home
Sibirien
SIBIRIEN
Bestuzhev
Irkutsk
Nisneudinsk
Krasnojarsk
Bolotnoye
Rubtsovsk
 
 

Samstag  2. Juni 2007

Krasnojarsk - Achinsk - Kemerovo - Bolotnoye


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Krasnojasrk

Bolotnoye

11,5

8,8

2,7

697

61

79


Nach einer für uns ziemlich seltsamen Früh- stückskomposition, bestehend aus grünem Tee mit Jasmin, dazu mehlig pampige Minipfann- kuchen und Huhn mit Mais und Ketchup, brechen wir auf. Brechen ist in dem Fall das richtige Wort, denn wenn wir das angebotene Frühstück komplett gegessen hätten wäre es uns jetzt mit Sicherheit kotzübel.
Jetzt können wir auch langsam verstehen, warum die meisten Russen bereits zum Frühstück ihren Wodka brauchen und in Anbetracht dieser fettigen Menge das nicht zu knapp!

Krasnojars - Hote lTourist

Beim Aufladen bemerkt Archie, daß sein Hinter- rad Spiel hat. Und obwohl die Kontermutter fest angezogen ist, hat das hintere Schwingenlager Luft.
Er stellt den Lagerzapfen richtig ein und schon fühlt sich alles wieder normal an.
Etwas seltsam ist es schon, dass sich sowohl dieses Gelenk, ebenso wie die Mutter an meinem Federbein, plötzlich gelockert haben, deshalb Holzauge sei wachsam!
Oder in Hochdeutsch: “Da müssen wir ein Auge drauf haben!”

US-Truck

westlich krasnojarsk

Mangels Beschilderung drehen wir noch unfrei- willig eine kleine Schleife durch die Stadt, bis wir die richtige Ausfahrt auf die M53 finden.
Bei Sonnenschein und 16°C ziehen wir auf guter Straße weiter Richtung Westen.
Stellenweise kann hier gefahren werden, wie auf einem amerikanischen Highway. Gas feststellen und das Moped die endlos langen Geraden dahinbrummeln lassen, bis der Tank leer ist.


Die Strecke zieht sich und zieht sich....
Die Dominanz der Wälder hat nachgelassen. Wir fahren jetzt Stunde um Stunde durch Acker- und Weideland.

Fast immer geradeaus.

Nur selten macht die Strasse mal ’nen kleinen Schlenker zu irgendeinem ebenso kleinen, wie unbedeutenden Hügel hinauf.
Kurven und Kanten gibt es nur in Ortsdurch- fahrten.

on the road

Ab und zu machen wir eine kurze Pause, werfen einen Keks oder so was Ähnliches wie Mars oder Snickers ein und spülen das mit einen Schluck Wasser aus der Plastik-Pulle runter.
Ich rauche noch eine (oder   aus Rationalisie- rungsgründen auch gleich mal zwei) und weiter geht’s. 

Feld, Wald und Wiesen bis zum Abwinken.
600 Kilometer mehr oder weniger immer das gleiche. (... und ewig grüßt das Murmeltier!)

Ereignislos, unspektakulär, ermüdend.

Bahnübergang

irgendwo bei Mariinsk

Am späten Nachmittag, nahe Kemerovo, wird das Wetter wieder schlechter. Es zieht sich zu und kurz darauf beginnt es zu regnen. Auch die Temperatur lässt nun zu wünschen übrig.
Der Lonely Planet gibt für Kemerovo, da nicht gelistet, keine Hotelempfehlungen.
Auf Anhieb ist auch nichts zu finden. Deshalb fragen wir ein paar Feuerwehrleute, die an einer Tankstelle um ihren Kleinbus herumstehen. „Gostinica?“ Kein Problem! Sie springen in ihr Auto und zeigen uns den Weg.

Kemerovo Feuerwehr

Gut gemeint, aber das scheint die Nobel- herberge der Stadt zu sein. Als ich im Foyer nach dem Preis frage, werden mir in gutem Englisch 4000 Rubel (ca. € 120,-) genannt. Handeln scheint auch nicht möglich, die Worte „discount“, „special price“ etc. mit der ich der Tante auf die Sprünge helfen will kommen in ihrem Rezep- tionisten-Wortschatz anscheinend nicht vor.
Aber 120,- Euro, finde ich für die Gegend und den zumindest äußerlich nicht besonders an- sprechenden Bunker einfach zu happig.

