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Kasachstan 1
KASACHSTAN 1
Georgievka
Sarkand
Charyn
Almaty
Taras
 
 

Mittwoch  6. Juni 2007

Sarkand - Kultuk - Charyn


von

nach

Dauer  h

Fahrt   h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Sarkand

Charyn-Camp1

12,0

8,0

4,0

595

42

74


Frühstück um neun Uhr. Für umgerechnet zu- sammen 85 Cent kriegen wir Tee, Weißbrot, Butter und Marmelade von den Mädels serviert.
Beim anschließenden Beladen der Bikes erklären wir ihnen noch zum Abschied den geplanten Verlauf unserer Heimreise.
Als wir dabei die Krim erwähnen, kam ein sehnsüchtiges „aaahhh Kriiiimskaaa“ zurück.
Die ukrainische Halbinsel am Schwarzen Meer scheint immer noch das Traumziel des gesam- melten ehemaligen Ostblocks zu sein.

sarkand

Das Landschaftsbild wird wieder etwas freund- licher. Stellenweise hügelig mit ein paar Kurven, eine willkommene Abwechslung zur gestrigen stumpfsinnigen Geradeaus-Rödelei.

Fotostopp auf einer Anhöhe mit Aussicht auf die verschneiten Ausläufer des Tien-Shan-Gebirges, mit bis zu 7000m hohen Bergen, neben dem Pamir das zweithöchste Gebirge Zentralasiens.


Steppe, dahinter der Tien-Shan

Eine halbe Stunde später ist plötzlich ein riesiges Polizeiaufgebot auf der Strecke. Überall stehen Ordnungshüter am Straßenrand. Als uns dann ein entgegenkommender Streifenwagen stoppt, erkennen wir kurze Zeit später auch den Grund für die übermäßige Präsenz. Hier zieht ein Radrennen durch.
Ein Pulk von ca. 150 bunten Pedalrittern mit ein paar Begleitfahrzeugen wälzt sich vorbei. Danach dürfen wir weiter, die paar Nachzügler, die noch kommen, werden wir schon nicht über den Haufen fahren. .

Radrennen

Plausch mit den Rennradlern

Gleich darauf hält uns ein von der Strecken- sicherung übrig gebliebener Sheriff noch mal auf. Er ist aber, wie bisher alle getroffenen Offiziellen, nett und freundlich. Begrüßung per Handschlag, mit den üblichen Fragen nach woher, wohin, Motorraddaten usw., aber ohne jegliche Kontrolle unserer Papiere.
Drei Nachwuchs-Rennradler gesellen sich eben- falls dazu und betrachten mit ihm zusammen sehr interessiert unsere gesamte Ausrüstung.
Besonders unsere GPS-Geräte haben es ihnen angetan.


Taldy Kurgan

Gegen Mittag sind wir in Taldy Kurgan. Damit nicht nur mein Konto geschröpft wird, will der C auch ein paar Tenge holen. An der Halyk Bank steht eine kleine Menschentraube vor dem Automat.
Als Archie fast an der Reihe ist streikt die blöde Maschine.
Zehn Minuten umsonst angestanden.
Ein paar hundert Meter weiter finden wir noch eine Bank, da bekommt er dann sein Geld.


Kurz nach der Stadt kommt uns ein Motorrad entgegen. Ein dänischer Rentner, der mit seiner Suzuki in die Mongolei will.
Dort scheint sich ja ein richtiger Massen- tourismus anzubahnen, witzeln wir. DistelSchon der Fünfte, der dort hin will!
Nach einer halben Stunde Smalltalk auf Englisch sind wir dann wieder unterwegs.

Däne getroffeen

korrupter Polizist

Kaum richtig in Schwung, werden wir von einem zivil aussehenden Polizeifahrzeug angehalten. Ein Uniformierter steigt aus, salutiert, begrüßt uns freundlich per Handschlag und will dann unsere Pässe. Als er diese hat fängt er an dienstlich zu werden und behauptet, wir hätten trotz Gegenverkehr überholt. Keine Ahnung wo wir das verbrochen haben sollen. Alle unsere höflich hervorgebrachten Einwände interessieren ihn nicht. Er weist Archie an mit in sein Auto zu steigen und erzählt dann was von Protokoll und hundert Dollar Strafe.


Das mit den Dollars kommt uns schon komisch vor, warum keine Landeswährung?
Sehr komisch!
Die Sache stinkt doch zum Himmel, aber der Typ hat leider unsere Pässe in seiner Hand und deshalb im Moment die besseren Karten. Archie wird langsam grantig, holt seine Brieftasche raus und entnimmt ihr zwei 10 Dollar Noten, ein Zehntel des geforderten Betrags. Mehr hat er nicht, gibt er dem korrupten Stinker zu verste- hen. Er hält ihm stur die zwei Scheine unter die Nase und die andere Hand zur Entgegennahme der Pässe auf.

Saryozek Shopping

Nach anfänglichem Zögern, das ist ihm wohl zu wenig, akzeptiert er dann doch den Deal und steckt das Geld ein. Mit Sicherheit in seine eigene Tasche. Alles andere wäre ein Wunder. Wir kriegen unsere Dokumente zurück und er verschwindet.
Das erschüttert uns jetzt aber schon, vor allem haben wir mit so einem dreisten Verhalten nicht gerechnet. Die ganzen Schauergeschichten hielten wir für Räuberpistolen, denn bisher haben alle Amtsträger, absolut alle, absolut korrekt gehandelt.

