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Quarzazate-Marrakech
MA 2
Agoudal
Tazzarine
Quarzazate
Marrakech 1
Marrakech 2
Volubilis
Ceuta
 
 

Mittwoch 02.06.2004

Start km 24417
10:00 – 12:00 Ouarzazate – Taliouine

Wir packen unsere Siebensachen zusammen und schleppen sie zu den Bikes in den Vorhof hinunter. Wir laden auf und fahren schon leicht schweißgebadet los. Es hat schon 28°C.


Wir wollen heute in einer Südschleife über den Tizi n Test nach Marakech.
Die erste Tankstelle hat zwar "Sans Plomb" angeschrieben, aber wie so oft schon nichts davon im Bunker. Die nächst hat dann zum Glück.


Dort bettelt mich ein kleines rundliches Männchen mit brauner Djellaba und blauer Zipfelmütze an. Der Tankwart versucht ihn zu verscheuchen, aber weil das Männchen so herzlich zahnlos lacht, lasse ich mich erweichen. Es ist sein Glückstag. Ich habe nur eine 10 DHS Münze in der Tasche, also bekommt er die. Darauf hin lacht und grinst das Männchen dermaßen glücklich, dass ich mich schon fast geniere. Er freut sich wirklich wie ein Schneekönig! Mit umgerechnet einem einzigen Euro einen Menschen glücklich gemacht.

Quarzazate - mal ein netter Schnorre

Kasbah-Dorf westl Quarzazate

Raus aus der Stadt, auf der Hauptroute nach Marakesch. 25 km weiter links auf die N10 Richtung Tazenahkt abgebogen. Die Strasse eiert so durch die Pampa. Erst als wir zu einem kleinen Pass, dem Tizi-Ikhsane (1650 m) kommen, wlrd's für Motorradfahrer wieder interessant. In schönen Schwüngen geht's die schwarzen Berge hinauf. 20 km weiter der Tizi-n-Taghatine (1886 m).
Die Gegend ist sehr karg. Man sieht kaum irgendwelche Pflanzen. Nur in vereinzelten Senken, in denen sich halbwegs fruchtbare Erde und etwas Regenwasser angesammelt haben, stehen ein paar einsame Büsche. Ansonsten steinige Wüste soweit das Auge reicht.


Der Straßenbelag ist ohne Löcher und es gibt so gut wie keinen Verkehr. Ab und zu einen, der wie immer hoffnungslos überladenen, Laster, aber nichts was einen aufhält. Die Fahrer  machen bereitwillig Platz und freuen sich mit lautem Hupen, wenn wir ihnen zuwinken.
Dann folgen lange gerade Stücke und Archie wähnt sich schon wieder in Nevada. Die ganze Gegend ähnelt dem Südwesten der USA sehr. Bevor es uns bei dieser Wärme die Augendeckel zuklappt kommt doch noch ein erweckendes Kurvengeschlängel von der Hochebene nach Taliouine hinunter.

Tizi-Ikhsane

12:00 – 12:30 Taliouine Tanken
Wir sind seit Ouarzazate 150 km am Stück gefahren und wollen die Kühe vor der nächsten Etappe noch füttern. An der ersten Zapfsäule halten wir und füllen für 155 DHS Sprit ein. Auch wir haben schon einiges ausgeschwitzt und brauchen dringend Nachschub an Flüssigkeit. 7 DHS für zwei Cola und 4 DHS für ein kleines Wasser werden berechnet. So billig kann das sein, wenn keine Touristenpreise verlangt werden.

Taliouline

12:30 – 14:30 Taliouine - Tizi n Test
So langsam kommen wir aus den Bergen heraus und es wird grüner. Der Höhe fällt auf unter 600 m, die Temperatur steigt bis 39°C. Besonders der heiße Wind ist lästig.
Auch die Taxis haben hier wieder mal eine andere Farbe. Dazu muss man wissen, dass offensichtlich in jeder Provinz die Taxis anders koloriert sind. In Fes sind sie weiß, in Erfoud / Tinerhir blau und in Marakesch dunkel beige. Die hiesigen haben eine seltsame grünliche Lackierung.  „Senf-blau-metalic“ sagt der C dazu. Diese Mischung könnte hinkommen.

