|
MA 2
Agoudal
Tazzarine
Quarzazate
Marrakech 1
Marrakech 2
Volubilis
Ceuta
 
 
|
|
Montag 31.05.2004
|
|
08:45 – 10:30 Tinerhir Hotel Wieder einmal müssen wir den Lötkolben zücken, um abgerissene Kabel am Headset des Funks anzubraten. Nach dem Frühstück nehmen wir noch unsere, vom Laundry- Service des Hotels frisch gewaschenen, Klamotten in Empfang. Von Edi haben wir uns bereits gestern Abend verabschiedet. Er ist sehr früh zur Kasbah Riad du Sud aufgebrochen, vielleicht treffen wir uns ja dort heute Abend wieder.
|
|
|
|
Start km 23597 10:30 – 12:30 Tinerhir – Boumalne Nachdem der gestrige Anlauf, von Norden durch die Berge ins Dades-Tal zu gelangen, gescheitert ist, werden wir es heute eben andersrum auf die „zivile“ Touristen-Art probieren. Vor unserem Abstecher in die Berge versuchen wir in Boumalne die Tanks zu füllen, scheitern aber an der mangelnden Verfügbarkeit von bleifreiem Benzin. Entweder zurück nach Tinerhir oder 70 km weiter nach Westen, da könnte es „Sans Plomb“ geben, sicher ist sich allerdings keiner der Gefragten. Jetzt kommt die vorher abgesprochene „Notfall“-Planung zur Anwendung: Den noch halbvollen Tank an Archie’s R100 abgenommen und den Rest des kostbaren bleifreien Sprits bei mir eingefüllt. Der C opfert sich und tankt dann das als „Super 95“ angebotene Benzin. Die gute R100 ist zwar hart im Nehmen, aber bei dieser Brühe (eine Suppe, die selbst ein Feuerzeug zum Klingeln bringen würde) schüttelt sie's aber nur noch. Selbst mit abgeschalteter Zündung hört die Q nicht auf sich zu schütteln. Kurz sie dieselt nach wie eine alte Ami-Kiste. Hilft nur: Gang rein und abwürgen.
|
|
|
|
|
|
|
12:00 – 15:30 Boumalne - Dades – Tinerhir Auf einer sich in sämtlichen Bauphasen, von gerade erst heraus geschoben bis frisch asphaltiert, befindlichen Straße geht’s hinauf zur Dades-Schlucht. Die letzten Kilometer auf guter Teerstraße in einigen Serpentinen auf eine kleine Paßhöhe.
|
|
|
Fotostopp am Aussichtspunkt mit auffallend friedlichen und unaufdringlichen Händlern. Nachdem wir einfach behaupten, hier schon zum dritten oder vierten mal zu sein, fragt uns selbst beim Fotografieren der kunstvoll auf Teppichen drapierten Auslagen keiner mehr, ob wir nicht doch was kaufen wollen. Sie fragen nicht mal mehr! Einer poft im Schatten eines Felsblocks und bietet irgendwas zum Essen an. Auch er zeigt nur auf seine Töpfe. Der C streckt den Ranzen raus: Frage erledigt!
|
|
|
|
Einige Kilometer weiter führt die Straße wieder hinunter ins Flußtal und dann in die Dades-Schlucht. Der Fluß hat sich dort auf 20-30m Breite etwa 200m tief durch den Fels geschnitten. Entlang der Ostseite verläuft die betonierte Straße durch die Schlucht. Wegen der Unwetter der letzten Wochen stark angeschwollen, schießt die braune Brühe mit kräftiger Strömung durch die Schlucht und überflutet die Straße auf ca. 50 Metern. Die Spitzen der ca. 50 cm hohen Begrenzungspoller zum Fluss hin sind kaum noch zu sehen..
