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Sonntag 17. September 2006
 Changai-Camp2 - Tsetserleg


An diesem Morgen weckt mich nicht die Kälte, sondern das eigenartige Quietschen eines Fahr- zeugs, das sich dem Geräusch nach durchs Gelände direkt auf uns zu bewegt. Klingt analog zu dem Holzbein-Witz: dreimal Klipp und einmal Klapp. Als das Ding direkt vor dem Zelt stehen muss, öffne ich den Reißverschluss ein Stück und luge hinaus. Ein alter klappriger Gelände- wagen steht keine drei Meter entfernt bei uns vor der Hütte. Im Auto sitzen mehrere Mongolen, die neugierig auf unser Camp starren.

Ich winke ein kurzes Hallo hinüber und ziehe meine Nase demonstrativ wieder ins Zelt zurück.
Ich schaue auf die Uhr, es ist noch nicht mal halb sieben! Ich habe noch keine Lust, mich um diese Zeit auf ein wie auch immer geartetes Gespräch einzulassen.
Einen winzigen Spalt lasse ich noch offen um zu sehen was die Kerle treiben.
Aber nach wenigen Minuten ziehen sie ab ohne ausgestiegen zu sein.
Wunderbar! Umdrehen und weiterschlafen.


So gegen 9:00 raffen wir uns doch auf und krabbeln aus den Schafsäcken.
Es ist noch immer rattenkalt. Draußen liegt Raureif! So eine kleine widerliche Eisdecke überzieht die Motorräder. Auf den Packtaschen sind sogar richtige Eisblumen zu bewundern.
Ein paar Minuten später kommen die ersten Sonnenstrahlen über den Berghang geschlichen und es wird erträglicher.
Archie entfacht das Feuer erneut per „mongo- lischem Grillanzünder“ und setzt ein Teewasser auf.
Ich gehe eine Runde Fotografieren.

"Frostbeule"

Kurz vor 10:00 steigen auch Michael und Suzane vom Schlafdach ihres Defenders herunter. Dieses Schlafdach ist eine bemerkenswerte Kon- struktion!
Es besteht nicht wie üblich aus Zeltstoff, sondern aus vier inein- ander passenden Kunststoff- schalen. Es kann mittels eines Systems, ähnlich einem Scherenwagenheber, herauf und herunter gekurbelt werden. Wegen der  Kunststoff- segmente ist es im Gegensatz zu den Zelt- aufbauten absolut wind- und wasserdicht.
Durch die beiden dunklen Bullaugen mit ihrem Alurahmen sieht der Aufbau aus, als hätte man ihm eine Schneebrille aufgesetzt.

Camp 2

Wir bauen in aller Ruhe das Zelt ab und packen den ganzen Krempel auf die Bikes.
Meine rechte Packtasche wird mit zwei Spann- gurten an den Träger geschnallt und hält damit wieder bombenfest. Der abgebrochene Haken stellt kein Problem dar. Nur so schön diebstahl- sicher angesperrt wie vorher, ist sie halt nicht mehr.
Die Küche wird geöffnet, Suzane schneidet Zwie- beln und Micha verkleppert eine Packung Eier. Zum Brunch, es inzwischen Mittag geworden, gibt es Rühreier.

Kaffe kochen

Als wir kurz vor dem Losfahren sind, höre ich das charakteristische Quietschen vom frühen Morgen wieder. Der klapprige Jeep kommt angefahren, bleibt am gegenüber liegenden Ufer des Baches stehen und drei Mongolen kommen herüber.
Könnten Opa, Vater und Sohn sein. Muttern bleibt beim Auto.
Ich finde die Jungs etwas lästig. Überall stecken sie ihre Nase hinein. Sie schnorren  aufdringlich Zigaretten und hätten am liebsten wohl die ganze Packung erhalten. Hätten sie eventuell auch bekommen, aber meine Vorräte sind auch am Ende.

