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Samstag 23. September 2006
Ulan-Bator


Als wir das Meiste des Bieres vom Vorabend verdunstet haben, schälen wir uns noch etwas benommen aus den Betten. Unsere Frankfurter sind schon lange mit dem Frühstück fertig und schrauben und werkeln draußen am Landrover.
Zum Glück ist die Küchenfee in der Kombüse und wir können etwas Deftiges für unsere Mägen bestellen.
Mir ist noch nicht nach Marmeladenbrot und Tee. Aber ein Teller Rühreier mit Speck erweckt die Lebensgeister wieder.

Frühstück

Postkarten drucken

Als wir dann so einigermaßen auf der Reihe sind, hole ich das Notebook, den Printer und die Kameras. Es ist Zeit die Postkarten zu drucken.
Wir wählen anhand der Empfängerliste jeweils ein geeignetes Bild aus, suchen es auf dem ent- sprechenden Speicherchip, schließen die Kamera an und drucken bis der Printer glüht. Hätten wir das malefiz USB-Kabel ginge es auch direkt vom Laptop.
Warum wir dieses Kabel nicht bekommen haben, wird mir klar, als ich mir mal selbst die Anschlüsse ansehe.


Archie hat andauernd erzählt der Drucker bräuchte einen flachen Typ „A“ Stecker und so habe ich überall nach einem A-A-Kabel gefragt.
Das ist in soweit richtig als er mit dem Fotoapparat mit einem USB-Mini und einem Typ „A“ Stecker verbunden wird. Doch der kleine Fotodrucker hat zum Verbinden mit dem Note- book auch eine druckerübliche Typ „B“-Buchse.
Jetzt ärgert es mich gleich noch mehr, dass ich da nicht selbst ein Auge drauf geworfen habe. Dieses Kabel hat es in jeden Computershop gegeben. Aber was soll’s. Drucken wir halt über Umwege.

Das mit dem „bis der Drucker glüht“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. Nach 3-4 Postkarten müssen wir jedes Mal eine Pause einlegen, bis sich das Teil wieder abgekühlt hat. Überhitzung signa- lisiert es andauernd. Aber macht nichts, die Karten wollen ja auch noch geschrieben werden. So komfortabel ist das kleine Kistchen auch nicht, dass es gleich Adresse und Grüße hinten drauf schreibt. Wäre aber auch eine Idee!
So geht der Nachmittag vorbei. Postkarten schreiben, Postkarten schreiben. Aber um 16:30 ist Feierabend. Fast alles ist erledigt (wir auch)


vor dem Oasis vor dem Oasis

Wir ziehen unsere Bikerkluft an, wir müssen hinaus zu Werners Farm.
Dort dürfen wir unsere Motorräder den Winter über unterstellen und bei diesem großzügigen Angebot wollen wir ihn nicht warten lassen. Zumal er ja auch ein kleines Barbecue ver- sprochen hat.
Ob das mit dem Grillen allerdings was werden wird, ist noch fraglich. Der Himmel ist wolken- verhangen und wird immer schwärzer.
Rauf auf die Mopeds und raus aus der Stadt bevor es noch zu regnen beginnt. 

Die Farm liegt nach der Beschreibung von Werner ein gutes Stück hinter dem Flughafen. So 40 km seien es, sagt er.
Den Weg zum Airport, die erste Hälfte, kennen wir ja zu Genüge, aber dahinter beginnt für uns Neuland. Leider hat Werner keine GPS-Koor- dinaten für uns, so dass wir etwas am rätseln sind wie weit wir denn noch fahren müssen.
Nach der ersten Ortschaft rufen wir vorsichtshalber noch einmal an. Da müsst ihr noch gut 10 km weiter und dann bei einem Laden links rein, sagt er. So ein Handy ist schon eine praktische Sache.


Als nach etwas mehr als 10 km die Teerstrasse zu Ende ist und wir immer noch keinen Laden gesehen haben, stellen wir uns erst mal in einem Bushäuschen gegenüber einer aufgelassenen Fabrik unter.
Es hat inzwischen zu regnen begonnen und es blitzt und donnert gewaltig. So auf dem flachen Land ist mir auf dem offenen Zweirad nicht ge- rade wohl dabei.
Wir rufen noch mal an und beschreiben wo wir stecken. Kein Problem meint Werner, da seid ihr schon etwas zu weit, aber bleibt wo ihr seid. ich hole euch.

Es regnet

Keine 10 Minuten später kommt er angefahren und lotst uns zu seiner Farm.
Unter Farm sollte man sich jetzt kein amerikani- sches Farmhaus vorstellen. Farm sagt nur, dass es draußen auf dem Land ist.
Werner hat hier ein landesüblich mit hohem Bretterzaun umgebenes größeres Grundstück auf dem ein Schuppen und zwei flache, ein- geschossige Häuser stehen.
In dem einen wohnt er selbst, in dem anderen lebt sein „Mädchen-für-alles“-Wächter-Haus- meister.

