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Donnerstag 31. Mai 2007
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Irkutsk - Tulun - Nishneudinsk
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von
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nach
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Dauer h
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Fahrt h
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Stand h
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km
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Ø km/h
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Ø in Fahrt
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Irkutsk
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Nishneudinsk
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9,5
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7,0
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2,5
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527
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56
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75
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Gegen 10 Uhr 30 drängeln wir uns durch einige Staus bis zum Stadtrand von Irkutsk. Tanken und anschließend Öl, das wir in der Autowerkstatt nebenan erhalten, nachfüllen Ein Stück weiter hat sich an einer Kreuzung ein Motorradunfall ereignet. Polizei und ein paar Leute stehen um ein ziemlich zerknautschtes, japanisches Superbike herum. Daneben noch ein ebenso kaltverformtes Auto. Verletzte können wir keine erkennen, vielleicht hat sie die Ambulanz auch schon abtransportiert.
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Wir fahren jetzt durch die so genannte boreale Nadelwaldzone, die auch als Taiga bekannt ist. Diese hauptsächlich aus kälteresistenten Lär- chen bestehenden Wälder sind hier in ihrer süd- licheren Zone noch mit Espen und auffällig vielen Birken durchsetzt. Die Straßen sind überwiegend als Dämme gebaut, da in den Sommermonaten die obere Schicht des Permafrostbodens zum grundlosen Sumpf wird.
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In Usol sind wir irgendwie von der Hauptroute abgekommen und in ein leicht vergammeltes Industriegebiet entgleist. Auf der Schlagloch-übersäten Straße kommt uns ein Schwertransport entgegen. Ein Tieflader, der einen riesigen Stahlring ohne jede Sicherung auf der Ladefläche liegen hat. Das Ding wackelt auf der Holperstrecke verdächtig hin und her. Mit einem „wird schon nicht ausgerechnet jetzt runterfallen“ drücken wir uns vorbei. Die Straßenverhältnisse sind im weiteren Verlauf der M53 recht gut.
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Während wir so gemütlich in unserem Trott da- hinbrummeln, kommen uns zwei hoch beladene BMWs entgegen. Was, Motorräder?!?!? Nur beim Zuwinken bleibt es hier nicht. Alle hauen die Bremse rein und wenden. Es sind Andreas und Birgit aus Paderborn, die mit ihren beiden 2V GS über St. Petersburg und Moskau kommend, in Richtung Mongolei unter- wegs sind. Es folgt etwa eine Stunde „Reise-Know-How“ aus erster Hand, d.h. diverse Tipps, Streckenerleb- nisse und Anlaufadressen werden ausgetauscht.
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Durch den strammen Nordostwind ist es mittler- weile empfindlich kühl geworden und dann bekommen wir von den beiden noch die „nette“ Mitteilung, dass es im Westen, also in unserer Richtung, ziemlich regnet und die „Straße“, um es höflich zu formulieren, eine schlammige Bau- stelle ist. Da kommt doch richtig Vorfreude auf …. Der Regen beginnt geschickter weise genau beim nächsten Tankstopp, da kann dann auch gleich alles wasserdicht verschlossen werden.
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Kurz hinter Tulun das angekündigte Ende des Asphalts. An der ersten glitschigen Steigung hängt ein Lkw fest. Für Pkws ist Millimeterarbeit gefordert, um an dem schräg stehenden Sattelzug vorbei zu kommen. Die übrigen Brummis müssen solange warten, bis ihr Kamerad frei geschleppt worden ist. Die nächsten 40 km bestehen dann aus schlammiger, vom Regen aufgeweichter Erd- piste. Ach wie lieben wir doch unsere Conti- TKC80! Mit normalen Straßen-Reifen hätten wir hier üble Probleme.
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Die Stollen krallen sich in den weichen Unter- grund und halten Mensch und Maschine weit- gehend auf dem gewünschten Kurs. Bei all den Verwerfungen, Buckeln und Kuhlen sind wir deutlich schneller als die Vierrädrigen unterwegs, die sich langsam voran tasten müs- sen, um keine gröberen Schäden am Fahrzeug und den darin arg umher gebeutelten Insassen zu erleiden. Wir müssen nur EINE brauchbare Spur finden und ziehen jetzt wieder an all jenen vorbei, die uns vorher auf der Asphaltstraße trotz 90 km/h Limit wie die Rennfahrer überholt hatten.
