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Georgievka
Sarkand
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Almaty
Taras
 
 

Dienstag  5. Juni 2007

Georgievka - Ayaguz - Ucharal - Sarkand


von

nach

Dauer  h

Fahrt   h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Georgiyevka

Sarkand

11,4

7,4

4,0

565

55

77


Früh einschlafen, macht früh munter. Kurz vor acht sind wir schon auf! Sogar ich bin schon fast fertig, und das will was heißen für diese Tageszeit.
Die sanitären Anlagen des Hauses bestehen aus einer Waschschüssel im Treppenhaus und aus einem schmuddeligen Häuschen mit Loch im Bretterboden etwa zehn Meter vom Gasthaus entfernt. Die Benutzung derselben überlassen wir deshalb großzügig den anderen Hotelgästen. Frühstück entfällt ebenfalls, so wären wir relativ schnell abfahrbereit.

Waschgelegenheit

Doch erst muss noch das Werkzeug ausgepackt werden. Meine untere Federbeinbefestigung ist wieder mal lose und Archies Schwingenlager, das er seit Krasnojarsk schon ein paar Mal hat nachstellen müssen, ist erneut locker.
Jetzt beim morgendlichen Check entdeckt er den Grund dafür. Der innere Lagerzapfen hat sich Stück für Stück herausgedreht. Um diesen wieder entsprechend festzuziehen braucht er einen 12er Inbus, den wir aber nicht dabei haben.

da ist ne Schraube locker

Er fragt den Wirt, der unsere Aktivitäten neu- gierig mitverfolgt, nach so einem Schlüssel. Nach kurzer Zeit hat er begriffen was wir brauchen, aber in seinen Werkzeugbeständen ist nichts Passendes zu finden.
Kein Problem, freundlicherweise chauffiert er mich kurzerhand mit seinem Auto zu einem Freund von ihm, bei dem wir uns so ein Teil aus- leihen können.
Der Rest ist Routine.

Lokale Währung brauchen wir jetzt auch noch.

Tanken in Georgievka

Im Ort finden wir eine Bank mit Geldautomat. EC- Karte rein, PIN eingetippt, Betrag wählen (50.000 Tenge = 300 Euro) schon spuckt das Teil die Karte wieder aus. Das ging so schnell, dass ich erst denke, die Transaktion wurde abgebrochen, aber nach kaum zwei Sekunden öffnet sich unten die Klappe mit dem Geld. Verblüffend, so fix schafft man das nicht einmal bei der Hausbank.

Die ersten 3.200 (18 EUR) gehen anschließend gleich für ca. 45 Liter 91er Normalbenzin drauf. Sind umgerechnet satte 43 Cent pro Liter, für uns einfach traumhafte Preise.
Den Einheimischen ist das in Relation zum Einkommen anscheinend trotzdem noch viel zu teuer, denn die tanken fast ausnahmslos das 80 Oktan Klingelwasser für etwa 33 Cent/Liter.


Steppe nach Georgievka

In den nächsten 150 km bis Ayaguz ändert sich angenehmerweise das Wetter von grau bei 7°C auf heiter bei 20°C.
Die vom gestrigen Gewittersturm immer noch stellenweise feuchten Klamotten trocknen jetzt schön langsam wieder.
Pause am Ortseingang von Ayaguz an einem kleinen Kiosk.
Mit den üblichen Keksen, Schokoriegeln und Colas holen wir dort das Frühstück nach.

kurz vor Ayaguz

Während wir da stehen und eine nette „Unterhaltung“ (Hand-und-Fuß-Sprache) mit dem schon älteren Besitzerpärchen führen, kommen drei Männer mit ihren Fahrrädern neugierig angeradelt.
Beim Bestaunen unserer beladenen BMWs zeigt einer anschließend mit verschmitztem Lächeln auf seinen alten Drahtesel und meint ganz stolz: „Mercedes!“
Überhaupt wird man hierzulande überall recht freundlich empfangen. Noch netter als bei den Russen.

kurz vor Ayaguz

kurz vor Ayaguz

Auch anschließend in Ayaguz werden wir bei der Fahrt durchs Getümmel, wie vorher schon in anderen Städten, fast bejubelt. Kioske


Praktisch an jeder roten Ampel spre- chen uns die neben uns stehenden Autofahrer an.


