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Tinerhir-Agoudal
MA 2
Agoudal
Tazzarine
Quarzazate
Marrakech 1
Marrakech 2
Volubilis
Ceuta
 
 

Sonntag 30.05.2004

Start km 23390

10:00 – 13:30 Tinerhir – Agoudal

Nach dem Frühstück satteln wir die Bikes. Da wir hier noch einmal übernachten werden, haben wir für den heutigen Ausflug in die Todra-Schlucht nur die abgespeckte Version des Tankrucksacks dabei, der Rest des Gepäcks bleibt mit den Packtaschen auf der Bude. Unsere bis dahin etwas behäbigen Arbeitskühe mutieren durch die Gewichtsreduzierung regelrecht zu leichtfüßigen Gazellen (jetzt weiß ich auch, wo der Ausdruck „mopedfahren“ herkommt).

Tinerhir Hotel Timboctu

Beim Spritfassen im Ort werde ich richtig penetrant von einem Schuhputzer belästigt, der erst aufgibt, als der Tankwart ihm verdeutlicht, daß er diese Art Schuhe nicht putzen kann. Beim Anblick von Archies alten Tretern fragt er erst gar nicht.

Wahrscheinlich traut er sich nicht diese Lederlappen mit der Bürste zu berühren, da sie ihm sonst womöglich in der Hand endgültig zerfallen könnten und als Schadensersatz seine gesamte Tageseinnahme fällig wäre.


Kurz nach der Tankstelle biegen wir Richtung Norden ab. Auf einer, zwar mit ein paar kleinen Baustellen garnierten, aber ansonsten recht guten Teerstraße geht’s flußaufwärts durch das satt-grüne Palmen bewachsene Tal zur Gorges du Todra (Gorges = Schlucht). Auf Grund der hervorragenden Straßenverhältnisse amüsieren wir uns, ähnlich wie schon am Erg Chebbi, über die in Tinerhir angebotenen Touren mit schweren Allradfahrzeugen zur Schlucht (=Pauschaltouristen-Verarschung). Der Weg hierher ist ohne Problem selbst für Harleys, Goldwings und tiefer gelegte Mantas zu befahren. Gut, zu Hause kann man dann auch nicht mit einer „gefährlichen Expedition“ in den Hohen Atlas angeben. Selten so gemuht die Q!

bei Imarirhen

Der Eingang zum ca. 500 m langen Canyon wird „bewacht“ durch einen, mit einer alten Uniformjacke bekleideten, selbst ernannten „Offiziellen“ mit selbst produziertem Ausweis. Die 5 Dirham, die er pro Person als „Eintritt“ zu kassieren versucht, dürften ausschließlich der Erhaltung seines persönlichen Wohlstands dienen. Von Edi im Hotel vorgewarnt, umfahren wir den vor uns auf die Straße springenden „Kontrolleur“ mit einem geschickten Schlenker. Seine „Freude“ über unser Verhalten bringt er durch Ballen der Fäuste und wildem Trillerpfeifen zum Ausdruck.  “Diese Sch… -Touristen! Wollen wieder nicht gehorchen, wenn ich ihnen befehle hier ihr Geld auszugeben”,  denkt er sich wohl. Richtig! Wir haben keine Laune uns an jeder Ecke von einem solchen Typen abzocken zu lassen. Einfach lästig!
Die Schlucht selbst gleicht einem Rummelplatz. Jede Menge Händler warten auf zahlungsfreudige Kunden. Falls deren Kauflust doch nicht ganz so ausgeprägt sein sollte, wird mit landesüblichem „Charme“ kräftig nach- geholfen.

Eingang zur Todra-Schlucht

oberes Ende der Todra-Schlucht

Die steil in den Himmel ragenden roten Felswände der Schlucht ausgiebig zu bewundern wird uns leider nicht gegönnt, die Kühe gehen irgendwie mit uns durch. Sie gebärden sich anhand des Überangebots an absolut unnötigem Tand und der Touri-Ansammlungen reichlich verschreckt und sind nicht zum Anhalten zu bewegen. (eigentlich ein nettes Wortspiel „zum Anhalten bewegen“ = negative Bewegung?)