Werners Farm

Sein Wohnzimmer ist praktisch ein gemauerter Ger, kreisrund und mit einem Kanonenofen in der Mitte.
Für mich sieht es aus wie eine Jagdhütte, überall hängen Felle, Geweihe und Waffen an der Wand. (der Plural funktioniert bei „rund“ nicht)
Wirkt ganz gemütlich. Der Ofen bullert vor sich hin und es ist schön warm. Auf dem Herd steht ein großer Topf, der einen köstlichen Duft im ganzen Raum verbreitet. „Dass das mit dem Grillen nichts wird, war ja abzusehen“ sagt er, „ich hoffe ihr mögt auch ein Gulasch“. Wir sind schon überredet!

Werners Farm

Aber mit dem Essen müssen wir noch warten bis die anderen Gäste, die uns dann auch wieder mit zurück nach UB nehmen sollen, angekommen sind.
Wir machen ein Bierchen auf. Genau genommen machen Archie und Werner ein Bierchen auf, mir ist mit leerem Magen noch nicht so nach Alkohol. Aber den beiden anderen schmeckt es schon wieder.
Nach einer Stunde taucht Stefan mit Lebens- gefährtin Inka und einer Freundin von ihr auf. „Der ist auch aus Bayern“, sagt Werner, „irgend- wo bei Würzburg“.

Aber als wir uns begrüßen, kann ich nur sagen „Horch a mal, du glingsd a so frängisch, du bisd doch nedd wergli aus Werzborch?“.Nein meint Stefan, nicht aus Würzburg sondern aus der Nähe von Weißenburg komme er, genau aus Pleinfeld. Jetzt müssen wir schon lachen.
Unsere Heimatstadt Pappenheim liegt ebenso nahe bei Weißenburg wie Pleinfeld, nur statt auf der nördlichen auf der südlichen Seite.
Wir stellen fest, dass es sogar gemeinsame Bekannte gibt.
Es wird ein lustiger Abend.


Endlich gibt es was zu Essen. Das Gulasch ist einfach nur gut! Extra Lob an Werner!
Jetzt ist es aber an der Zeit die Motorräder zu verstauen. Werner meint der beste Platz sei ein ungenutzter Raum im Häuschen seines Wärters, gleich gegenüber. Dieser Raum hat ein Fenster zu seinem eigenen Hauseingang hinüber, so dass er im Vorbeigehen gelegentlich einen Blick auf die Bikes werfen kann. Wunderbar!
Ein kleines Problem gibt es aber. Die Türen in dem Häuschen sind von ihrer Breite her wohl nicht für bayerische Boxermotoren gedacht.

Da stehen sie....

Nur mit Mühe und viel Geschiebe und Gewinkle bekommen wir die Bikes da durch. Dabei bricht doch glatt mein linker Blinker ab.Alles an der GS ist in Gummi gelagert, aber die Blinker sind seltsamerweise starr montiert.
Egal, wenn die Bikes schwer hinein gehen, gehen sie auch schwer heraus. Falls sie je- mand klauen will, hat er zumindest reichlich Mühe damit. Wir bauen auf Wunsch von Werner noch die Hinterräder aus.  „Damit kann sie schon mal keiner davon schieben“ meint er.

Wir entfernen auch die Batterien, damit sie im eiskalten mongolischen Winter nicht zerstört werden. Werner will sie, wie die Hinterräder auch, in einem anderen Raum unterbringen.
Wir deponieren zusätzlich ein paar Dinge, die wir nicht unbedingt zu Hause benötigen, wie Schlaf- sack, Isomatte und Tankrucksack bei ihm.
Wir sitzen noch eine Weile zusammen und hören wie draußen der Regen herunter rauscht.
Mann, haben wir auf unserer Tour mit dem Wetter einen Dusel gehabt!


So schön der Abend ist, Inkas Freundin muss heim und da sie das Auto hat, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auch zu verabschieden.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an Werner und hinaus geht’s in die finstere Nacht.
Die junge Dame hat wohl noch nicht so lange den Führerschein, jedenfalls stochert sie ziem- lich unbeholfen durch die Dunkelheit.
Einmal bleibt sie sogar ohne Beleuchtung auf der Strasse stehen, „weil da so ein komischer Geruch aus der Heizung kommt“ dolmetscht Inka.

Werners Farm

Geruch hin, Geruch her, in den 5 Minuten die wir unbeleuchtet herumstehen hätten uns beinahe drei dicke LKW über den Haufen gefahren.
Mädel, so wirst du nicht alt, denken wir uns.
Aber wir werden schließlich unversehrt, zumin- dest an Leib und Leben, direkt am Oasis aus- geladen.
Drinnen treffen wir noch auf Michael und Suzane die an ihrem Laptop das Tagebuch für ihre Web- site schreiben.
Und weil wir ja keine Unmenschen sind, setzen wir uns halt noch auf ein Bierchen dazu.
Es gibt Leute die darf man einfach nicht alleine lassen ;-)).

im Oasis
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