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Tazzarine-Quarzazate
MA 2
Agoudal
Tazzarine
Quarzazate
Marrakech 1
Marrakech 2
Volubilis
Ceuta
 
 

Dienstag 01.06.2004

Start km 23940
10:30 – 12:30 Tizzane – Zagora
Ich bin heute für meine Verhältnisse recht früh aufgestanden. Gegen neun Uhr haben mich nicht nur der C, sondern auch einige mindestens ebenso lästige Fliegen aus dem Bett gescheucht. Temperatur im Zimmer um diese Zeit bereits 28°C. Es gibt zwar eine Klimaanlage, aber für nur zwei Leute diese in Betrieb zu nehmen, oder den Stromkreis dafür frei zu schalten rentiert sich anscheinend nicht.
Frühstücken am Pool, dann die Rechnung bezahlt (fast 300 Dirham nur für Getränke, 10 Bier à 25 DHS, 3 Cola à 10 DHS und 1 großes Wasser à 15 DHS)

Tazzarine - Hotel

westl. Tazzarine

Obwohl frisch geduscht, strömt uns der Schweiß aus allen Poren. Es hat schon jetzt 34°C.
Im Ort noch getankt. Hier im Süden muß ich jede Gelegenheit nutzen bleifrei zu tanken.
Durch eine relativ öde und langweilige Wüstenlandschaft fahren wir fast non-stop durch bis Zagora.

Meinen kurzen Halt an der Kreuzung nach Ouarzazate kriegt Archie trotz Funkspruch nicht gleich mit (jetzt ist nämlich sein Gerät defekt, wie sich später herausstellt).
Kurz vor Zagora gönnen wir uns eine kleine Pause auf einem Parkplatz mit Blick auf das Draa-Tal.


Als wir unsere obligatorischen Fotos machen, fängt drunten im Tal ein etwa 200 m entfernter Eselstreiber an uns wüst zu beschimpfen und wirft mit Steinen in unsere Richtung (wos hod der denn bloß?).
In Zagora halten wir an der Hauptstraße vor einem Bankautomaten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen stehen schon ein deutsch sprechender Teppichhändler und zwei andere Typen neben uns. Die übliche Leier, unverbindliche Einladung zum Tee, den Teppich kann er uns auch nach Hause schicken, was Gutes tun für seinen „Dritte-Welt-Laden“ usw. bla-bla-bla. Ich überlasse Archie die eifrigen Laberer und hole zwischenzeitlich mein Geld (2000 DHS).

Draa-Tal vor Zagora

12:30 – 15:00 Zagora - Tazzarine
Wieder beim Bike kommt von Archie die leicht entsetzte Frage: „Wo ist denn dein rechter Koffer???“ Ich traue meinen Augen fast nicht, tatsächlich, meine rechte Packtasche fehlt! Obwohl der Teppichhändler dauernd daneben stand, kann er sie eigentlich nicht entwendet haben. Den Griff muß man mit dem Zündschlüssel entriegeln, und den habe ich in der Tasche.
Archie glaubt sich zu erinnern, daß sie am letzten Parkplatz noch dran war, will das aber nicht beschwören.

Zagora - Stadttor

Ich muss sie irgendwo verloren haben! Aufgeladen habe ich sie heute Morgen jedenfalls. Da bin ich mir so halbwegs sicher.
Wir fahren die Strecke langsam zurück, stets mit suchendem Blick in die Straßengräben. Ständig narren uns die ähnlich aussehenden, überall herum liegenden schwarzen Müllsäcke.
Nach dem 568ten machen wir, etwa auf dem halben Rückweg nach Tazzarine, eine Verschnaufpause.