Nach diesem, wie mit einem Messer in den Fels gekerbten, Einschnitt steigt die Straße sanft gewunden zu einem langgestreckten Hochtal hinauf und führt an dessen Ende auf ein ca. 200m höher liegendes Plateau mit dem Ort Ait Hani. Das vor der Schlucht noch rege Verkehrsaufkommen geht hier fast auf Null zurück.
Der übliche Fotostopp mit Blick zurück ins Tal. Außerdem schreit mein gefräßiges kleines GPS schon wieder nach neuer Energie. Nur vier bis fünf Stunden braucht das Geko um zwei Akkus auszulutschen

Hochtal bei Ait Hani

Hinter Ait Hani die erste Flussdurchfahrt. Etwa 20 m durch ca. 10-20 cm tiefes Wasser eines größeren Bergbaches. Respektvoll tasten wir uns hindurch. Rechts geht die Strasse nach Imiter, wir biegen nach links zum Tizi Tirherhouzine Richtung Agoudal ab.
Bis Toumliline gibt es eine lehmige (Buckel)-Piste mit ausgedehnten Schlammlöchern, die man aber mit dem Bike vorsichtig am Rand passieren kann. Vorsichtig, weil es neben dran ungesichert einige Meter in die Tiefe geht. 

Tamtattouche

Hoher Atlas

Von Toumliline windet sich der Weg im Zickzack auf grobem Schotter bis zum Fuß des Passes. Der darauf folgende Abschnitt des Tizi Tirherhouzine (so heißt der Paß) macht richtig Laune, eine „Schotter-Autobahn“ vom Feinsten. Wir fliegen regelrecht den Berg hinauf, volle Düse. Oben auf 2700 m Höhe genießen wir den fantastischen Ausblick auf die umliegende Bergwelt des Hohen Atlas. Nein, kein Alpen-Kitsch! Keine Gletscher, keine Alpenröschen, keine röhrenden Hirsche und keine Trachtenjanker.


Hoher Atlas

Wanderkaufmann - Hoher Atlas

Nein, hier sieht man leere, weitgehend unberührte Bergwelt. Karg, ohne nennenswerte Vegetation, nur verwitterter, roter, geschichteter Stein, auf dem das Schattenspiel der Wolken grandiose Hell-Dunkel-Effekte erzeugt. Stehen und staunen!
Der einzige Mensch, den wir hier in dieser Höhe antreffen, ist ein Händler, der mit zwei Maultieren von Ort zu Ort zieht. Geschäftstüchtig schnorrt er zwei Zigaretten als Gegenleistung für ein paar Fotos.


Kurz nach der Paßhöhe endet die „Autobahn“. Die Piste führt, entlang einem Zufluß des Asif Melloul 20 km bergab nach Agoudal, dem größten Ort der ganzen Gegend.
„Entlang“ des Flusses ist eigentlich nicht ganz richtig, “Verflochten” wäre genauer.
Mindestens 10-mal kreuzen sich Weg und Wasser und manchmal ist nicht ganz klar auszumachen, ob wir jetzt im Bachbett fahren oder das Wasser einfach die Strasse entlang läuft. 

Hoher Atlas - Wasserdurchfahrt für Anfänger

Die ersten Wasserdurchfahrten sind wir noch vorsichtig, doch dann bekommen wir Übung und wir plantschen durch das Nass. Wenn man schon mal nass ist, ist es grad egal wie hoch es spritzt.
Kleine Foto- und Zigarettenpause vor Agoudal. Dann am Ortseingang eine Überraschung, die uns die Stirn so faltig werden läßt, wie die umliegende Berglandschaft.