Saryozek Bahnschranke

Aber dieser Mistkerl hier fällt unter die widerliche Kategorie der uniformierten Wegelagerer. Beim nächsten Mal wird uns so etwas nicht mehr passieren, schwören wir uns!
Die 20 Dollar Verlust sind ärgerlich und werden in der Rubrik Lehrgeld verbucht.
Wir überlegen uns sogar, ob wir den Kameraden nicht bei der kasachischen Regierung anpran- gern sollen (wie uns später in Almaty empfohlen wird). Namen haben wir zwar keinen, jedoch wunderschöne Videoaufnahmen von ihm und seinem Auto.

Pferde auf der Strasse

Knapp zwei Stunden später sind wir in Saryozek. Hier wollen wir unsere bisher stets südliche Hauptrichtung verlassen und eine Schleife nach Osten einlegen.
Da wir heute vermutlich irgendwo in der Pampa zelten werden, decken wir uns in dem kleinen Ort noch mit Proviant und Sprit ein.
Die so genannte singende Sanddüne im Altyn- Emel Nationalpark soll unser Ziel werden.
15 km hinter dem Ort biegen wir nach Süden ab. Nach weiteren 20 km endet die Straße und die jetzt folgende Piste teilt sich in drei verschiedene Richtungen.

Pause auf der Passhöhe

Um nicht irgendwo im No- where zu landen fragen wir zwei Frauen, die an einem nahe- gelegen Haus stehen, nach dem Weg in den Nationalpark.
Hier wären wir verkehrt, deuten sie uns, wir sollen zurück zur Hauptstraße und dann weiter nach Osten.
Die Straße steigt jetzt ständig an und führt hinauf auf einen kleinen Paß.
Auf der Passhöhe steht ein dreisprachiges Schild und ver- kündet, dass hier der Altyn- Emel Nationalpark beginnt.

Naturpark Altyn-Emel

Ein Stück weiter versuchen wir erneut unser Glück und biegen nach Süden ab. Nach ca. 20 km auf einem schmalen Sträßchen endet der Weg in einem kleinen Dorf. Dann beginnt die Wüste.
Es führen zwar ein paar Pisten zwischen den kahlen Schotterbergen hindurch, aber welche davon die richtige zur gesuchten Sanddüne ist wissen wir nicht. Da wir deren genaue Lage auch nicht kennen, hilft uns auch kein GPS, uns dort hin zu lotsen.
Detailkarten gibt es nicht und Google-Earth funktioniert leider auch nicht ohne Internet- anschluss.

Enten auf der Strasse

Schotterberge

Wäre manchmal schon eine echte Hilfe, wenn man das Gelände aus der Vogelperspektive betrachten könnte.
Dann halt keine Düne!
Wir drehen also unverrichteter Dinge wieder um und fahren zurück zur Hauptstraße und dann weiter Richtung Osten.

Esel auf der Strasse
Hunde auf der Strasse

Ein Stück bergiges Steppengebiet liegt vor uns. Die Landschaft erinnert uns stark an die südlichen Gefilde der Mongolei.
Hier aber gibt es statt der Pisten eine ordentliche Straße, deren schöner kurviger Verlauf nach dem Verlassen der Berge wieder zu den schier endlosen Geraden im Flachland verkommt.
Etwa hundert Kilometer zieht sich die Strecke bis Koktal.
Würden wir der Strasse weiter nach Osten fol- gen, kämen wir nach kaum 40 km an die chine- sische Grenze.

Steppe

Wir tanken die Mopeds voll, füllen einen Schluck Motoröl ein und biegen dann nach  Südwesten ab. Auf dieser Strasse ist jetzt wieder richtig was los, hier findet die „Import-Rallye“ statt. Hoffungs- los überladene chinesische Lkws und jede Menge Busse, die ebenfalls bis zum Bersten mit Waren aus dem Reich der Mitte vollgestopft sind, kriechen über den löchrigen Asphalt Richtung Almaty.
Zeit spielt anscheinend keine Rolle, die Devise heißt ankommen. Wahrscheinlich würde das alte, sowieso schon bis zum Äußersten beanspruchte, Material ein schnell durchfahrenes Schlagloch nicht mehr überstehen.

geradeaus, geradeaus

Friedhof bei Charyn

Wir überqueren den großen Strom Ihle, passieren den Ort Charyn und fahren weiter bis zum gleichnamigen Fluss.
Dort finden wir dann nach kurzer Suche, so einen Kilometer abseits der großen Straße, einen geeigneten Platz zum Campieren direkt am Wasser.

Pünktlich  zu dem, vom Navi um 20:19 Uhr vor- hergesagten, Sonnenuntergang stellen wir das, durch die diversen Regenfahrten immer noch leicht feuchte Zelt auf.
Kein Schaden, daß das Teil mal an die frische Luft kommt.


Sunset im Charyn-Canyon

Während der C gegen die Tücken des Benzin- kochers kämpft, fange ich mit der Kamera die malerische Abendstimmung im canyonartigen Flußtal ein.
Das Abendessen, besteht heute aus lauwarmer Suppe mit Nudeln „al dente“, (der Kocher hat auf halbem Weg gestreikt), Weißbrot und nicht ganz kühlem Dosenbier. Hat uns trotzdem hervor-ragend geschmeckt, “der Hunger treibt’s halt nei“ wie es so schön heißt. Alles dokumentiert durch die auf dem Stativ mitlaufende Video- kamera. (zwei Neger im Kohlenkeller)
Ich überspiele noch Trackdaten und Fotos auf mein Notebook, dann tüten wir uns in unsere Schlafsäcke ein. Mit einer Isomatte unter dem Hintern und einem kleinen Kissen unter der müden Beule lässt es sich dann richtig gut pennen.

Bierchen vor dem Zelt
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