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Kasachstan 1
KASACHSTAN 1
Georgievka
Sarkand
Charyn
Almaty
Taras
 
 

Donnerstag  7. Juni 2007

Charyn-Canyon - Almaty


von

nach

Dauer  h

Fahrt   h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Charyn-Camp1

Almaty

11,1

6,4

4,7

328

30

51


Gegen 6:30 Uhr weckt uns die Sonne.
Archie geht zum Duschen, das heißt, er tigert zum Fluss hinüber und schüttet sich mit dem Kochtopf das eiskalte Wasser über den Kopf. Da würde es mir den Skalp abreißen. Kein Wunder, dass er kaum noch Haare auf der Beule hat!  Ich behalte lieber den Rest meiner Haarpracht und beschließe, bis heute Abend gemütlich vor mich hin zu müffeln. Wir sind ja an der frischen Luft.
Zelt abbauen, einpacken, aufladen.
Frühstück mit Keks und Cola gibt es auf dem Motorrad-Buffet.

Frühstücksbuffet

Durchs Gelände zurück zur Hauptstrasse.
So gegen acht Uhr sind wir wieder on the road.
Gleich an der nächsten Steigung liegt, mitten auf gerader Strecke, noch am Zugfahrzeug hängend, ein Lkw-Anhänger auf der Seite. Die ganze Fuhre ist vermutlich aus irgendeinem Grund zurück gerollt, hat sich dabei verschränkt und ist dann umgekippt. Der Fahrer hatte seine Ladung auch sehr intelligent verteilt: Hänger voll, Maschinenwagen leer. Letzteres sind sie jetzt beide.

Ladungshemmung

Eine gute halbe Stunde später biegen wir wieder nach Süden ab. Wir wollen zurück zum Oberlauf des Flusses, an dem wir heute genächtigt hatten. 

Durch eine tolle hügelige Landschaft genießen wir die gute und endlich mal auch kurvige Straße.


... und der Mond scheint bleich und kasig ab und zu - gabs ne Kuh

Foto- und Zigarettenpause auf einer kleinen Paßhöhe neben einem monumentalen Denkmal, das wohl an einen berühmten Vaterlands- verteidiger erinnern soll..

Von hier aus hat man eine  grandiose Aussicht auf die seltsam bucklige Gegend und das da- hinter liegende, verschneite Tien-Shan Gebirge.


Feldherr auf Motorrad Blick zum Tien-Shan Feldherr auf Pferd

Auf der weiteren Fahrt bergab Richtung Süden, taucht aus dem  Dunst langsam der Canyon des Charyn auf.
Zwar nur eine Miniaturausgabe des amerikanischen Grand Canyon, aber dennoch recht nett anzusehen.
Etwa 200 - 300m tief hat sich der Fluß in den bunt geschichteten Sandstein hinein gefressen.

Hügel mit Rückgrat

Charyn.Canyon

Nachdem wir das Tal von der neuen Brücke aus in Ruhe betrachtet haben, fahren wir ein Stück flußabwärts einen kleinen Schotterweg zum Was- ser hinunter. Ganz geht aber leider nicht, die letzten fünf Meter sind Steilabbruch.
Dafür haben wir mit unseren Maschinen die Aufmerksamkeit eines Schafhirten auf uns gezogen, der sofort neugierig zu uns herab geritten kommt und uns landesüblich freundlich per Handschlag begrüßt. Kurzer „Hand und Fuß- Plausch“, eine gemeinsame Zigarette, dann kehrt er samt Pferd und Hund winkend zu seiner Herde zurück

Charyn.Canyon

Charyn.Canyon

Danach holpern wir den Steilhang wieder vollkommen problemlos hinauf und machen uns dabei per Funk über die Jungs von „Long way round“ lustig, die an so einer Steigung hier am Canyon fast verzweifelt sind. Charyn.Canyon
Sie mussten ihre Motorräder abladen, dann das Gepäck zu Fuß hinauf tragen, um wieder mit ihren Maschinen nach oben auf die Strasse zu kommen.


Um doch noch bis zum Wasser zu gelangen, fahren wir über die halb zerfallene alte Brücke. Dort kommen wir bis zum Ufer hinunter. 
Heute haben wir ungewohnt viel Zeit. Es ist noch nicht einmal Mittag und unser heutiges Ziel Almaty ist von hier nur knappe 150 km entfernt. Nach den Strecken der letzten Tage eigentlich nur ein Katzensprung, Ruhetag sozusagen.
Nach einer ausgiebigen, gemütlichen Pause,  bummeln wir wieder durch die Hügellandschaft zurück zur Hauptstraße.