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Der Regen hat inzwischen aufgehört und zur Erholung folgt auch wieder eine geteerte Sektion. Wie gesagt, nur zur Erholung. Die lehmige Piste beginnt wieder, stellenweise übler und matschi- ger als zuvor. Vorallem die LKW pressen zum Teil knietiefe Spuren in den weichen Untergrund. Wir kommen uns vor, als ob wir über Knet- masse fahren würden. Wir wundern uns, wie die Sattelzüge mit normaler europäischer Bodenfreiheit über die ausge- fahrenen Rinnen und manchmal fast absatz- artigen Querwellen hinweg kommen
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.Besonders die original amerikanischen Trucks, die hier gar nicht so selten zu sehen sind, müßten mit ihren Highway- Spoilern und Verkleidung an jedem Buckel hängen bleiben. Aber irgendwie kämpfen sie sich geduldig durch. Mehr als besseres Schrittempo ist für sie nicht möglich. Gegen Ende der Piste wird, um den Schwer- verkehr nicht endgültig im schwammigen Unter- grund versinken zu lassen, die Trasse mit gelb- lichem Sand aufgefüllt.
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Ein paar Tage wird’s schon halten, bis dann auch diese Schicht wieder in den weichen Boden gedrückt und verschwunden ist. Danach aber zeigen uns die russischen Stras- senbauer, dass sie das auch anders können. Auf bester Fernstraße düsen wir kerzengerade, wie in einer nicht enden wollenden Schneise, durch die Wälder. durch die Wälder, durch die Wälder, durch die Wälder....
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Am frühen Abend erreichen wir Nishneudinsk. Wir füllen am Ortseingang die Tanks und machen uns anschließend im Ort auf die Suche nach einer Unterkunft. Auf einem ausgelutschten Plattenbau steht in großen Buchstaben “Gostinica Uda”. Benannt nach dem kaum 100 m entfernten Flüsschen Uda, das wohl auch dem Ort zu sei- nem Namen verholfen hat. (Nishneudinsk = Nieder-Uda-Stadt ?)
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Archie bewacht die Kühe und ich frage nach einem Zimmer. 690 Rubel (ca. € 22,-) kostet die Bude im 3. Stock und die Chefin bietet uns an, die Mopeds über Nacht im Haus zu parken. Einwandfrei! Wir wuchten die Bikes die Betontreppen zum Eingang hoch und platzieren sie in die Ein- gangshalle. Hier stehen sie wie Ausstellungs- stücke, nur etwas dreckiger. Bestaunt werden sie deshalb genauso.
Abendessen im angegliederten Restaurant.
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Zu meinem Leidwesen ist das für Deutschland erst geplante Rauchverbot hier bereits Realität. Archie der Lauser meint leicht feixend, das wäre nur der gerechte Ausgleich für die ihm in den muslimischen Ländern entgangenen Feier- abendbierchen. Haha, grinse ich, die Regionen mit den Bier-unfreundlichen Muselmanen kom- men auf dieser Reise erst noch. Dafür werden sie dir dann wieder einen alten Hammel auf den Teller legen, kontert er nicht ganz unrichtig. Stimmt, der Verzehr von Schaf sollte meiner Meinung nach, wie der von Schwein, auch per Koran geächtet werden.
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Geraucht wird trotz der Kälte, vor allem der schneidende Wind ist lästig, vor der Tür, auch wenn manche Gäste schon leichte Probleme haben dort hinzukommen. Der Gang unserer trinkfreudigen Gesellen vom Nachbartisch läßt schon etwas an Zielgenauig- keit zu wünschen übrig. Etwas später siegt der Alkohol endgültig und sie schlafen am Tisch ihre leeren Wodkaflaschen an.
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Als wir aufs Zimmer gehen wollen, spricht uns in der Eingangshalle ein Mann in gebrochenem Deutsch an. Er stellt sich als Sergej vor und bittet uns, hier zu warten bis er seine Tochter (dem Altersunter- schied nach nehmen wir das mal an) geholt hat. Er und seine etwa 25jährige Elena leben ca. 500 km südlich von hier, mitten in der sibirischen Wildnis.
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Sie zeigt uns auch ein paar Bilder von dort. Taiga pur, vier Tagesmärsche von der näch- sten Zivilisation entfernt! Tagesmärsche!! Straßen gibt es dort am Ende der Welt nicht. Das muss man dann schon mögen. Ihre relativ guten deutschen Sprachkenntnisse hat sie sich, um in den langen und einsamen Wintermonaten nicht geistig zu versauern, mehr oder weniger selbst beigebracht. Respekt!
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