|
|
|
|
Der C startet als erster den Versuch dort durch zu kommen. Da das Wasser schon mit ca. 20-30km/h entgegenkommt, fährt er langsam mit schleifender Kupplung durch. Die Zylinder werden an der tiefsten Stelle komplett vom Wasser überspült. Der Motor läuft, zwar leicht hustend, noch weiter, aber die Kuh bewegt sich trotz etwa 3000 U/min und eingerückter Kupplung kaum noch vorwärts. Mit etwas Beinarbeit zur Unterstützung schafft sie es dann ans andere Ufer. Kaum im Trockenen zieht sie wieder los. War wohl Aquaplaning auf dem Kupplungsbelag. Öfter mal was Neues, daher wohl auch der Name „Trocken-Kupplung“. ;-))
|
|
|
|
Nachdem der C heil auf der anderen Seite angekommen ist wage auch ich mich in die Fluten. Ich fahre ganz langsam, aber das Wasser schießt bis übers Windshield hoch. Beide Zylinder sind komplett unter Wasser Plötzlich geht der Motor aus. Ich drücke auf den Starterknopf, aber außer einem ungesunden, gräußlichen Klack-Geräusch passiert nichts. Der Motor steht. Ich hebe die Hände über den Kopf und signalisiere: FINITO!
|
|
|
|
|
Ich steige ab, stehe bis an die Knie im Wasser und schiebe mit aller Kraft bergauf und gegen die starke Strömung. Grad dass ich es schaffe ins Trockene zu kommen. Einziger Gedanke: SCHEISSE!!!!! Wasser geschluckt! Motor in Eimer! Auf der anderen Seite angekommen erzählt mir der C, dass mir zwei aus der Horde der Lausbuben, die hier immer und überall zu sein scheinen, beim Schieben geholfen haben. Ich hatte das gar nicht bemerkt.
|
|
|
|
|
Sie werden alle mit einer handvoll Stylos belohnt. Ein Range rafft natürlich mehrere, verteilt aber nach einer Ermahnung von uns auch ein paar an die anderen Kinder. Ein letzter der leer ausgegangen war bekommt noch einen extra. Archie trocknet seine Kerzenstecker, die Kuh spotzt erst ein bisschen und läuft dann aber wieder rund. Ich drücke auf den Startknopf und es kracht nur mechanisch ungesund. Hoffentlich haben die Innereien keinen Wasserschlag abbekommen.
|
|
|
|
Also Kerzen raus und georgelt, der Anlasser gibt üble Geräusche und der Motor Dreck-Wasser von sich. Wie im schlechten Comic bei der Wiederbelebung von Ertrunkenen. Aus beiden Kerzenlöchern kommt ein Wasserstrahl! Wal da bläst er, oder besser gesagt die Seekuh. Das noch warme Flutopfer in alle möglichen und unmöglichen Lagen gedreht, aber aus den Kerzenlöchern kommt unaufhörlich die vorher dem Dades entnommene Flüssigkeit. Als ob die Kuh eine Quelle verschluckt hätte. Also Luftfilter raus. Der leicht braun triefende Papierbatzen könnte eher aus einer Freibad-Umwälzanlage stammen, als aus einem Fahrzeug.
|
|
|
|
|
|
|
Der tiefere Blick in den jetzt „Wasserfilterkasten“ verrät den Ursprung der Fontänen. Als wir uns gerade entschlossen haben ein kleines Ablaufloch zu bohren, entdecken wir einen Lenzstopfen. Wunderbar, die Kuh kann doch relativ einfach gemolken werden. Die Menge war für den Anfang nicht schlecht (ca. 1 Liter), aber am Geschmack müßte bis zur Marktreife wohl noch etwas gearbeitet werden. Mit dem mittlerweile schon fast vertrauten neuen „rrrrr-kr-kr-kk-rrrrr“ Startersound noch ein paar Motorumdrehungen, die Kerzen wieder eingebaut, kleines Stoßgebet, zwei, drei Huster und das Moped läuft wieder. Vor allem sauber und rund, ohne jegliche Nebengeräusche. Brave Kuh, oder eher Schwein gehabt! Nachdem wir ja bereits durch einige, auch tiefere Wasserlocher gefahren waren, hatte ich mir wirklich keine größeren Gedanken bezüglich Schnorchel für die Kuh gemacht.