Brunch am Landy

Dann müssen, jawohl “müssen”, wir ein Foto machen. Der Senior wickelt noch mal seinen Deel, dann gehen sie mit Archie und Michael in Aufstellung. Sie dürfen das Bild auf dem Display begutachten.
Wenn wir nicht schon alles verpackt gehabt hätten und sie auch nicht so arg aufdringlich gewesen wären, hätten wir es ihnen vielleicht auch noch schnell  ausgedruckt. Endlich ziehen sie mit ihrem Quietsche-Jeep weiter.
Wir starten zum ca. 2700m hohen Pass hinauf. Kurz vor der Passhöhe liegt ein kleiner See.

Besucher

Wie in diesem steinigen Boden ein See entstehen kann ist mir ein Rätsel, aber vielleicht hat sich das Wasser nur nicht entschließen können auf welcher Seite es herunter laufen soll….
Oben ein riesiger Ovoo, mindestens drei Meter hoch plus den Stecken mit den blauen Gebets- fahnen .
„Garniert“ mit allem was der Reisende so loswerden will. Alte, zerfetzte Autoreifen, ein demolierter, durchgerosteter Auspufftopf, die unvermeidlichen Wodka- Flaschen und sogar ein Paar Holz-Krücken liegen oben drauf, um nur die auffälligsten Bestandteile aufzuzählen.

Pass-Ovoo

Drüben geht es das andere Flusstal hinunter. Natürlich ist es jetzt noch kein Fluss, sondern ein schmales Bächlein, aber im Laufe des Tages wird aus dem Rinnsal ein gestandener Bergfluss werden, der uns noch so manche nassen Füße bescheren wird.
Ich komme mir vor, als ob der Film des letzten Tages jetzt rückwärts laufen würde. Ging es gestern ständig aufwärts, das Tal wurde immer enger und der Bach immer kleiner, so ist es heute ganz genau so, aber eben nur alles um- gekehrt.
Auch die Landschaft unterscheidet sich kaum von dem was wir gestern gesehen hatten.

Baumstamm-Ovoo

Vielleicht sind die Lärchenwälder, die auch hier fast ausschließlich an den Nordhängen kleben, noch nicht so gelb wie auf der anderen Seite, aber das kann auch Einbildung sein.
Stunde um Stunde stochern wir durch den Schotter. Zum Glück gab`s neben nassen Füßen beim Bach-Durchqueren auch ein paar nette Erlebnisse.
Archie war schon mal wieder ein gutes Stück voraus, als es neben mir regelrecht zu donnern beginnt. Ein komisches Geräusch, das ich nicht gleich einordnen kann. Ein leicht erschreckter Blick über meine rechte Schulter zeigt mir, keine 20 m entfernt, eine Pferdeherde.

Lärchenwald

Etwa zwanzig Tiere ziehen im gestreckten Galopp an mir vorbei. Dahinter ein berittener Hirtenjunge der „Schuld“ an dieser Stampede ist.
Freundlich lachend und eifrig winkend ver- schwindet er samt Herde im nächsten Seitental.
Ein halbe Stunde später entdecken wir am Fluss zwei rosige Schweine, etwas wolliger als zu Hause vielleicht, aber gut zubereitet sicher genauso schmackhaft. Sie dürften wohl zu den drei Gers am gegenüberliegenden Ufer gehören.
Na siehste, es gibt hier ja doch richtig schöne Schweinderl und mir setzen sie im Hotel so ’nen ollen, übel stinkenden Hammel vor… 
Einfach beim Essen kein Schwein gehabt!

Mini-Stampede

Schwein haben wir auch mit unserem Fluss nicht, kaum haben wir mit hungrigen Augen die Bor- stentiere im Geiste verschlungen, verschlingt sich auch unsere Piste mal wieder mit dem Fluss.
Und wieder mal werden die Füße nass, auch wenn wir, wie meist, etwas abseits der Spur eine Motorrad-fahrbare Furt gefunden haben.
Als dann ein paar Schottottottotter-Kilometer weiter von rechts ein richtig großes und breites Tal einmündet schwant mir Übles. Aber es scheint als ob auch den Mongolen Übles geschwant hat, denn sie haben Brücken gebaut! DREI Brücken direkt hintereinander überqueren den Zusammenfluss der inzwischen recht statt- lichen Bergbäche.