Tizi n Test

Tizi n Test

Von Taliouine zieht es sich,  rund 70 km fast nur geradeaus geht es durch die heiße Ebene.
Endlich kommen wir an die Abzweigung zum Tizi-n-Test. Ab jetzt führt unser Weg wieder in nordöstlicher Richtung hinauf in die Berge. Kurz nach der Kreuzung steht ein großes gemauertes Schild. „120 km Kurven“ kündigt es an! Wir passieren die hier fast überall vorhandene „Barriere de neige“ und stürzen uns ins Kurven-Geschlängel


In großen Windungen zieht sich die Strasse entlang der verschiedenen Bergrücken hinauf.
Foto-Stopp an einem Felsüberhang. Beim Wenden stirbt mir der Motor ab. Da ich rechts auf die Böschung hinauf gefahren bin, ist mein linker Fuß zu kurz und die Kuh rutscht mir zwischen den Füßen durch und fällt um. Ist nicht weiter schlimm, da sie nur bis auf den Sturzbügel kippt. Zum Glück hilft mir Archie beim Aufheben. Alleine ist das mit dem Gepäck fast nicht möglich. Vor allem gibt es keinen Griff, an man die Kiste richtig anpacken kann.

Tizi n Test

Unterwegs steht ein altes Männchen in landestypischer Djellaba an der Strasse und hält eine leere Wasserflasche hoch. Nachdem kaum 100 m unterhalb ein paar Häuser stehen, fahre ich weiter. Der C stoppt, um was aus unserem Vorrat abzugeben, aber der Alte will, wie von mir vermutet, natürlich nur wieder was verkaufen. Das angebotene Wasser interessiert ihn überhaupt nicht. Irgendwelche Kräuter zieht er hinter seiner Kutte hervor. Ich hätte ihm wahrscheinlich sein Grünzeug ins Maul gestopft. Bei vorgetäuschten Notlagen, kann ich richtig stinkig werden. Aber der C bleibt freundlich und hat dafür zum Schluss das „Gemüse“ auf dem Gepäckträger ….

Tizi n Test

An jedem Aussichtspunkt steht ein Cafe. Alle wollen auch „Mineraux e Fossiles“ verkaufen. Zumindest stehen viele, zum Teil grell-bunte Schilder mit dieser Aufschrift entlang der Strasse.
Wir sind inzwischen auf fast 2100 m Höhe angekommen, aber die schwüle Hitze hat kaum nachgelassen.
30°C zeigt das Lenker-Thermometer.

Tizi n Test

14:30 – 14:15 Tizi n Test Pause
Oben auf Passhöhe natürlich auch ein Cafe. Abkühlung tut Not! Wir setzen uns in den Schatten des Vordachs und trinken wie immer 1 Cola + 1 kleines Wasser.
Wir sehen den vorbeikriechenden, pechschwarze Rußwolken ausstoßenden LKW zu und beobachten die Tramp-Versuche eines Einheimischen, der gelassen am Straßenrand sitzt.

Tizi n Test - Einheimischer Tramper

Tizi n Test - Nepp Cafe

Bei Zahlen geraten wir noch mit dem Wirt aneinander. Er zockt uns 20 DHS für Cola und Wasser ab. Als ich mich weigere, so viel zu zahlen, packt er kurzerhand meine Kamera und droht sie auf den Boden zu feuern. Verloren. Ich berappe also unter Protest den fünffachen Preis. Die Kamera wäre doch der deutlich größere Verlust. Wir sind aber eindeutig selber schuld an dieser Misere! Wir haben einen der Kardinalfehler in derartigen Ländern begangen und wie Anfänger nicht VORHER nach dem Preis gefragt. NACHHER hat man beim Feilschen immer die schlechteren Karten.


Tizi n Test

Falls mir aber so was noch mal passieren sollte, werde ich so einen Geldschneider unter großem, theatralischen Hokus-Pokus-Abakadabra mit einem Fluch belegen.
dracula

Diese doch leicht abergläubischen Berg- bewohner werden bei der nächsten zerbro- chenen Tasse oder der nächsten Beule im Auto sicher noch dran denken. Vielleicht hilft das dann wenigstens dem nächsten Gast.