|
|
|
Aber ein genauerer Blick auf die Lage des Ansaugrohres erklärt das Problem sofort. Der Ansaugstutzen liegt nur ca 5 cm über dem linken Zylinder und wenn nun Wasser ÜBER den Zylinder strömt, wird die Stauwelle direkt in diesen Stutzen gedrückt. Die „Nase“ ist dann unter Wasser und die Kuh ertrinkt zwangsläufig! Bei kurzen „Tauchmanövern“ fängt das anscheinend der unter der Sitzbank liegende, vorgeschaltete Luftkasten ab, aber wenn der mal voll ist säuft die Kuh gnadenlos ab. Also doch nur Wasserbüffel und keine Seekuh. Für’s Tauchen ist sie nicht gemacht. Tut mir ja richtig leid, was das arme Vieh so alles aushalten muss.
|
|
|
|
|
99% aller Enduros werden wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang nicht durchmachen müssen, was diese Straßen-Q schon in jungen Jahren erlebt hat. Noch keine zwei Sommer alt und wird schon ersäuft. Die bevorstehende Dehydrierungsphase des “Luftfilters“ nutzen wir zur Ursachenforschung für das eigenartige Anlassergeräuschs. Starter ausgebaut, Motor durchgedreht und Zahnkranz begutachtet, scheint ok, also vermutlich das Anlassergetriebe. Egal, Hauptsache es funktioniert noch. Alles wieder montiert, inklusive Luftfilter Marke Dades Nordhang halbtrocken. Motor gestartet und der läuft auch nach dem Einsetzen des Lenzstopfens klaglos weiter.
|
|
|
Während wir am Straßenrand eifrig schrauben, zeigt uns einer der überall in Marokko anzutreffenden und immer rot lackierten Bedford-Lkw aus den frühen 60ern, wie man durch so eine Pfütze fährt und dabei nur müde lächelt. Dieser etwas ausgedehnte Boxen-Stopp, über eine Stunde haben wir (genauer Archie) geschraubt, hat unseren Zeitplan durcheinander gewürfelt, die Strecke weiter nach Norden und über die Todra-Schlucht wieder zurück zu fahren ist heute nicht mehr zu schaffen.Also zurück durchs Wasser! Jetzt bin ich gaaaanz vorsichtig! Ich lasse den Motor aus und rolle von der Strömung getrieben und leicht bergab die 40-50m durchs Wasser.
|
|
|
|
Nur die letzten Meter werfe ich die Maschine an, jetzt geht's leicht aufwärts und schließlich mag ich nicht schon wieder schieben. Wir fahren die Schlucht hinunter. Beim Schalten und Bremsen schwappt mir die Brühe in den Schuhen. 200 m weiter gebe ich das in den Schuhen schmatzende Wasser dem Fluß zurück. Hier ist der C wiederum im Vorteil. Seine alten Stiefel haben im Lauf dieser Reise schon stark gelitten, d.h. die aufgerissenen Stellen sorgen auch für eine schnelle Entwässerung des Stiefelinneren. Die HolterdiPolter-Strecke nach Boumalne zurück. Im Eilgang nach Tinerhir zum Tanken.
|
|
|
|
Bis dahin ist, mit Ausnahme meiner Schuhe, alles wieder trocken. Der Luftfilter offensichtlich auch. Jedenfalls macht er keinen Ärger.
15:30 – 16:00 Tinerhir Tanken + Pause Tankpause und Cola pur, Wasser hatten wir heute schon genug.