Das Zimmer selbst schaue ich mir gar nicht mehr an. Immerhin bekomme ich von ihr ein weiteres Hotel namens „Kristall“ empfohlen.
Bei der Abfahrt vom davorliegenden Parkplatz bildet sich der Wächter wahrscheinlich ein, für den Zweiminutenstopp von uns fürstlich entlohnt zu werden. Auf seine fuchtelnden Gebärden hin, winken wir im Vorbeifahren höflich zurück. Seine Begeisterung darüber ist wahrscheinlich noch ca. 200m weit zu hören. Aber frei nach Karl Valentin: „Gar nicht erst ignorieren“.


Kemerovo

Wir suchen nach dem empfohlenen Hotel „Kristall“ und finden ein Gebäude in der beschriebenen Richtung, auf dem auch dieser Name steht. Wir fahren vor den Hauseingang, davon ca. 20m über den Gehweg.
Doppelfehler! Zum einen ist es nicht das ge- suchte Hotel und zum anderen missfällt einer gerade vorbeikommenden Milizstreife das Befah- ren des Gehwegs.
Nach etwa zehn Minuten reumütiger Erklärun- gen, wie „wir suchen nur das Hotel, hier steht doch Kristall, kennen uns nicht aus“ etc. sehen sie dann doch von der ursprünglich wohl geplan- ten Bestrafung ab.


Sie erklären uns zudem anhand einer Skizze noch genau den nicht ganz so einfachen Weg zum richtigen HOTEL Kristall.
Dort  gibt es Zimmer  für 2500 Rubel (70 Euro), aber keine Möglichkeit die Mopeds auch nur halbwegs sicher abzustellen.
Insbesondere, heute ist Samstag und auf der anderen Seite des Parkplatzes ist die wohl größte Diskothek im Umkreis von 100 km.
Was da heute Nacht abgeht, kann ich mir nur zu gut vorstellen und bevor sich Horden von besoffenen Teenies über unsere Mopeds her- machen, lassen wir das hier lieber.

Kemerovo Polizei

Der lästige Nieselregen hat in der Zwischenzeit aufgehört und so beschließen wir, weiter zu fahren.  Wenn es sein muss, sogar noch die letzten 250 km bis nach Novosibirsk.
Es ist zwar schon sieben Uhr vorbei, aber durch den erneuten Zeitzonenwechsel erhalten wir heute sozusagen eine Stunde Bonus.

Nach ca. 100 km Fahrt und ein paar heftigen und vor allem kalten Regenschauern, kommen wir bei Bolotnoye, etwa 150 km östlich Novosibirsk, an einen Rastplatz.

on the road

Landestypisch gruppieren sich um eine Tank- stelle einige Verkaufs- und Grillbuden und zu unserer Freude auf der anderen Seite der Strasse eine größere Holzbaracke mit der Aufschrift „Motel“.
900 Rubel (25 EUR) für das ein wenig muffige Dreibett-Zimmer ohne eigene Sanitäranlagen werden verlangt, sowie weitere 50 Rubel für „Stojanka“.
Auch hier kein geschlossener Hof, aber wir können die Mopeds direkt vor dem Fenster des Wachmanns mit unserem Stahlseil an ein Rohr- gestell fesseln.

Bolotnoye - Motel

Bolotnoye - sehr einfaches Motel-Zimmer

Das nicht gerade berauschende Preis- Leistungs-Verhältnis für die Unterkunft, wird durch das deutlich bessere der Mahlzeit kompensiert.
Nur umgerechnet ca. 10 Euro müssen wir für zwei Soljanka, Hackbraten mit Hirse (Archie), Escalope Macaroni (ich) inklusive einiger Bier- chen (wir) und Colas (ich) berappen. Oder müsste man hier genauer „be-rubeln“ sagen?


Bolotnoye

Nach dem Essen breiten wir fast unser gesamtes Elektronik-Equipment, Foto, GPS und Computer zur allabendlichen Datenschaufelei auf dem Tisch vor uns aus.
Dabei kommen wir in einem Kauderwelsch aus Russisch, Englisch, Deutsch und „Händen und Füßen“ mit den fröhlich zechenden Jugendlichen vom Nachbartisch ins Gespräch.
Ich lasse sie auch die bisherigen Fotos von der Reise und die soeben, hier im Lokal aufge- nommenen, auf meinem Notebook anschauen.


Bolotnoye

Sie amüsieren sich so königlich über ihre Ab- lichtungen, dass der C auf die Bude geht und seinen famosen kleinen Fotoprinter holt, um ihnen die Bilder auch auszudrucken.
Die Gaudi war fast nicht zu überbieten. Einen besseren Beitrag zur deutsch-russischen Ver- brüderung hätten wir nicht leisten können.

Bevor alle final im Alkohol versinken, ziehen wir uns in unser Zimmer zurück.
700 km Landstrasse und ein reichliches Abend- essen erzeugen auch problemlos die nötige Bettschwere.

Bolotnoye
previous up next