15:15 – 17:15 Tizi n Test – Marakesch
Wir wedeln den Pass auf der anderen Seite hinunter. Kurve, Kurve, Kurve. Gute Oberfläche, aber an ungünstigen Stellen stets mit etwas Sand garniert. Ab und zu gibt es grandiose Ein- und Ausblicke in die Bergwelt.
Weiter unten scheint die Neubaustrecke zu Ende zu sein. Es hat Buckel, so dass man sich eher wie auf einer Achterbahn vorkommt.
Dann gibt’s noch eine kleine Wasserdurchfahrt.

Tizi n Test

Der Bach hat sein altes Bett beim letzten großen Regen so mit Geröll und Sand angefüllt, dass jetzt das Wasser keinen Platz mehr darin hat. 10 m lang und 10 cm tief ist die „Furt“. Langsam hin fahren, kurz gucken und durch. Wäre nach unseren bisherigen Erlebnissen eigentlich nicht der Rede wert. Wenn wir nicht, ich greife hier mal kurz vor, am Abend im Hotel in Marakesch zwei Enduro-Fahrer getroffen hätten, die genau an dieser Stelle, ob des „vielen“ und „tiefen“ und „reißenden“ Wassers ihre Geländemaschinen heute Vormittag dort hindurch geschoben haben. Ja geschoben haben sie, so erzählen sie! Wir, mit unseren Straßenmotorrädern, sind halt einfach durchgefahren. Auch Abenteuer scheinen relativ zu sein.

Tizi n Test - Marakech 129 km

Tizi n Test

Unten am Fuß der Berge braut sich was zusammen und wenig später werden wir mal wieder kräftig abgeduscht. Zur Abwechslung mal von oben. Der Gewitterschauer kühlt die Hitze zwar auf 23°C ab, aber kaum ist es wieder trocken steigt die Temperatur erneut auf 38°C. Die Sonne bricht kurz durch, doch vor uns Richtung Marakesch hängen dichte, schwarze Wolken.
Je mehr wir uns der Stadt nähern, desto mehr nimmt der Verkehr zu. Da wir vorher den Stadtplan studiert hatten, finden wir direkt und ohne Umweg zum Hotel „Islane“.


17:15 – 23:00 Marakech
Es gibt ein eher mittelmäßiges Zimmer im Hotel Islane (320 DHS bei HP), die Mopeds kommen ins Parkhaus und wir endlich unter die Dusche.
Anschließend Abhängen auf der Dachterrasse. Wir schlürfen frisch gepressten O-Saft und genießen den Blick auf die große Moschee gegenüber.
Unten, auf der Kreuzung direkt vor dem Hotel, ist Feierabendverkehr. Busse, Kutschen, Autos, Eselskarren, alles strömt hupend und lärmend durcheinander.

Marakech

Marakech

Als dann der erwartete Gewitterregen einsetzt, werden nicht nur die zahlreichen Fußgänger schneller.
Grande Finale: Das Tageslicht verabschiedet sich mit einem kleinen Regenbogen zum Sonnenuntergang und der Muezzin dröhnt aus den Lautsprechern der Moschee herüber.
Wir wechseln zur Restaurant-Dachterrasse, ordern unser im Zimmerpreis enthaltenes „Halfboard“ und stellen entsetzt fest, dass es mal wieder kein Feierabend-Bierchen gibt. Jetzt muss der letzte Wodka-Vorrat dran glauben. (Um 23:00 haben wir eine „Geleehrte“ am Tisch)


Das als Tagesgericht offerierte Tajouine, welch Überraschung, lasse ich zurückgehen. Eine so erbärmliche Variante, mit exakt einem winzigen Hühnerbein (Küken?), einer etwa daumengroßen Karotte und doch immerhin ZWEI Kartoffeln lasse ich mir nicht als Halbpension andrehen. Verarschen kann ich mich auch selber. Und kaum beschwert man sich, findet sich in der Küche auch ein anständiges Abendessen.
So schön Marokko ist, aber wenn man nicht andauernd auf der Hut ist, versuchen sie einen hier ständig über den Tisch zu ziehen, auszunehmen oder sonst wie zu übervorteilen. Permanent und jeder, überall! Das verdirbt auf Dauer die Laune dann doch etwas.

Marakech
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