wieder durch den Fluss

Allerdings stehen die Brücken wohl schon eine ganze Weile. So richtig Vertrauen erweckend sehen sie jedenfalls nicht mehr aus.
Die oberste Lage der „Fahrbahn“-Bretter fehlt zum großen Teil und die darunter liegenden Querbalken sehen schon reichlich morsch aus. Stehen bleiben und absteigen! Bevor wir uns mit Motorrad samt Brücke versenken, wollen wir uns das erst mal aus der Nähe genauer ansehen.
Wir gehen über die erste der wackelig aus- sehenden Konstruktionen, stampfen mal mit den Füßen und versuchen zu schaukeln, aber es fühlt sich so an, dass es wohl kein Problem sein wird, die Bikes da ohne Einsturz drüber zu bringen.

Wir stehen grad am jenseitigen Ende der ersten Brücke, als auch der Landrover eintrifft. Suzane als mutige Geländefahrerin gibt Gas und düst über die Brücke.
Mir bleibt fast das Herz stehen und auch Archie bringt vor Schreck keinen Ton heraus.
Wir überlegen, ob wir mit unseren BMWs da heil drüber kommen und Suzane fährt schwungvoll und mit gut und gerne zweieinhalb Tonnen da drauf.
Wahrscheinlich war auch die Brücke so er- schrocken, dass sie keine Zeit zum Zusam- menbrechen fand. Das ganze Teil windet sich etwas, knarrt vernehmlich, bleibt aber stehen.
Uff!!!!


Brücke ?? Lieber durchs Wasser

Als die beiden ausgestiegen sind kommt die berühmte „Was hast du dir denn dabei gedacht?“ Frage.
„Wieso? Die Mongolen fahren hier doch auch mit ihren LKWs drüber“ ist die Antwort. Als wir ihr dann aber die LKW-Spur zeigen, die direkt neben der Brücke durchs Wasser führt, gleicht ihre schöne, gesunde Sonnenbräune eher einer vornehmen Blässe. „Aber Hauptsache egal“ wie der C zu sagen pflegt, ist ja noch mal gut gegangen.
Während wir noch mit Michael ratschen, steigt Suzane ins Auto, lässt die Kiste an und düst davon.
Plantsch durch den zweiten und Plantsch durch den dritten Seitenarm. Mit dem Allrad-Jeep überhaupt kein Problem. Michael steht da, als ob ihm grad einer sein Spielzeug geklaut hätte.

Soeben hatte er die Hand noch am Türgriff und wollte einsteigen und plötzlich ist das Auto weg. Er schaut mehr als verdutzt und läuft nach einer Schrecksekunde etwas verstört seinem Landy hinterher. Wir kriegen uns vor Lachen fast nicht mehr ein.
Wir gehen zurück zu den Bikes und fahren vorsichtig über die maroden Brücken.
Micha ist inzwischen zu Suzane hinüber gelaufen, die am anderen Ufer auf ihn gewartet hat. Wir haben vor Lachen noch immer Tränen in den Augen.

Zwanzig Minuten später die nächste Brücke. Die hier sieht ganz manierlich aus und es gibt auch keine Spuren durchs Wasser, die von fehlendem Vertrauen der Einheimischen zeugen. Schwupp und drüber.


Wir warten auf den Landrover. Zwei rote (was sonst) ISH kommen angefahren und bleiben neben uns stehen, zwei junge Kerle mit jeweils weiblicher Begleitung.
Sie steigen ab und bewundern die BMWs. Als einer davon auf meine GS klettern will, halte ich ihn aber mit sanfter Gewalt zurück.
Der Kerl ist so besoffen, dass es für uns ein Wunder ist, wie er überhaupt  in diesem Zustand Zweirad fahren kann.
Irgendwie gelingt es ihm wieder auf seine ISH zu kommen und sie brausen, zum Glück ohne weitere Anstalten zu machen, davon.

