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Samstag  9. Juni 2007

Taras - Turkestan - Chiili - Kzyl-Orda


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Taras

Kzyl-Orda

11,4

8,1

3,3

632

56

78


Gegen 8:30 Uhr klettern wir aus der Falle. Das gleiche Gerödel wie jeden Tag, einpacken, Gepäck runter schleppen, aufladen. 
Ohne Frühstück starten wir nach einer netten, gestikulierten „Unterhaltung“ mit dem Park- platzwächter, wieder in Richtung Westen.
 
Vor uns ein Landschaftsbild, das uns noch ein paar Tausend Kilometer begleiten wird: Unendliche, karge, gelb-braune Weite.

Taras - Hotelparkplatz

eigenwillige Moschee vor Chimkent

Die ersten 150 km bis Chimkent haben wir linker Hand wenigstens noch die verschneiten Berge des Tien-Shan als angenehme Kulisse.
Als sich dann unsere Route nach Nord-Westen ändert, ist auch damit Schluss.
Nur noch Plaine bis zum Horizont!

der allgegenwärtige Präsident

letzter Blick auf das Tien-Shan-Gebirge

Biergarten mit Grillstation

Kurz hinter Chimkent, nett in einem kleinen, Baum bestandenen Tal gelegen, eine Art kasachischer Truck-Stop neben der Straße, von dem aus es verdächtig nach Gegrilltem riecht. Der leere Hohlkörper zwischen Speiseröhre und Darm, vulgo „Magen“, schreit ob des verlockenden Duftes sofort nach Füllung.

Die schon fast üblichen vier Spieße mit Zwiebeln und Weißbrot sorgen dafür, dass dieses Organ zumin- dest für die nächsten Stun- den zufrieden Ruhe gibt.

im Biergarten

Überhaupt könnte ich hier noch eine Weile sitzen bleiben. Die Temperatur ist angenehm, die Pap- peln rauschen im leichten Wind und es breitet sich in mir ein gewisses heimisches Biergarten- gefühl aus. Bier-Werbung
Aber wir müssen weiter. Es sind ja auch nur noch schlappe 4500 km Luftlinie bis nach Hause. (Zeigt das Nav) 
Fast 6000km sind wir seit Ulan- Bator schon gefahren und noch weitere 7000 km werden hinzu kommen.
Hier ist also noch nicht einmal Halbzeit!

im Biergarten

Nachdem die Fahrer ihren Teil abgekriegt ha- ben, sind ein Stück weiter die Mopeds an der Reihe.
Als wir gerade beim Zapfen sind, kommt ein alter gelber Moskwitsch auf den Platz geeiert. Wie in einem schlechten Film, abwechselnd Gas und Bremse betätigend, bewegt der Fahrer die Kiste bocksprungartig auf die direkt neben mir liegende Zapfsäule zu. Mit dem letzten Hupfer fährt er mich auch noch leicht an, bevor er endgültig zum Stehen kommt. Eigentlich hätte er sich ein paar Bockfotzen (=saftige Ohrfeigen) verdient, denn der Typ lacht sich dabei noch halb tot.

Tankstelle an der Strasse nach Norden

Als er aber aus seiner Karre krabbelt, fliegt er fast auf die Schnauze, so besoffen ist er. Dass ihm die beiden Kinder, die im Fond sitzen bei dieser Fahrweise noch nicht das Auto voll gekotzt haben, wundert uns schon sehr.
Bevor der kaum mehr zurechnungsfähige Kerl wieder wegfährt, bringen wir die Bikes vorsichts- halber noch aus der Schusslinie.

Kurze Pause, ich will im Laden nebenan noch ein paar Kekse und Batterien für unsere Funkgeräte besorgen.
Die schon etwas betagten Akkus machen ziem- lich schnell schlapp und die dummen Sprüche, die einem unterwegs so einfallen, sich immer bis zum nächsten Stopp merken zu müssen, ist lästig.


Rastplatz an der Strasse nach Norden kleiner Laden und wie immer sehr freundliche Leute

Noch 170 km durch die Plaine, dann sind wir in Turkestan, klingt zwar wie ein Staat, ist aber nur eine Stadt.
Hier befindet sich eines der größten und am besten erhaltenen, antiken Bauwerke Kasach- stans, die Grabmoschee von Hodscha Ahmed Yasawi, der den nomadischen Steppenvölkern den Islam nahe brachte. 
Das Gebäude wurde im Auftrag des Mongolen- Herrschers Timur zwischen 1389 und 1405 errichtet und ist seit 2003 auch Teil des Welt- kulturerbes der UNESCO.

Turkestan - Grabmoschee

Wir steuern die Mopeds auf den etwa 200 m davor liegenden Parkplatz. Bevor wir auch nur die Motoren abstellen, sind wir schon von mindestens 10 Leuten umringt, die alles sehr neugierig begutachten.
Manche nehmen auch den Ausdruck „Begreifen“ zu wörtlich, so daß wir die Mopeds hier nicht unbeaufsichtigt stehen lassen wollen.
Die Erfahrung lehrt: Wo es viele Touristen gibt, gibt es oft auch Leute, die sich an deren “Reichtum” beteiligen wollen. Wenn es sein muß, auch ohne deren vorherigem Einverständnis.

