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Kasachstan 1
KASACHSTAN 1
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Montag  4. Juni 2007

Rubtsovsk - Semey/Semipalatinsk - Georgievka


von

nach

Dauer  h

Fahrt   h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Rubtsovsk

Georgiyevka

7,9

5,4

2,5

344

44

64


Rubtsovsk Hotel BELEG

Um neun Uhr klopft es an der Zimmertür, das Frühstück wird gebracht.
Nachdem wir gestern bis in die Puppen geratscht haben, gestaltet sich der Morgen etwas zäher.
Auch Karle und Ulli haben ihre liebe Mühe in die Gänge zu kommen und das trübe und regne- rische Wetter motiviert auch nicht so recht zur Weiterfahrt.
So kurz nach 11:00 Uhr verabschieden wir uns dann doch und schwingen uns wieder in die Sättel.


Mit frisch gefüllten Tanks wollen wir in südlicher Richtung durch die sumpfigen Straßen aus dem Ort fahren. Aber wie bereits oft erlebt, enden die vermeintlichen Ausfallstraßen irgendwo im No- where. Schilder sucht man eh vergebens.
Nach der schon fast üblichen, unfreiwilligen Städtebesichtigung finden wir die richtige Straße. Vorsichtshalber haben wir noch einen herum- stehenden Milizmann gefragt.

Gegen Mittag sind wir an der Grenze.

Einfahrt zur russischen Grenzstation

Nach kurzer Vorkontrolle am Eingang des Zoll- hofs werden wir zum Hautgebäude weiter ge- schickt.
Neben einem kasachischen Pkw sind wir momentan die einzigen Grenzgänger.
Nett und freundlich werden die nötigen Formali- täten von den russischen Beamten in ca. 30 Minuten erledigt.
Als wir gerade starten wollen, kommt uns von der anderen Seite ein Bus aus Großbritannien ent- gegen. Kurzer Ratsch mit dem Fahrer, der uns wilde Stories über seinen Behördenkrieg in Kasachstan erzählt, weil er irgendein Papier nicht hatte.

russischer Grenzer

Nach der üblichen, finalen Kontrolle fahren wir durch das ebenfalls obligatorische „Reifendes- infektionsbad“, hier ein Sandloch und keine wie sonst anzutreffende Schlammpfütze, hinüber zu den Kasachen.
Gleiches Schema: Vorkontrolle, dann schicken sie uns weiter zum Hauptgebäude.
Nur müssen wir diesmal hier etwa 15 Minuten warten, bis die Meute von einem vor uns befind- lichen russischen Bus abgefertigt ist.

"Desinfektionsbad"

Dann sind wir an der Reihe. Auch hier richtig nettes und hilfsbereites Personal. Ein recht gut englisch sprechender Beamter begleitet uns sogar beim Durchlaufen der gesammelten In- stanzen und hilft uns beim Ausfüllen der diversen Formulare. Fast familiäre Stimmung hier.
Nach nur ca. einer Stunde Schreib- und Stempelarbeit sind Mensch und Maschine für die Einreise nach Kasachstan legalisiert.
Noch ein finales Abschiedsfoto mit den Jungs an den Mopeds und weiter geht’s.

sehr freundliche kasachische Grenzer

der letzte Schlagbaum vor Kasachstan

Niemand hat nach Zoll- oder Gepäckkontrolle gefragt, deshalb nehmen wir an sie kommt noch und fahren in die hinter dem Hauptgebäude liegende riesige „Filzhalle“. Kein Mensch zu sehen.
Als wir wieder heraus kommen, winkt schon unser freundlicher Zöllner und deutet Richtung Ausfahrt.
Kurze Endkontrolle, ob alle Papiere stimmen, der Schlagbaum wird geöffnet und schon sind wir draußen.
Die nötige Haftpflichtversicherung wird gleich dahinter an einem kleinen Häuschen verkauft.