Gute Brücke

Das Tal wird breiter und flacher. Der Fluß ist von Bäumen und Büschen gesäumt und wären nicht die kargen braunen Hügel ringsherum, man könnte sich wie zu Hause fühlen.
Es gibt einige Gers, zum Teil modernistisch mit Solarzellen und riesigen Satelliten-Schüsseln ausgestattet.
Ziegen, Schafe, Yaks und Pferde laufen kreuz und quer herum und weiden das hier dichte, wenn auch schon herbstlich gelbe Gras. 
Ab und zu geht es durch kleine flache Bäche, aber nichts was uns erschüttern könnte. Bis, ja bis wir wieder durch den großen, breiten und vermutlich inzwischen auch tiefen Fluss sollen. So gut 30m wird er hier breit sein und eine gewisse Strömung hat er auch.
Nein keine reißende, aber doch genug als dass ich das nicht zu meinem Hobby machen möchte.

Der Jeep ist noch ein ganzes Stück zurück und ohne Wassertiefen-Scout will ich da nicht hineinfahren.
Wir drehen um und fragen an der nächsten Jurte. Die halbe Familie kommt heraus.
Der Vater meint wir sollen durchs Wasser, das sei der nächste Weg. Die Mutter aber schüttelt den Kopf und winkt ab. So ein Quatsch deutet sie uns. Seid nicht blöd Jungs, fahrt ein Stück zurück, dann über den Bergrücken und im parallelen Tal nach Tsetserleg.
Man möchte immer gar nicht glauben, was sich mit Händen, Füßen und Mimik alles sagen lässt. Und vorausgreifend: Diese Beschreibung war absolut zutreffend!
Wir fangen die Frankfurter ab und fahren zurück, bis wir einen Track rechts den Hügel hinauf gefunden haben.


Erst geht die Spur den Hang entlang, dann fast senkrecht in der Falllinie hinauf.
Ganz schön steil! Die gute Kuh muss sich richtig anstrengen. Und ohne grobes Geländeprofil auf den Rädern, keine Chance!
Wir genießen auf dreiviertel der Höhe bereits die atemberaubende Aussicht als der Landy mit Geländegang und allen Achssperren gesetzt mühsam zu uns herauf geschnaubt kommt. Wir tun uns an solchen Stellen mit den Motorrädern schon etwas leichter.
Archie fährt voraus und erkundet den weiteren Verlauf des Pfades.
Ausgiebiger Fotostopp!

Fast senkrecht hinauf

Unten mäandriert der Fluß und ganz im Kontrast zu unserem kargen, braunen, sonnen- verbrannten, baum- und strauchlosen Südhang ist die gegenüberliegende Seite von einem schönen, dichten und hier noch grünem Lärchenwald überzogen.
Durch die weiten, flachen Täler sieht es aus, als ob die spitzen Hügel dazwischen wie auf einem Steppengras-Meer schwimmen würden. So etwa wie Eisberge im Polarmeer treiben. Dieser Eindruck entsteht wahrscheinlich dadurch, dass sich die Hügel zum Teil ohne weichen Übergang steil aus der Fläche erheben. Eigenartig!

"unser" Tal

Archie kommt zurück und verkündet, dass oben ein großer Oovo steht. Wo ein Oovo ist, ist auch ein Weg! Das haben wir schon gelernt.
Also rauf den Rest des Berges und den Oovo bestaunt. Ein bildschönes Exemplar und bis auf zwei, drei Wodkaflaschen nicht weiter verunziert.
Mit seinen auffallend vielen Stangen sieht er aber fast wie ein versteinertes, amerikanisches Tipi aus. Gibt’s hier Indianer? Irgendwie sollen die Mongolen ja mit den Ureinwohnern Nord- amerikas verwandt sein.

Tipi-Ovoo

Drüben geht’s fast ebenso steil wieder ins nächste Tal hinunter.
Es ist bedeutend kleiner als das, das wir gerade hinter uns gelassen haben und hat auch nur einen kleinen sumpfigen Bach.
Überhaupt ist hier alles erdiger und feuchter. Sieht eher aus wie ein Hochtal in den heimischen Alpen.
Fehlen nur die dumpf schlagenden Glocken an den Hälsen der Yaks. Überhaupt wimmelt es hier geradezu vor Vieh.
Die Piste wechselt nochmals das Tal und wir kommen nach Bulgan.