Turkestan - die UFOs sind gelandet

Tankrucksack und Reisetaschen lassen sich leider nicht völlig Langfinger-sicher verschlies- sen, deshalb nur eine Kurzbesichtigung im Schichtbetrieb. Leider ist das monumentale Bau- werk außen durch ein Gerüst verunziert.
Zwischenzeitlich bricht vom Parkplatz eine Hoch- zeitsgesellschaft von offensichtlich nicht gerade armen kasachischen Staatsbürgern auf. Das Brautpaar im dicken S-Klasse Daimler, der Rest ebenfalls mit Fahrzeugen deutscher Premium- Marken. 

Touristen-Shopin Turkestan

Turkestan

Das Brautauto ist mit großen Blumenlettern geschmückt. „LOVE“ steht da unübersehbar Brautauto in Turkestanauf der Motorhaube. 
Hier, im fernen Zen- tralasien, wirkt dieses englische Wort  völlig deplaziert!
... aber, wenn’s das junge Glück erfreut.


Um die Ecke steht noch ein Geldautomat, an dem ich noch ein paar Tenge bunkern möchte, leider ohne Erfolg, das Ding will einfach nicht.
An der Kreuzung, an der wir vorhin zum Mauso- leum abgebogen sind, steht bereits ein Weg- weiser nach Samara, der nächstgelegenen Stadt in Russland.
Ja wunderbar, sind ja nur noch 2101 km! Irgendwelche Berge und Kurven sollen laut Karte unsere Fahrt bis dorthin auch nicht beeinträch- tigen. Flach, flacher, Steppe...

das sind andere Entfernungen

Tolle Aussichten im wahrsten Sinne des Wortes, keinerlei Sichtbehinderung bis zum nicht enden wollenden Horizont.
Das einzige, was hier ansteigt, ist die Tempera- tur. So knapp 35°C sind es mittlerweile.
Wirkt bei der anschließend recht flotten Gangart auf guter Straße wie ein Föhn in der Steppe.

nichts begrenzt den Horizont

flach, flacher, Steppe

Archie mit seiner Helmkamera

Gegen acht Uhr sind wir in Kzyl-Orda. Fast obligatorische Polizeikontrolle von sehr netten und freundlichen Beamten am Ortseingang. Auch hier gilt das Interesse mehr den Motor- rädern als den Papieren.
Wir suchen die im Lonely Planet empfohlenen Unterkünfte.
Das Hotel Kzyl-Orda ist das erste Haus, das wir anlaufen. Die eigentlich recht schönen Zimmer scheinen uns aber mit 10.000 Tenge (62 Euro) für die hiesige Gegend recht überteuert.


Nächste Empfehlung das Hotel Asetan.
Mit 11.000 Tenge ohne Frühstück noch teurer als das erste.
Ich beginne mit der freundlichen Dame hinter dem Tresen zu feilschen, die allerdings über einen evtl. Nachlass nicht selbst entscheiden kann. Aber nach zwei Telefonaten mit ihrem Chef bekommen wir das Zimmer für 9.000 Tenge (55 Euro) inklusive Frühstück.

ein Wald aus Strommasten

Ein Angestellter hilft uns das Gepäck zum Zim- mer zu transportieren.
Als er dann die Tür aufsperrt, sind mir meine eben hart geführten Verhandlungen fast schon etwas peinlich.
Wir betreten eine unerwartet große, nobel möblierte Suite, mit Vorraum, riesigem Schlaf- zimmer und einem ebenfalls geräumigen und; auch für westliche Verhältnisse, luxuriösem Badezimmer mit Hitech-Duschkabine.
In vergleichbaren europäischen Städten dürfte der Preis für derartige Räumlichkeiten deutlich jenseits von 250 Euro pro Nacht liegen.

Polizeiposten

Kzyl-Orda - Hotel Asetan

Anfangs haben wir uns noch über den relativ hohen Standard und dem damit verbundenen Preisniveau der Hotels in dieser Stadt gewun- dert, bis uns klar wird, dass wir uns hier mitten in den kasachischen Ölfeldern befinden.
Die zahlungskräftige Kundschaft aus der Petro- chemie will natürlich auch standesgemäß unter- gebracht werden.
Wahrscheinlich deshalb werden wir beim an- schließenden Abendessen in der nahegelegen Pizzeria gleich zweimal gefragt für welche Firma wir denn hier tätig seien.


noble Suite im Asetan noble Suite im Asetan

Von den Tücken der islamischen Ess- und Trink- gewohnheiten bin heute nur ich betroffen. Der C kriegt hier sein geliebtes Feierabendbierchen, aber die als Vorspeise georderten Fleischspieße sind mal wieder mit Hammelfleisch bestückt.
IGITT!
Doch wie immer, des einen Leid, ist des anderen Freud. Archie kennt da nichts und verputzt die Teile restlos.
Da muss ihm wohl ein Geschmacksnerv fehlen, mich schüttelt es allein beim Zuschauen.

Zum Glück gibt es dann noch eine Pizza mit SCHWEINE-Speck, so dass ich nicht hungrig zum Hotel zurück laufen muss.
Nachdem das Feierabendbierchen auch nicht alleine bleibt, hätte ich sonst mit dem Laufen vielleicht doch noch ein Problem bekommen  (Nö, Nö, so schlimm war es keineswegs!) ;-))

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