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Mittwoch 09.06.2004

09:45 – 10:30 El Bruc
Vom Hotel per Handy die BMW-Hotline angerufen. Mittlerweile kenne ich das Sprüchlein der Automaten-Stimme auswendig und kann mich per Taste 2 direkt zu jemandem verbinden lassen, der mich dann weiter und weiter verbindet. Nach ca. 1 Minute ziemlich teurer Musik per GSM kriege ich dann tatsächlich einen Menschen in die Leitung. Ich erzähle wieder die ganze Geschichte von vorne, da es so was wie Ticket-Nummern unter denen bestimmte Problemfälle abgearbeitet werden können offensichtlich nicht gibt. Ich lasse mir verschiedene Adressen in und um Barcelona herum geben. Nicht ohne das Wort "Motorrad-Werkstatt" nochmals mehrfach und überdeutlich betont einzustreuen. Die Falschmeldung vom vorigen Tag für Zaragozza ist mir noch zu gut in Erinnerung.
Letztendlich gelingt es mir drei Adressen zu erhalten.
Die Mitarbeiter der Hotline holen diese Daten nach eigenem Bekunden auch nur aus dem Internet.


Eigentlich hatte ich erwartet, dass BMW für die Hotline ein eigenes, top-aktuelles Verzeichnis seiner Vertragswerkstätten führt. Vor allem weil die Jungs, alle ausnehmend freundlich, echte Probleme mit der Interpretation der Abkürzungen der spanischen Straßenbezeichnungen haben, z.B. dass ''C'' eben für Carer und ''C/le" für Calle steht.
So billig sollte das in einer Weltfirma nicht zusammengestrickt sein. Ein echter "BMW"! Vorne wie immer eine riesige, glänzende Fassade „24 h Hotline“, „Immer für sie da!“, „Qualifiziert“, „Alle Informationen“ usw. – usw. - usw, dahinter "traurig, traurig, traurig" um mit Theo Lingen zu sprechen. In ein Arbeitszeugnis würde ich "Versuchte stets den Anforderungen gerecht zu werden" schreiben. Bemüht zwar, aber letztendlich erfolglos.
Wenn ich gewusst hätte, dass die auch nur das Internet vorlesen können, hätte ich mir da einige Euros gespart und wäre selbst in ein Internet-Cafe gegangen.


Start 27233
10:30 – 11:30 El Bruc – Terrassa

Nach etwa 20 km auf der Autovia verpassen wir bei Martorell zuerst die richtige Ausfahrt, aber im zweiten Anlauf finden wir die kleine Strasse über die Berge nach Terrassa.
Auf dieser Strecke sitzen auffallend viele „Damen“ am Straßenrand, ob das wohl der Grund für das hohe Lkw-Aufkommen hier ist? Oder vielleicht umgekehrt?
Am Ortseingang von Terrassa hängt an einer Tankstelle ein Stadtplan. Die gesuchte Adresse dürfte von unserem Standort aus leicht zu finden sein, einfach nur geradeaus Richtung Zentrum. Aber vorsichtshalber fotografiere ich den Plan noch, man weiß ja nie.

Terrassa - Stadtplan

11:30 – 14:00 Terrassa Werkstatt
Fünf Minuten später entern wir die kleine Werkstatt. Der Chef der Firma Scratch nimmt die Angelegenheit unverzüglich persönlich in die Hand.
Von der kurzen Probefahrt zurück steuert er die 1150er sofort auf die Hebebühne neben dem Motortester und erklärt seinen Mechanikern ziemlich wortreich das Problem.
Der Diagnosecomputer meldet zunächst eine defekte Lambdasonde. Allerdings war das Messkabel nicht korrekt angeschlossen. Beim nächsten Test war deren Funktion einwandfrei.

Nächster Fehler: der Drosselklappenregler mit dem schönen spanischen Namen Potenciómetro mariposa (Schmetterlings-Potentiometer) zeigt abenteuerliche Werte an.
Als alle Einstellversuche scheitern, fackelt der Chef nicht lange und baut, in Ermangelung eines entsprechenden neuen Ersatzteils, diesen Regler von einer in der Werkstatt stehenden 1150er Unfall GS aus und ersetzt damit meinen. Und siehe da, ein Wunder ist geschehen, der Boxer brummt wieder wie am ersten Tag. Spotzt nicht mehr, hustet nicht mehr und setzt nicht mehr aus.