Charyn.Canyon

China-Lkw

 Wie schon gestern beobachtet, schleppen sich hier endlos die Chinesen-Karawanen mit hoff- nungslos überladen Lkws und Bussen Grill-restaurantRichtung Westen.
Etwa 50 km vor Almaty weht uns in einer kleinen Ort- schaft wieder mal einer jener  unwi- derstehlichen Düfte um die Nase.


An den Schaschlikspießen, die in der qualmen- den Grillhütte brutzeln, kommen wir einfach nicht vorbei.
Leider stecken die Kasachen wieder tote Schafe auf die Spieße, aber es ist für mich essbar.

Der Hammel-Geschmack ist nicht annähernd so schlimm, wie letztes Jahr in der Mongolei.
Mit je zwei Spießen und einer Cola im Magen können wir dem jetzt kommenden Großstadt- verkehr wesentlich gelassener ins Auge sehen.


Grillstand an der Hauptstrasse Hammelspiesse, aber genießbar

Wir stauen uns quer durch das Gewühle der größten Stadt Kasachstans (1,2 Mio).
Über das Forum des Lonely Planet hatte ich zu Hause schon eine private Unterkunft im Westen der Stadt ausfindig gemacht und die Besitzer auch kontaktiert. Doch die Adresse zu finden, ist schier unmöglich. Zum Glück habe ich die von Marat erhaltenen Koordinaten dabei. Als wir diese mit Hilfe unserer GPS  erreichen, stehen wir in einer ziemlich einfachen Siedlung.

Nicht gerade eine Villen-Gegend. Auch von dem Guesthouse ist keine Spur zu entdecken.
Die Leute, die wir hier fragen, kennen keine „Pension Valentina“. Von anderen werden wir auf Grund des Straßennamens wieder zurück in die Stadt geschickt. Zehn mal fragen, bedeutet mindestens zehn verschiedene und widersprüch- liche Antworten zu bekommen.
Schließlich landen wir zum wiederholten Male mitten in der Stadt,


Almaty - Verkehrsgewühl

Reichlich genervt vom dichten, stinkenden und nur zäh fließenden Stadtverkehr sowie der er- folglosen Sucherei, setzen wir uns zur Beruhigung unserer Nerven ins nächstbeste Cafe. Sieht ziemlich nobel aus und hat auch entsprechende Preise. Umgerechnet 8,- Euro für zwei Apfelkuchen mit Vanilleeis und ein Cola berechnen sie uns.
Ok, in Deutschland hätten wir wahrscheinlich das Dreifache gelöhnt, aber wenn man gerade aus den Wäldern Sibiriens und der leeren Steppe Kasachstans kommt, empfinden wir das als ziemlich happig.


Wir fahren wieder zurück in die Nähe der Stelle, wo laut Koordinaten die Pension sein sollte.
Ich starte einen letzten Versuch und rufe Marat auf seinem Handy an. Ich erreiche ihn auch und er verspricht uns in etwa einer halben Stunde an unserem jetzigen Standort, dem Parkplatz des Country Club Ala-Tau, abzuholen.
Dank der guten Beschreibung unserer „beson- deren“ Merkmale, zwei BMWs mit deutschem Kennzeichen, etwa vergleichbar mit UFOs am Stachus in München, findet er uns auf dem leeren Parkplatz sofort.

Westend von Almaty

Pension Valentina

Die Gegend, in die er uns lotst, ist uns wohl bekannt. Hier waren wir ganz am Anfang. Die gesuchte „Pension“ konnten wir auf keinen Fall finden, es ist nur ein Privathaus, in dem uns die Eigentümerin namens Valentina ein einfaches, kleines Zimmer vermietet. 60 US$ incl. Abend- essen und Frühstück.
Erscheint uns auch recht überzogen, ist aber, verglichen mit den hiesigen Hotelpreisen, noch günstig.
Der Unterschied ist echt krass: Das Leben auf dem Land kostet fast nichts, jedoch in Almaty herrscht mitteleuropäisches Großstadt-Preis- niveau.


Wenn wir nicht unsere zwingend vorgeschrie- bene Registrierung der Visa hier vornehmen müssten, hätten wir auf eine Übernachtung in Almaty verzichtet..

Marat, Valentinas Lebensgefährte, bietet sich an, uns morgen in die Stadt zu chauffieren und uns bei dem bevorstehenden Behördengang behilf- lich zu sein.


Marat am Computer

Als Abendessen serviert er uns einen kräftigen Borschtsch, einen sehr schmackhaften Eintopf aus roten Beten, Zwiebeln, Weißkohl, Karotten, Kartoffeln, Tomaten und Rindfleisch.
Nach einem in Englisch gehaltenen, gemütlichen Ratsch über Gott und die Welt verziehen wir uns relativ bald in die Falle. Morgen müssen wir früh raus, um rechtzeitig auf dem Amt zu sein.
Toll, war schon immer mein Hobby früh aufzu- stehen, um auf ein Amt zu gehen….

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