home
Sibirien
SIBIRIEN
Bestuzhev
Irkutsk
Nisneudinsk
Krasnojarsk
Bolotnoye
Rubtsovsk
 
 

Sonntag  3. Juni 2007

Bolotnoye - Novosibirsk - Barnaul - Rubtsovsk


von

nach

Dauer h

Fahrt h

Stand h

km

Ø km/h

Ø in Fahrt

Bolotnoye

Rubtsovsk

11,0

8,4

2,6

664

61

79


Frühstück gibt es nicht, die „Kafe“-Abteilung ist noch geschlossen, und um die deutlich unter mangelnder Pflege leidenden „Sanitäranlagen“ machen wir vorsichtshalber einen großen Bogen.
Ziemlich schnell sind wir deshalb startbereit. Nebenan noch vollgetankt, dann nehmen wir bei kühlen aber sonnigen 6°C die restlichen 150 km der russischen Ost-West-Magistrale in Angriff.
Auf der gut ausgebauten Straße kommen wir zügig voran.

Bolotnoye - gefesselte Motorräder

Novosibirsk - Ortsschild

Eineinhalb Stunden später sind wir in Novo- sibirsk, der mit 1,4 Millionen Einwohnern größten Stadt Sibiriens. (in Gesamt- Russland ist das der dritte Platz).
Dem entsprechend hoch ist hier auch das Verkehrsaufkommen.
Nach 4000 Kilometern durch die Steppen der Mongolei und die einsamen Weiten Sibiriens, völlig ungewohnt für uns.

östlich Novosibirsk

Vor allem heizen und drängeln hier manche Autofahrer wie die Wahnsinnigen. Oder sind die alle schon Mittags besoffen?
Selbst bei Tempo 80 im Stadtgebiet müssen wir aufpassen, dass wir nicht von hinten ange- schoben werden.
Wir lassen die Stadt rechts liegen, die “architek- tonischen Zeugnisse des Sozialistischen Klassi- zismus”, wie das der Reiseführer so schön formuliert, schenken wir uns und biegen nach Süden in Richtung  Barnaul ab.

Novosibirsk

Novosibirsk

Wir folgen etwa bis zur Stadtgrenze dem sibirischen Fluß, der in praktisch jedem Kreuz- worträtsel vorkommt, dem Ob.
Eingefasst von hohen Dämmen wälzt er sich durch die Stadt. Obwohl es noch mehr als 2000 km zu seiner Mündung im Eismeer  sind, ist er hier schon etwa einen Kilometer breit. Wie schon gesagt,  hier in Sibirien ist alles etwas größer, länger und breiter.
Nach einer Stunde Großstadtgewühle sind wir dann endlich wieder draußen auf freier Strecke.


Südlich Novosibirsk

Es gibt eine auffällig hohe Polizeipräsenz auf dem Stück bis Barnaul.
Nicht nur bei den üblichen fest installierten Checkpunkten, an den strategisch günstigen Stellen (Ortseingängen, Kreuzungen etc.) wer- den Fahrzeuge kontrolliert, sondern des Öfteren sind auch „fliegende“ Einsatzkommandos mitten in freier Wildbahn anzutreffen.
Wir können von allen unbehelligt bis Barnaul durchfahren, nicht einmal ein neugieriger Polizist war dabei, der nur BÄ ÄM WÄ kucken wollte. Grenzt ja schon fast an Mißachtung!

Freunde und Helfer

Barnaul - Grillstation

In Barnaul überqueren wir den berühmten sibi- rischen “Zweibuchstaben”-Strom über eine ca. 1 km lange Brücke. Barnaul - GrillstationUmgerechnet satte 30 Cent Mautgebühr für die beiden  Motorräder müssen wir dafür ab- drücken.
Am Ortsausgang von Barnaul meldet die Nase dem Gehirn einen einfach unwider- stehlich guten Fleisch- spieß- Duft.


Daraufhin befiehlt der schon seit geraumer Zeit penetrant quengelnde Magen der rechten Hand, ohne Umweg über die sonst üblichen Instanzen, sofort und mit aller Kraft den Bremshebel zu ziehen. Schließlich hat das zur arbeitslosen Hohlröhre verkommene Organ seit heute Früh noch nichts Nennenswertes abbekommen. Und inzwischen ist ja schon vier Uhr nachmittags.
Wo der Magen recht hat, hat er recht. Wir stellen ihn dann mit je zwei leckeren,  großen Grillspießen für ca. vier Euro wieder ruhig. Dazu gibt es Brot, frisch gehackte Zwiebeln und eine Ajvar-ähnliche Soße. Wurde ja auch Zeit.