Versicherungsbüro

Für zusammen läppische 110 Rubel (ca. 3,50 Euro) erhalten wir zwei vier Wochen gültige Versicherungspolicen. Sehr preiswert!
 Wahrscheinlich werden die zu erwartenden Leistungen im Schadensfall ähnlich mager sein. Ob diese Versicherung obligatorisch ist, wissen wir nicht. Hier an der kasachischen Grenze wollen sie, im Gegensatz zu den Russen, keinen Versicherungsnachweis. Aber bevor uns dann mitten in der Pampa irgendein penibler Polizist was anhängen kann, „opfern“ wir lieber diesen winzigen Betrag.


Pause nach der Grenze

Wir fahren weiter Richtung Semipalatinsk bzw. Semey, wie es in kasachischer Sprache genannt wird.
War das Wetter während des Grenzübertritts noch kalt und wechselhaft, so kommt jetzt Kilometer für Kilometer die Sonne immer mehr zum Vorschein. Die Anzeige des Lenkerthermo- meters überschlägt sich regelrecht.
Eine Pause ist dringend notwendig.
Für die jetzt herrschenden 26°C haben wir eindeutig zu viel an. Die Pullover wandern in die Koffer.


on the road on the road on the road

Kurz vor Semey kriegen wir noch ein kleines landschaftliches und auch fahrerisches Schman- kerl. Die Straße verläuft in schönen Kurven über eine bewaldete Hügelkette. Für ca. 20 km bekommen wir die Gelegenheit die Reifen etwas rund zu hobeln, bevor wieder die endlosen Geraden durchs ebenso unendliche Flachland beginnen.
Hier verschwindet auch langsam das satte Grün der Landschaft. Je weiter wir nach Süden vordringen, um so  spärlicher wird die Vegetation

kurz vor Semey mal wieder ein paar Kurven

So schnell die Bewölkung vorhin verschwunden ist, genauso schnell ist sie wieder da und noch dazu, die von der ganz dunklen, Semeyschwarzen Sorte.
Kurz bevor wir in Semey an die Brücke über den Ertis kommen, be, ginnt es leicht zu regnen.

Semey - Ertis-Brücke

Die nächsten 200 km bis Georgievka geht’s über üble Schlaglochpiste durch braunes, baumloses, fast topfebenes Grasland.
Ständig begleiten uns mehrere heftige Gewitter- fronten. Dann erwischt  uns der erste brachiale Platzregen mit fast waagerecht heranrauschen- den Wassertropfen,
Wir suchen wir in einem Bushaltehäuschen Schutz. Leider ohne Erfolg, das Ding ist ausge- rechnet zur falschen Seite hin offen. Sonst gibt es weit und breit nichts zum Unterstellen. Da hilft nur weiterfahren und hoffen, dass dieser Spuk irgendwann ein Ende haben wird.

das ist auf der falschen Seite offen

Gewitterfront bei Semey

Nach etwa zwanzig Minuten Schwalldusche reißt der Himmel wieder auf und es wird trocken. Zigarettenpause zum Auswinden der Hand- schuhe und Klamotten.
Durch ein paar Löcher in den Wolken bricht das Sonnenlicht, es gibt einen Regenbogen und daneben zucken Blitze aus der schwarzen Wolkendecke krachend in die Steppe.

Tolle Stimmung!
Der Nachteil daran ist, dass uns genau ein solches Gewittergebiet ca. 50 km vor Georgievka einholt und uns bis dorthin verfolgen wird.
Wir surfen sozusagen am Rand des Böen- kragens.
Platzregen und heftige Windstöße wechseln sich ab.


Wiederum versuchen wir Schutz in einem, dies- mal richtig herum stehenden, Bushäuschen zu finden. Da drinnen sitzen aber bereits drei in bunter Tracht gekleidete Bauersfrauen, die uns mit weit aufgerissenen Augen anstarren. So wie die sich alle drei, mit völlig entsetzten Gesichtern, noch weiter in die Ecke drücken, könnte man glauben, ihnen sei der Leibhaftige erschienen.
Nun ja, kann ich irgendwie verstehen. Begleitet von Blitz und Donner, maskiert mit Helm und in schwarzer (Biker-) Rüstung sind wir für sie quasi aus dem Nichts aufgetaucht.
Bei so einer Erscheinung, was soll sich da die einfache Landfrau schon anderes denken?