Zagora - Quarzazate

Tazzarine - Tankstelle

Zigaretten geben zwar Nebel ab, mir fällt jedoch beim Rauchen ein, daß ich an der Tankstelle in Tazzarine unsere Motorräder fotografiert hatte. Digicam raus und Bilder anschauen. Es folgt eine große Ernüchterung meinerseits, der Koffer ist wunderbar auf dem Foto zu sehen und damit auch ist auch die kleine Chance, ihn vielleicht doch im Hotel vergessen zu haben, vorbei. Beim Hinein zoomen kann man auch exzellent den nach oben zeigenden Tragegriff erkennen. Der Koffer-Schlüssel kann zwar in dieser Stellung abgezogen werden, zum Verriegeln am Bike muss der Griff allerdings nach unten eingeklappt werden.


So, nur locker eingehängt, kann sich das Teil schon nach der ersten Bodenwelle, beim kleinsten Hopser, verabschieden. Und davon hatten wir auf dieser Strecke genug.
Weiter, den ganzen Weg zurück nach Tazzarine. Die Anzahl der gesichteten Plastiktüten hat mit Sicherheit die Zahl Tausend deutlich überstie- gen, der Koffer dagegen allerdings bleibt unauffindbar. Der letzte Hoffnungsschimmer ist, dass ihn vielleicht ein ehrlicher Finder bei der hiesigen Polizeistation abgegeben haben könnte. Ein sehr verwegener Gedanke zwar, aber da wir schon hier sind, sollten wir zumindest fragen.

Tazzarine

15:00 – 16:00 Tazzarine Polizei
Diese Frage kostet uns etwa eine Stunde Zeit. Zum einen die Verständigungsschwierigkeiten (Archie spricht deutlich besser französisch als der Polizeioffizier), zum anderen die hunderttausend Details zum Inhalt, zum Hergang und zu meiner Person inkl. aller Vorfahren der letzten drei Generationen, die unbedingt in die Akten aufgenommen werden müssen. Während der Polizei-Capo angeblich noch ein paar Telefonanrufe in meiner Sache zu tätigen hat, bittet er uns so lange im Café nebenan Platz zu nehmen.

Tazzarine

Nachdem wir 7 DHS pro kleines Cola gelöhnt haben (war anscheinend die Vermittlungsprovision für den Polizisten mit enthalten) verabschiedet sich unser Officer zwar mit einem zackigen „à votre service“, das seinem Gesichtsausdruck nach etwa soviel bedeutet wie: „wenn ihr außer Sichtweite seid, dann könnt ihr mich mal! ihr Touristen macht nur Arbeit“ und im Kleingedruckten: „wenn ihr so blöd seid einen Koffer zu verlieren, dann erwartet von der armen Landbevölkerung nicht, dass sie so eine Schatzkiste auch noch bei der Polizei abliefern“ (Womit er auch irgendwie recht hat!).

vor Zagora

Kreuzung bei Tansikht

An der selben Tankstelle wie heute Morgen nochmals die Kühe getränkt, dann die bereits, inklusive der Straßengräben, nur allzu gut bekannte Strecke zurück bis Tansikht, wo wir wieder auf die Strasse Zagora – Quarzazate treffen.
Der erneute Abstecher nach Zagora wird wegen Zeitmangel allerdings gestrichen. Dabei wollte ich eigentlich unbedingt das berühmte Schild „Tombouctou 52 jours“ fotografieren. Aber wenn man seinen Koffer nicht fest macht…..


16:00 – 19:00 Tazzarine – Ouarzazate
Die Straße von Tansikht  über Agdz nach Ouarzazate führt an vielen, für diese Region typischen, Kasbah-Dörfern vorbei. Wir kurven über den ca. 1600 m hohen Tizi-n-Tinififft, eine Passstraße vom Feinsten. Bester Belag und schöne Windungen machen nach der vorherigen stumpfsinnigen Geradeaus-Rödelei richtig Laune.