Pause

„Woher, wohin“ und wahrscheinlich vieles mehr, was wir aber leider nicht verstehen können, wollen sie wissen.
Andere winken uns im Vorbeifahren zu oder fotografieren, bzw. filmen uns mit ihren Handys.
Die Art der Begeisterung wirkt auf uns schon fast befremdlich, denn in heimischen Gefilden wird man von der vierrädrigen Fraktion im Allge- meinen eher geächtet.
Kurz hinter Ayaguz ist mitten in der Pampa ein Checkpoint mit geschlossenem Schlagbaum.


Friedhof

Ein Uniformierter bittet uns die Mopeds auf der Seite zu parken und ihm ins Büro zu folgen.
Wir müssen uns hier registrieren lassen. Von ebenfalls netten und freundlichen Beamten werden unsere Daten in eine Kladde eingetragen.
Anfangs wundern wir uns noch über die Proze- dur, bis uns einfällt, daß vor uns das ehemalige Atombomben-Testgelände der Russen liegt.
Die Schranke öffnet sich und wir dürfen in das anscheinend noch immer unter besonderer Kontrolle stehende Gebiet einfahren.


Eine riesige, praktisch zivilisationslose Ebene breitet sich vor uns aus. Ob hier noch radioaktive Strahlung von den einstigen Versuchen vorhanden ist, können wir nicht messen. Nur die aktuelle Einstrahlung der Sonne. Die verursacht auf dem Thermometer eine Anzeige von etwas über 20°C.
Auf einem kleinen Hügel neben einer Kurve, in dieser Gegend beides eine Besonderheit, Zigaretten- und Fotostopp. Flachland so weit das Auge reicht, die schier unendlich langen, kerzengeraden Asphaltbänder verschwinden irgendwo im Dunst.

Steppe Ayaguz -Ucharal

Steppe Ayaguz -Ucharal

kein Bezin

Nach gut 200 km durch dieses Ödland wird dem C langsam der Sprit knapp. Trotz gemächlicher Fahrweise, selten über 100 km/h, muss er schon nach ca. 325 km auf Reserve schalten. Der ziemlich starke Gegenwind fordert seinen Tribut.
10 km weiter kommt eine Tankstelle, leider geschlossen.
Nochmals 40 km später die nächste. Der Tankwart kommt uns entgegen gelaufen und winkt ab, kein Benzin.
Mist, jetzt wird’s eng. Es sind noch weitere 40 km bis Ucharal, dem nächsten Ort.
Bis dahin kann das nicht mehr reichen.


Umfüllaktion

Tatsächlich nach fünf weiteren Kilometern ist Schluss. Archies R100R ist trocken. Zum Glück hat meine GS PD den großen 33 Liter fassenden Tank, so dass wir für den Rest der Strecke noch genügend Sprit für uns beide haben.
Um meinen Tank nicht abbauen zu müssen, leeren wir eine Plastikwasserflasche und benutzen sie zum Umfüllen.
Etwa 2,5 Liter melkt der C aus meiner Kuh. Dann ist auch meine Reservegrenze erreicht.
Bis zur Tankstelle nach Ucharal wird es hoffent- lich langen.


Wir schaffen es bis zur ersehnten Pumpstation.
Dort gerate ich allerdings mit dem Tankheini etwas aneinander.
Das übliche Vorkasse-Prinzip wie in Russland. Ich gebe ihm 5000 Tenge zum Volltanken beider Mopeds. Archie füllt auf und ich will bei mir weitertanken. Der Kerl stoppt die Pumpe. Ich gehe zurück zu seinem Häuschen und erkläre ihm er solle sie wieder einschalten. Tut er auch, aber nach 25 Liter schaltet er wieder ab. Das Ganze nochmal, dann ist auch mein Tank voll.