Andorra - abgesoffener Falter Pyrenäen - nördl. Andorra

Bei soviel Schrauber-Aktivität kann Archie natürlich seine Hände nicht ruhig in der Tasche lassen, er ist in der Zwischenzeit seinem Starterproblem nachgegangen. Der ausgebaute Anlasser ist total fest. „Kannibalistischer Suizid“ (= hat sich selbst gefressen), meint er trocken. (Einer der Permanent-Magneten des Stators hat sich vom Gehäuse gelöst und krallt sich in den Rotor). Auch hier kann die Fa. Scratch weiterhelfen, für 150,- Euro kriegt die alte R100 einen gebrauchten Anlasser verpaßt. Zwar nicht gerade ein Sonderangebot, aber besser als dauernd anschieben und recht viel billiger sind die Dinger in Deutschland auch nicht. Und weil wir gerade so schön beim Einkaufen sind frage ich, optimistisch wie ich bin,  den Chef noch nach einem rechten Koffer.

Er verschwindet in seinem Lager und kommt tatsächlich kurz darauf mit einem gebrauchten zurück, den er mir für 80,- Euro überlässt. Jetzt hängt auch rechts wieder eine Packtasche und damit stimmt auch die Optik wieder.
Die Reparatur als solche kostet mich nichts, die ganze Angelegenheit wird auf dem Garantieweg geregelt.
Einfach eine geniale Werkstatt, sie haben sogar extra, um uns nicht unnötig warten zu lassen, ihre Mittagspause eine gute halbe Stunde verschoben! Adresse merken! „Dort werden sie geholfen!“
Diese Mittagspause, bzw. unser nachzuholendes Frühstück, gönnen wir uns, zufrieden über den heutigen Erfolg, im Cafe gegenüber, auch.


14:00 – 15:45 Terrassa – Andorra
Magen gefüllt, die Kuh brummt wieder, zufrieden schwingen wir uns in die Sättel.
Auf dem weiteren Weg nach Norden hoffen wir der dunkel aufziehenden Bewölkung noch entkommen zu können, aber kurz vor der Grenze zu Andorra holt sie uns schließlich doch noch ein. Dusche.

15:45 – 16:45 Andorra
In Andorra la Vella wird bei einer Tank- Zigaretten- und Schokoriegelpause alles wetterfest verschlossen. Jetzt schüttet es wie aus Kübeln.

Pyrenäen

16:45 – 18:45 Andorra – Limoux
Der gut 2000m hohe „Pas de la Casa“ zur französischen Grenze hinüber ist auf Grund des Sch...wetters kein großer fahrerischer Genuß.
Aber bei Ax-les-Thermes hört der Regen auf, die Straßen sind wieder trocken und wir genießen die weitere Fahrt über die Nebenstraßen der nördlichen Pyrenäen-Ausläufer.

Pyrenäen

18:45 – 20:45 Limoux – Mazamet
In Limoux suchen nach einer geeigneten Unterkunft, aber nichts gefällt uns so richtig, deshalb beschließen wir noch ein Stück weiter zu fahren. In Carcassonne witzelt Archie noch über den Namen der Stadt, der auf fränkisch etwa wie „Gar ka Sonn“ (=gar keine Sonne) klingt „Alles Lüge, steht doch groß und breit am Himmel“ moniert er per Funk.

südl. Limoux

Wir überqueren die „Montagne Noir“ Richtung Norden und sind nach etwa einer Stunde in dem Städtchen Mazamet.
Dort finden wir im Hotel „Le Boulevard“, das was wir uns wünschen: eine Dusche, ein Restaurant und ein Bett.
Wir essen im hauseigenen Bistro, persönlich bedient von der mit feldwebel-ähnlichem Ton regierenden Chefin. „L’ hotel c’ est moi!“ dürfte in Anlehnung an Louis XIV ihr Motto sein. Unfreundlich war sie nicht, nur sehr bestimmt!

Limoux
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