Barnaul - Grillstation

Das Essen war hervorragend, dafür wird jetzt das Wetter wieder schlechter. Knappe 300 km sind es von hier noch bis zur Grenze nach Kasach- stan. Und in die Nähe derselben wollen wir heute noch kommen.
Der einsetzende Regen hört zum Glück auch bald wieder auf und die Wolken beschränken sich im Verlauf der restlichen Strecke auf nur gelegentliches Tröpfeln.

Südlich Barnaul verändert sich das Land- schaftsbild weiter. Die Wälder sind inzwischen fast gänzlich verschwunden und vor uns breitet sich eine schier unendliche Graslandschaft aus.
Auch keine nennenswerten Erhebungen sind zu sehen. Flachland, so weit das Auge reicht!
Und gäbe es nicht überall die Pappelalleen, man könnte wohl bis nach Übermorgen schauen.


Nix wie Gegend

Pause

Die Straße ist gut und der Verkehr gleich null. Wie auf amerikanischen Highways wird die Höchstgeschwindigkeit annähernd zur Durch- schnittsgeschwindigkeit.
Gemütlich schnurren die Boxer.

Ab und zu mal eine kleine Pause, aber an- sonsten lassen wir die Kilometer einfach nur so unten durchlaufen.


Rubtsovsk ist der letzte größere Ort vor der Grenze. Auf Anhieb entdecken wir nichts, was irgendwie einer Gostinica ähneln könnte.
Ein Taxifahrer beschreibt uns wo wir eine finden können. Es gelingt uns auch die „Hand-und-Fuß“ Erklärung richtig zu deuten, aber das Hotel hat entweder geschlossen oder es will uns nicht haben.
Nach kurzer Suche finden wir ein weiteres Haus auf dem Gostinica steht, hier ist aber kein Eingang zu erkennen. Ich frage den Fahrer eines etwas abseits stehenden Autos ob dies ein Hotel sei.

Rubtsovsk

Es wäre eines, gibt er mir zu verstehen, rät uns aber ab und deutet uns an ihm zu folgen. Ein paar Straßen weiter, durch ein mehr oder weni- ger Elendsviertel, steht, wie ein Fremdkörper, ein modernes, nagelneues Hotel mitten zwischen den Holz- und Wellblechhütten.
Für 2500 Rubel (ca. 75,- Euro) bekommen wir ein großes und gepflegtes Zimmer, eigentlich ein kleines Appartement, und die Mopeds erhalten einen sicheren Stellplatz im abgesperrten Hinter- hof.

Rubtsovsk

Wir sind kaum auf der Bude, da hören wir von unten plötzlich den typischen BMW Boxersound. In der Annahme, dass sich da grad jemand an unseren Maschinen zu schaffen macht, stürmen wir ans Fenster.
Entwarnung! Zwei weitere Motorradfahrer, Karl (Schrottkarle) und sein Freund Ulli, beide Rentner, mit BMW GS und Honda Africa Twin auf dem Weg in die Mongolei, sind gerade angekommen und haben wegen den deutschen BMWs mindestens genauso blöd geguckt wie wir.

Karle und Ulli - dahinter Archie

Der größte Witz war noch, dass Ulli auf Grund von Archies WUG-Kennzeichen fragt, ob wir einen Apotheker aus Pappenheim kennen, den er in der Türkei vor zwei Jahren getroffen hat.  Na klar, kennen wir den Karlheinz, ist ein guter Freund von uns, direkt aus meinem Heimat- städtchen, bestätigt Archie.
Die Welt ist doch ein Dorf! 

In Ermangelung eines Speiseraums, wird das vorbestellte Abendessen, Suppe, belegte Brote und. zwei Bier  (510 Rubel) aufs jeweilige Zimmer gebracht.
Danach treffen wir uns an der Bar in der Lobby und ratschen und trinken bis sie uns trotz viel Geduld ein gutes Stück nach Mitternacht doch noch rausschmeißen.


Egal, noch ein paar Bierchen unter den Arm ge- klemmt und das Ganze bis ca. 3 Uhr auf unserer Bude fortgesetzt.
Ulli bekommt noch Hilfestellung mit der Worldmap und seinem Garmin Street Pilot.
Auch diesen beiden empfehlen wir als Unterkunft in Ulan-Bator das Oasis.
Schrottkarle hat es offensichtlich dort  genauso gut wie uns gefallen, denn er hat auf seinem Rückweg den Tipp an ein in die Mongolei reisendes Münchner Pärchen weitergegeben, deren Reisebericht wir später im Web gefunden haben
( http://www.elabernd.wobistdujetzt.com )

Archie - Karle - Ulli
previous up next