Umfüllaktion

Allerdings will er jetzt 68 Liter abrechnen. Ich signalisiere ihm ganz deutlich ein „unmöglich“.
Dann sind es nur noch 58 Liter. Ist im Prinzip unser gesamtes gemeinsames Fassungsvermö- gen und da wir beide fast restlos leer waren sage ich ok. Die Rückzahlung des Wechselgeldes ist in etwa mit der Spritabgabe vergleichbar. Erst gibt er mir 200 Tenge und als ich ihm daraufhin tief in die Augen schaue, schiebt er nochmals

400 durch die Schublade. Grob nachgerechnet hat er uns wahrscheinlich ein bis zwei Euro zu viel abgeknöpft. Deshalb zu streiten lohnt nicht,  vor allem wenn man die Sprache nicht be- herrscht.
Den intelligentesten Eindruck hat der Typ auf mich sowieso nicht gemacht, so unterstelle ich ihm mal eher Unfähigkeit als Absicht.


von Norden nach Ucharal

Gleich hinter der Tankstelle ist der südliche Checkpoint  der verseuchten(?) Kontroll- Zone. 
Zwei richtig lustige Polizisten erledigen den Papierkram. Wieder bedauern wir, daß wir die Sprache nicht sprechen.

Nach dem formellen Teil folgt noch der inoffizielle mit Fotos in der Amtsstube und neben den Motorrädern. Auch ein Ehepaar mit Tochter posiert neben den fremden Mopeds um sich ablichten zu lassen.


Ucharal Ucharal

allabendlicher Viehtrieb

Auf den nächsten ca. 130 km bis Sarkand wer- den wir ziemlich oft von über die Straße ziehen- den Rinder-, Schaf- und/oder Ziegenherden ein- gebremst.
Die Vierbeiner sieht man weit genug, deshalb kann man sich ja leicht darauf einstellen.
Brenzlig war nur eine Situation mit einem einzel- nen Zweibeiner.
Ein  etwa vierjähriges Mädchen, das kurz vor uns vom Straßenrand aufspringt und uns praktisch direkt vor die Vorderräder läuft.
Das war verdammt knapp! „Dumme Gans“!


In Sarkand suchen wir nach einer Unterkunft, können aber auf der Fahrt durch die Stadt nichts finden. 
Als wir uns am Ortsausgang eigentlich schon entschließen weiter zu fahren, starten wir noch einen Versuch an einem kleinen, weißen Haus, etwa ungefähr hundert Meter zurück, das im Erdgeschoss eine Wirtschaft hat.
Treffer! Unten ist die Kneipe und oben gibt es ein paar einfache Zimmer. Standard wie bei den gestrigen.

Sarkand

Die “Sanitär”-Anlagen bestehen aus einem Plumpsklo in der Wiese hinter dem Haus und einem Waschbecken in einer Ecke der Gast- stube.
Die Mopeds parken um die Ecke vor der Küche. Da sie von der Durchgangsstrasse all zu gut sichtbar wären, „tarnen“ wir die reflektierenden Kennzeichen zusätzlich durch einen davor gerollten alten Lkw Reifen.

1200 Tenge (€ 7,50) zahlen wir für das Zimmer und weitere 1500 (€ 9,50) KZT (=KaZachstan- Tenge) für das Abendessen.
Das besteht aus gekochtem Hühnchen, mit Fleisch gefüllten Teigtaschen (alles recht schmackhaft), zwei Bierchen, 1L Pepsi und einer Schachtel Zigaretten.
Alles deutlich günstiger als bei unserem gestri- gen „Großhotelier“.


Sarkand - Dinner

Drei lustige Frauen schmeißen hier den ganzen Laden.
Bei den ersten Fotos, die ich von ihnen machen will, zieren sie sich noch ein wenig, aber nachdem sie die ersten Bilder von sich im Display gesehen haben, kriegen sie sich fast nicht mehr ein.
Der anschließende Einsatz von Archies Fotodrucker setzt der Stimmung noch die Krone auf. Der kleine Printer wird von allen bestaunt wie das achte Weltwunder. Innerhalb einer Minute ein Bild in echter Fotoqualität, für die meisten hier schier unglaublich.


Sarkand Sarkand Sarkand

Jeder will natürlich einen Ausdruck seines Bildes haben. Auch die Gäste vom Nachbartisch, die unser Treiben interessiert mitverfolgen, bekom- men ihr Foto von uns gedruckt. Sie wollen sogar dafür bezahlen, was wir aber dankend ablehnen.
Nicht ablehnen können wir zwei Bierchen, die uns die Mädels unbedingt spendieren wollen. Keine Chance! Also Dankeschön!

Sarkand
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