstausend.“


Rad-Drehen ist ein schönes Spiel Auspuff verdrahten

Etwa 120km weiter liegt bei Tjuratam, das Cape Canaveral des Ostblocks. Das Gebiet unterlag zu Sowjetzeiten strengster Geheimhaltung und wur- de deshalb zur Irreführung des Westens nach dem etwa 320 km entfernten Ort Baikonur benannt. Heute trägt das Gelände die offizielle Bezeichnung „5. Staatliches Versuchskosmo- drom der Russischen Föderation”
(http://de.wikipedia.org/wiki/Baiqongyr)
Die Bodenstation des Raumfahrtzentrums ist nur etwa zwei Kilometer von der Straße entfernt und gut zu sehen.

zur Sternenstadt Baikonur

Bodenstation Baikonur Kameramann Archie

Die weit in der Steppe verteilten Raketenabschussbasen kann man von hier aus allerdings nicht erkennen. Und näher hinfahren ist nicht.


Steppenautobahn Friedhof unsere braven Mopeds

Auf den nächsten 200 Kilometern ändern sich nur zwei Dinge: Der Tachostand wird größer und die Spritmenge im Tank wird kleiner.
Als wir deshalb die nächste Zapfsäule ansteuern sind beim Anblick unserer BMWs die ersten eifri- gen Worte des Tankwarts: „Anglisky Film, Anglisky Film“.
Wir begreifen sofort, was er uns voller Stolz damit sagen will. Ewan McGregor und Charley Boorman hatten auf ihrem Long-Way-Round- Trip  samt ihrem Tross hier getankt und diese Karawane hat bei ihm natürlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ural-Gespann

einfach so am Strassenrand

Wir sind mittlerweile an der Nordostecke des Aralsees. Genauer, des ehemaligen Aralsees.
Durch eine der größten von Menschen er- zeugten Umweltkatastrophen, ist die Wasser- fläche inzwischen auf ein Fünftel der ehemaligen Fläche geschrumpft.
Die beiden wichtigsten Zuflüsse Abu Darya und Syr Darya wurde zur Bewässerung von in den 1960er Jahren angelegten Baumwoll-Feldern in die Steppe umgeleitet. Die Sowjetunion wollte sich damit von Importen unabhängig machen


eigentlich stehen wir mitten im Aralsee

Die Stadt Aralsk, einst ein bedeutender Fisch- ereihafen, ist heute ca. 12 km vom Rand des inzwischen auch ziemlich versalzenen Gewässers entfernt. Von der einstigen Blüte ist nicht mehr viel zu sehen.
Wir fahren quer durch die Stadt hindurch zum ehemaligen Ufer.
Selbst mit dem Fernglas ist kein Wasser zu erspähen, eine riesige, mit vereinzelten Gras- büscheln versehene Wüste breitet sich vor uns aus.


Aralsk Aralsk

Piste

Im Ort tanken wir noch und decken uns  mit Pro- viant ein. Auf unserer Karte ist, nordwestlich von hier, ein Schiffsfriedhof eingezeichnet,  in dessen Nähe wir dann unser Zelt aufbauen wollen.
Wir verlassen Aralsk und biegen nach etwa 15 km von der M32 nach Nordwesten ab.
Die Straße dorthin wird von Kilometer zu Kilo- meter schlechter, bis sie sich bei Saksaulski in mehrere, in verschiedene Richtungen gehende, Pisten aufspaltet.
Wir fragen zwei Jungs auf einem Moped nach dem Weg.


Landschaft bei Saksaulskiy

Wir finden die beschriebene Piste und laut Karte stimmt die Richtung auch.
Seltsamerweise steigt das Gelände immer weiter an. Na ja, vielleicht geht es auf der anderen Seite den Buckel wieder zum ehemaligen Ufer hinunter?
Hoffen wir zumindest. Aber Fehlanzeige, die Karte ist hier schlichtweg falsch. Auch als der See noch voll war, hier oben gab es niemals Schiffe.

Siedlung im Nirgendwo

Der Weg führt weiter nach Norden an den Schienen der Bahn entlang..
Hinter einem gottverlassenen Dorf halten wir an. Es ist bereits kurz vor neun und zum Weitersuchen haben wir auch keine Laune mehr. Dann halt keine rostigen Kähne.

Transkasachische Eisenbahn

Die Gegend auf der anderen Seite der Geleise sieht ganz vielversprechend aus, um dort das Zelt aufzustellen.
Nach kurzer Suche finden wir einen Platz der uns gefällt. Wenigstens sind uns auf dem Weg dorthin noch ein paar Wüsten-Schiffe über den Weg gelaufen.

wnigstens Wüsten-Schiffe

Camping in der Steppe

Pünktlich zum Sonnenuntergang gibt es Pilz- suppe. Nicht so der Hit.
„Wenn’s schön macht, esse ich alles“, meint der C.  Wer solche Sprüche loslässt, muss auf das entsprechende Echo gefasst sein. Ich kann’s mir einfach nicht verkneifen: „Dann  hat dir aber über all die Jahre deine ganze Fresserei nicht viel geholfen!“. bekommt er  die volle Breitseite.
Unter gemeinsamem Gelächter löffeln wir den Topf leer. Vielleicht hilft es ja doch ...


Camping in der Steppe

Ein Bierchen noch unter sternenklarem Himmel, Notebook füllen, dann wird es kühler und wir verziehen uns in die Schlafsäcke.
Die Ruhe wird nur gelegentlich vom rhythmischen Rattern der Züge auf der etwa zwei Kilometer entfernten Bahnstrecke gestört. Batong-Batong-Batong.
Ab und zu bellt noch irgendwo, weit entfernt, ein Köter. Dann ist wieder Stille, absolute Stille.

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