Bulgan

Nominell ist Bulgan ein Sum (Kreisstadt), aber effektiv ein arges Nest, wenn man ein freund- liches Wort über diese armselige Anhäufung von Hütten und Gers finden will.
Wir suchen einen Laden, können aber keinen Delguur entdecken. Das einzige, was wir finden, ist eine Kneipe, aus der uns drei, strunz be- soffene Männer buchstäblich entgegen fallen.
Einer von ihnen krabbelt auf seinen Gaul, haut ihm die Stiefelabsätze in die Seite und stiebt unter lautem Protest-Gewiehere des Pferdes davon. Eine Szene wie in einem schlechten Western.
Wir verzichten darauf weiter nach einem Laden zu forschen und suchen das Weite oder genauer eine Piste Richtung Tsetserleg. 30 km Luftlinie sind es noch bis dorthin, sagt das Navigations-  maschinchen.
Die Piste ist gut und darf sich schon fast Strasse nennen. Wir mit den Bikes vorne weg, der Landy hintendrein. Wir wollen ja nicht in der Staubwolke ersticken.

Bulgan

Wir kommen wieder in die Flussebene und es wird wieder schotterig und schlechter zu fahren.
An einer, der dann wieder unvermeidbaren Wasserdurchfahrten halten wir an. Hier ließen sich doch ein paar schöne Bilder vom Landrover machen. So richtig schöner Action-Kitsch! Hoch spritzendes Wasser vor Abendsonne.


Als der Defender näher kommt winke ich Suzane „Gib Gas! Gib Gas!“ aber sie hat sich heute offensichtlich schon die Hörner abgestoßen und schleicht durch die Pfütze.
Fahrerwechsel, Michael hat verstanden, was das werden soll. Zurück und jetzt mit Anlauf durch das Wasserloch! Wunderbar!
Ich erwische ihn genau, als die größten Fontänen in die Luft schießen. Dafür erwischt Michael genau die Löcher am Ufer. Es haut den armen Jeep vorne so hinein, dass er hinten fast einen halben Meter in die Höhe spring. Zum Glück ist ein Landrover hart im Nehmen.
Als der Inhalt wieder halbwegs einsortiert worden ist, geht’s weiter.
Eine weitere kleine Bach-Querung, einen Buckel hinauf und wir können auf Tsetserleg hinunter sehen.

Planschi

Wirkt wie eine richtige Stadt und vor allem sehr wohlgeordnet. Selbst die Ger-Siedlungen am Stadtrand haben Strassen wie mit dem Lineal gezogen. Ganz was Neues! 


Wir suchen nach der im Lonely Planet gelobten Faichild-Bakery und ihrem Guesthouse.
Wir finden es auch schnell, aber es ist Sonntag und es ist geschlossen.
Macht uns aber zum Glück kein Problem, direkt daneben ist das Hotel „Naran“ und das hat Zimmer frei. So richtige Zimmer mit warmer Dusche!!
Wir parken die Bikes hinter dem Haus in einer Garage, nicht ohne vorher mit dem  Besitzer ein paar Worte gewechselt zu haben. Tolul (oder so ähnlich) ist ein bisschen ein Angebertyp und weiß und kann alles. Nun ja, sein Stolz ist nicht so ganz unberechtigt.

kurz vor Tsetserleg

Tsetserleg Tsetserleg

Er hat ein großes Haus in dem unten links ein Restaurant, darüber ein Souvenir-Laden und im dritten Stock ein brauchbares Hotel unterge- bracht ist.
Die rechte Hälfte enthält, wie ich später kurz sehen werde, vom Keller bis zur zweiten Etage eine ganz ansehnliche Diskothek.
Wir schleppen unser Gepäck auf die Zimmer. Aber bevor ich unter die Dusche darf, will Suzane noch unbedingt ein Bild von meinem Gesicht machen. Als ich auf dem Kamera-Display mein schwarz eingestaubtes Konterfei ansehe, muss ich wirk- lich lachen. Von der Mitte der Stirn bis hinunter zum vormals grauen Bart ist, mit Ausnahme der von der Sonnbrille geschützten Stellen, alles schwarz. Sieht aus wie ein Portrait- Negativ von einem Panda-Bären.
Erst so gegen halb neun finden wir uns im Restaurant ein.