vor Zagora

Kurz vor Ouarzazate, unserem heutigen Tagesziel, erleben wir noch eine besonders dreiste Art der Schlepperei. Ein Kleinlaster steht mit geöffneter Motorhaube am Straßenrand, drum herum einige Leute. Als sie uns kommen sehen, springt einer von ihnen, mit einer leeren Plastikwasserflasche winkend, mitten auf die Straße, um uns anzuhalten.
Da in der Wüste nach einem ungeschriebenen Gesetz gegenseitige Hilfe eine Selbstverständlichkeit ist, wären wir mit Sicherheit auf diesen üblen Trick hereingefallen. Zum Pech der Betrüger haben wir aber leider mitbekommen, daß der etwa 300-400 m vor uns fahrende, marokkanische Pkw von ihnen überhaupt nicht beachtet wurde. Vor dieser Art von Hinterhalt, hatten uns außerdem die Schwaben, die wir in Tinerhir getroffen hatten, gewarnt.

Sie waren darauf reingefallen und waren einen dreiviertel Tag mit zum Teil üblen Androhungen beim Teppichhändler-Schwager festgehalten worden.
Die Touristenverarschung nimmt hier widerliche Züge an! Denn sobald sie dann jemanden zu Bruder; Schwager in den Teppich- oder „was auch immer“-Laden um Hilfe geschickt haben, läuft der vorgeblich kaputte Lkw wundersamerweise sofort wieder.
Wir „gratulieren“ den Jungs insgeheim zu ihrem „Weitblick“. Wenn nämlich wirklich mal Hilfe benötigt wird, dann hält keiner mehr. Ich bin ein friedlicher Mensch, aber bei so was krieg ich dann doch Lust dieser „Panne“ mit einem kleinen „Bömbli“ etwas nachzuhelfen. Vorgetäuschte Notlagen sind so ziemlich das Unverschämteste und Unverfrorenste, was man sich ausdenken kann.

linie-bombe1
Zagora - Quarzazate

19:00 – 23:00 Hotel
Gegen 19 Uhr treffen wir in Ouarzazate ein und finden im „La Vallée“ ein Zimmer zu einem vernünftigen Preis. Als Traveller-Hotel empfohlen, ist es von Reisenden aus aller Herren Länder ziemlich gut besucht.
Die Bikes können wir  abgesichert in einem kleinen, abgesperrten Seitenhof parken.


Auf der Bude mache ich dann Bestandsaufnahme was mir eigentlich alles verlustig gegangen ist. Verloren sind ein paar T-Shirts, die saubere Unterwäsche (die benutzte war im linken Koffer), mein Waschzeug und die medizinische Notausrüstung, mein guter Weltempfänger Grundig Yacht Boy, ein warmer Pullover und die gesamte Elektro-Tüte mit allen Ladegeräten! Das mit den Klamotten kann ich verschmerzen, war alles nichts Wertvolles.

Das Waschzeug lässt sich kaufen, krank müssen wir auch nicht unbedingt werden, aber mein schönes Radio und die Ladegeräte, das tut schon weh. Vor allem die Ladegeräte für Handy und Foto. Wenn jetzt der Akku leer wird, ist Schluss mit Telefonieren und Fotografieren. Dumm gelaufen! Aber selber schuld! Wer seinen Koffer nicht richtig fest macht…. 
Wie bei den Bremer Stadtmusikanten: Unten die  Kuh und der Esel direkt oben drauf! Ich Depp ich damischer!   smiley-hammer


sübl. Quarzazate

Beim Abendessen im hoteleigenen Restaurant stoßen wir, wie schon so oft  diesem Land, auf die Unvereinbarkeit der Vorschriften des Koran mit einem bayrischen Grundnahrungsmittel.
Auf unsere diesbezügliche Frage zeigt sich der angesprochene Ober aber sehr rührig. Die Marktlücke ausnützend und in der Erwartung von entsprechendem Bakschisch, bietet er uns an, die gewünschte Menge Bier im nahe liegenden Supermarkt zu besorgen. Gegen Cash im Voraus. Kurz darauf kommt er mit zehn Flaschen „Flag special“ zurück. Gut gekühlt werden sie uns dann nach und nach von ihm persönlich serviert.

Quarzazate
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