16:00 – 18:00 Tinerhir – Alnif Von Tinerhir fahren wir zurück gen Osten. Anhand der guten Beschreibung im Reise-Know-How finden wir 20 km weiter den Einstieg zur Piste Richtung Süden nach Alnif.
|
|
|
|
|
|
|
Die 46 km durch die Wüste haben es in sich, von Schotter-Rennstrecke mit vorher fast nicht zu sehenden, radtiefen Querrillen bis zu Trial- Sektionen, von Weichsand-Feldern bis zum übelsten Waschbrett wird alles geboten. Auf etwa halber Strecke mitten in der öden Wüstenei, winkt ein junger Bauarbeiter am Pistenrand mit einer leeren, blauen Plastik- flasche. Der arme Kerl ist halb am Verdursten. Jedenfalls schüttet er das von uns erhaltene Wasser sofort fast vollständig in sich hinein. Wir hören es förmlich zischen.
|
|
|
In den Dörfern, die wir in diesem Abschnitt passieren, wimmelt es geradezu von Menschen, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Die besonders Dreisten versuchen nach den vorbeifahrenden Motorrädern zu grabschen oder sie aufzuhalten. Als „freundlicher“ Tourist reicht man dann halt im Vorbeifahren die Hand zurück, klatscht jedoch nur ein bisschen beim Zusam- mentreffen auf die Hände (Kurzform auf fränkisch: gibt’s eins auf die Griffel!).
|
|
|
|
Wenn man mit dem kompletten Equipment weiter fahren möchte, darf man in so einem Dorf nicht anhalten. Also 500 m danach pausiert. Einem etwa 10jährigen Jungen war es nicht zu blöd uns nachzurennen. Als Belohnung gab’s bei „Stylo?“ einen Kugelschreiber, bei „Cigarette?“ oder „Dirham?“ aber ein sehr energisches Imschi! (wichtigstes Wort im Arabischen = schleich dich, heißt zwar in der Grundform kommen, scheint aber wie im Deutschen auch als „komm, jetzt geh’ weiter“ verwendet werden)
Ab Alnif haben wir Teerstraße.
|
|
|
|
18:00 – 19:30 Alnif – Tazzarine Das Einzige, was uns in Marokko nicht nach-, sondern davonläuft, ist die Zeit. Bis Tazzarine sind es noch 75 km und dann noch ca. 15 km zum, vom schweizer Edi empfohlenen, Kasbah-Hotel „Riad du Sud“ bei Tamahalte. Es ist also ein deutliches Anheben der heutigen Durchschnittsgeschwindigkeit nötig. Wir lassen die Kühe fliegen..
|
|
|
|
Nach etwa einer Stunde stehen wir vor dem abseits der Hauptstraße, malerisch im Licht der untergehenden Sonne liegenden Hotel Riad du Sud, es bleibt beim davor. Klopfen am Tor, rufen oder auch Anrufe per Handy bleiben erfolglos. Na dann halt wieder zurück nach Tazzarine. Kurz nachdem die Sonne hinter uns irgendwo in die Wüste gefallen ist, laufen wir in den Ort ein. Einmal die Strasse rauf und einmal die Strasse runter, aber nichts zu erkennen, was nur halbwegs nach Übernachtungsmöglichkeit aussieht.
|
|
|
|
An der Abzweigung nach Quarzazate fragt Archie den vorher im Vorbeifahren schon mehrmals gegrüßten Polizisten nach einem Hotel. Nach kurzer, netter Unterhaltung mit den üblichen Fragen erklärt er, es gäbe am südwestlichen Ortsausgang den „Complex Touristique Bougafer“. . Das entpuppt sich als relativ große Bungalowanlage mit Riesenparkplatz davor. Wieder kein Mensch zu sehen, ist aber geöffnet. 580 DH Halbpension fürs Zimmer. Wir sind seltsamerweise in der 300-Betten-Burg die einzigen Gäste.
|
|
|
|
An den an der Rezeption ausgehängten Bildern erkennen wir den Grund für die große Kapazität des Hauses. Da es direkt am Tor zum größten Sandkasten der Welt liegt, kommen in der Hauptsaison scharenweise die großen Buben und auch Mädels mit ihren motorisierten Spielzeugen hierher. Auf unsere Frage an den Clerk, wann denn Hauptsaison wäre, bekommen wir zur Antwort: Juli, August!!!!! Tja, dazu fällt uns nur ein alter Film mit Marilyn Monroe ein „Manche mögen’s heiß“........uns ist jedenfalls schon jetzt Ende Mai warm genug, bewiesen durch die Getränke- rechnung des heutigen Abends.
|
|
|
|
|