Tsetserleg -staubiger Bruder

Es hat etwas gedauert den Duschen Wasser zu entlocken, der Druck war ziemlich schwach. Aber irgendwann bin ich die Seife losgeworden. Dann frische Klamotten und man fühlt sich wie neu geboren.


Die Speisekarte ist mehrsprachig und es bereitet keine größeren Schwierigkeiten etwas OHNE Schaf zu bestellen.
Michael und Suzane gelingt es sogar sich je einen vegetarischen Teller zusammenzustellen. Archie und ich ordern je eine große Portion Rindsgulasch mit Krautsalat und harren der Dinge die da kommen sollen.
Was nach einer Stunde kommt ist ein einziger vegetarischer Teller und zwei einsame Kraut- salat. Alles zwar nicht schlecht, aber noch nicht sättigend. Als wir nach einer weiteren halben Stunde mal nachfragen, wo denn der Rest geblieben sei, sieht uns die Bedienung völlig entgeistert an „Wieso Rest??“.
Das Problem ist diesmal ausnahmsweise nicht die Sprache, sondern eher der IQ des Mädels, der deutlich unterhalb des IQs der Yaks draußen auf der Weide liegen dürfte. Obwohl auf der ganzen Welt zwei Finger auch die Zahl zwei darstellen und auch zwei Personen normaler- weise in einem Speiselokal gerne jeder einen eigenen Teller also insgesamt ZWEI haben wol- len, soweit kann sie offensichtlich nicht zählen.

Archie und ich haben auf IHRE Rückfrage, ob wir gerne die große oder die kleine Portion haben wollten, eindeutig in der mehrsprachigen Karte auf „Big Portion“ gezeigt, und selbst wenn sie das missverstanden hätte, eine Speisekarte enthält niemals eine Zeile in der steht „keine Portion“.
Also gut, wenn sie das verpennt hat, kein Problem. Fangen wir eben noch mal von vorne an.
Doch was deutet die dumme Kuh: Die Küche ist bereits geschlossen.
Das, NACHDEM sie die Speisekarte erneut an unseren Tisch gebracht hat.
Na gut, dass die Bedienung vielleicht ein Sprach- problem mit den komischen Ausländern gehabt hat, wäre unter Umständen zu akzeptieren, aber dass sie einfach zu blöde war sich die 5m vom Tisch bis zur Theke auch nur eine einzige Bier- Bestellung richtig zu merken, war schon richtig lästig.
Kurz gesagt: „strohdumm“, wäre eine Beleidigung für jedes Stroh gewesen.


Tsetserleg Hotel-Naran Tsetserleg Hotel-Naran

Jetzt platzt mir der Kragen. Hungrig kann ich so eine Idiotin nicht ertragen. Nicht dass ich sie an- schreie, obwohl mir wirklich danach ist, ich frage nur, wo denn Tolul, ihr Chef sei. Drüben in der Disko zeigt sie.
Ich sause wie der Blitz in den pompösen Landeier-Nachtclub hinüber (so kommt man mal in eine Disko) und fische mir Tolul vom Disk- jockey-Sessel. Jetzt soll er mal beweisen, dass er auch der große Macker ist, als der er sich abends verkauft hatte. Und tatsächlich, er ist der große Macker!
Die Küche ist auf einmal doch wieder geöffnet und 15 Minuten später haben wir unser Rinds- goulasch vor uns stehen. Gar nicht mal so schlecht!
Nur der zweite vegetarische Teller ließ sich mangels Grünzeug nicht mehr auftreiben.

Kein Reis mehr da, kein Salat mehr da. Suzane ist leicht frustriert, dass sie und Michael den zweten vegetarischen Teller nicht bekommen haben und beschließt sich ersatzweise von Bier zu ernähren.
Bier, ausschließlich aus Hopfen und Getreide- Malz gewonnen, ist schließlich eindeutig ein vegetarisches Lebensmittel. (Frei nach dem Motto: Das bisschen, das ich sonst esse, kann ich heute auch trinken.)
Es wird trotzdem, oder gerade deshalb, noch ein gemütlicher Abend und als wir weit nach Mitter- nacht zu unseren Zimmern in den dritten Stock hinaufgehen, hat sie einen nicht nur leichten Silberblick.
Aber auch wir werden gut, gut schlafen....

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