Bushäuschen - immer kunterbunt

Um sie von ihrem panischen Schrecken zu befreien und da die trockenen Plätze ohnehin von ihnen besetzt sind, holpern wir zu einem daneben stehenden Haus hinüber. Das aber ist leider eine Ruine. 

Es besteht nur noch aus Außenmauern ohne irgendein Dach zum Unterstellen.
Deshalb, gleiches Elend wie vorhin, draufsetzen und fahren und versuchen aus dem Sauwetter heraus zu kommen.


Steppenstimmung

Am liebsten würden wir dem Regengebiet einfach davon düsen, das aber wäre bei den katastro- phalen Straßenverhältnissen das reinste Selbst- mordkommando.
Die Sicht ist durch den starken Regen eh miserabel und somit sind in der einheitlich glän- zenden Wasserschicht auf dem Straßenbelag die Pfützen noch schwerer zu erkennen.
Vor allem gilt hier: Fahre NIEMALS durch eine Wasserlache, denn es könnte auch ein halb- metertiefes Schlagloch sein!

gefährliche Schlaglöcher

Pause

Eine Stunde später kommen wir völlig durch- weicht in Georgievka an.
Wir fahren die Hauptstraße entlang durch die Kleinstadt.
Nichts zu sehen was einem Hotel ähneln könnte. Ich frage vor einer Art Supermarkt einen Pas- santen. Gleich links die Seitenstraße runter, dann weiter bis zu einer großen Kreuzung, dort gibt es eine Gostinica.
Natürlich verstehen wir kein Wort der Erklärung, wohl aber die in aller Welt verständlichen Hand- zeichen.


on the road

Apropos Sprache: Kasachisch ist eine Turkspra- che und ist somit, wie der Name schon sagt, eher dem Türkischen ähnlich.
Hilft in unserem Fall aber auch nicht weiter. Klingt zwar vertrauter, aber deswegen verstehen wir trotzdem nichts. Bir, iki ütsch….
Wir finden die Gostinica.
Das Zimmer ist sehr einfach, aber dort ist es endlich trocken!!! und  kostet 20 US$ (wir haben noch keine Tenge).  
Die Bikes können in dem eher als Schrottplatz zu bezeichnenden Hinterhof,  verborgen von einem mannshohen Zaun, parken.


Für weitere 10 US$ bekommen wir ein schmack- haftes Abendessen, bestehend aus Borschtsch zur Vorspeise und Gulasch mit Kartoffeln als Hauptgericht. Dazu einen Liter lauwarmes Pepsi. Bier gibt es leider keins, hier gelten, zumindest beim Hausherrn, wieder die Vorschriften des Islam. (Sagte ich es nicht schon beim Rauch- verbot in Russland, dass die bierfreien Zonen erst noch kommen werden?)
Im Zimmer hängen wir die patschnassen Klamotten an allen möglichen und unmöglichen Stellen zum Trocknen auf.

Georgievka - Gostinica

Weil wir beide auf Grund der gestrigen kurzen Nacht noch ein paar müde Stellen im Gesicht haben und auch die Hatz im Gewittersturm durch- aus kraftraubend war, machen wir etwas „Augen- pflege“.
Der C knackt tief und selig und lässt sich auch nicht stören, als ich etwa eine halbe Stunde später anfange Fotos und GPS-Daten aufs Note- book zu übertragen, sowie stichpunktartige Notizen des heute Erlebten in den Palm zu schreiben. 

Georgievka - Parkplatz

Eigentlich wollten wir auch noch Funkgeräte, Fotos und Telefone laden, aber seit ca. 20 Uhr ist der Strom weg. Im weiten Umkreis ist alles stockfinster. Da hat einer der Blitze wohl eine Leitung getroffen....
Also hantiere ich im Schein der Taschenlampe. Inzwischen ist es 22:30 Uhr geworden. Mir dreht es jetzt auch wieder die Augendeckel runter. Ich falle auf die Pritsche, LED-Lampe aus und eben- falls gute Nacht.

Georgievka - Zimmer
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