Hoher Atlas - Wasserdurchfahrt für Anfänger

Die letzten Flussdurchfahrten sind uns praktisch schon zur Routine geworden, aber was jetzt vor uns liegt, verschlägt uns wirklich die Sprache. Der eh schon von Lkw-Reifen zerfurchte Feldweg ist auf gut 100 m Länge von einer absolut undurchsichtigen braunen Brühe überflutet.
Der Straßenverlauf, erkennbar am Richtungs- versatz der gegenüberliegenden Seite, ist mit Sicherheit nicht gerade. Gleich rechts daneben, ohne sichtbare Abgrenzung, liegt das Bachbett, nur an der stärkeren Strömung zu vermuten. Wassertiefe und Untergrundbeschaffenheit sind absolute Unbekannte.

Während wir leise fluchend vor uns hinrätseln und vergeblich nach einer fahrbaren Alternative Ausschau halten, kommt von hinten ein kleiner Junge angeradelt und deutet uns, ihm durchs Wasser hinterher zu fahren.
Da Hochlandbewohner im Allgemeinen hervor- ragende Nichtschwimmer sind, vertrauen wir ihm soweit, dass er weder sich und damit wohl auch uns nicht im Bach versenken wird.
Außerdem wollen wir nicht mit dem „Hoher-Atlas-Weichei-Diplom“ ausgezeichnet werden. Arsch zusammenkneifen und los.


Wie ein Wilder radelt der Kleine in einem lang gezogenen S durch die Brühe (gewußt wo!). Wir stochern mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend dicht hinterher. Sein Mini-Kinderfahrrad ist dabei an der tiefsten Stelle fast bis zum Sattel im Wasser und die Kühe tauchen bis zu den Zylindern ab. Nach ein paar bangen Sekunden mit Geschlingere, in den für uns unsichtbaren Unterwasser-Spurrinnen (schwitz!), stehen wir leicht eingeweicht aber wohlbehalten auf der anderen Seite. Neben uns der triefnasse Knirps mit großen, erwartungsvollen Augen.  Archie gibt ihm seine verdiente Belohnung:

Agoudal

Ein paar bunte Kugelschreiber wechseln den Besitzer und schon grinst der Dreikäsehoch glücklich von einem Ohr zum anderen. Lotsen-Dienst im Hochgebirge!
Aber ohne diesen Lotsen wären wir da nicht einfach durch gefahren, nach unseren Erfahrungen im Mittleren Atlas, wo ganze Straßenteile weggeschwemmt  waren, vielleicht nach einer vorsichtigen Begehung zu Fuß.

Kaum zu glauben, dass diese miserable und oft unpassierbare „Straße“ eine, von den insgesamt nur vier Möglichkeiten ist, das sich über mehr als 500 km erstreckende Gebirge des Hohen Atlas zu überqueren. Wenn’s nicht geht, dann geht’s halt nicht, Das gehört hier zum Alltag, Insh´Állah! Im Winter sind die hier auf ca. 2500m Höhe liegenden Dörfer sowieso oft monatelang einge- schneit und von der Außenwelt abgeschnitten.


Auberge-Restaurant „Ibrahim“ - Agoudal

13:30 – 14:00 Agoudal Pause
Wir fahren weiter durch den Ort. An der Straße, die durch die Berge weiter nach Norden bis Imilchil führt, werfen wir am Auberge-Restaurant „Ibrahim“ Anker. Nach soviel Wasser ist dieses Wort jetzt durchaus angebracht!
Bei Tee + Eau de Mineral fragen wir den Besitzer des Hauses, Ibrahim Hdach, da auf seinen Schild auch „Information sur Pistes“ steht, nach der Befahrbarkeit der südlichen Strecke ins Dades-Tal.


Genaue Auskunft konnte er uns nicht geben, aber wenigstens soviel, dass seit mehr als vierzehn Tagen kein Fahrzeug mehr über diesen Pass gekommen ist. Aber mit den Motorrädern, meint er, könnten wir es versuchen.
Er erklärt uns auch genau, wo sich die Kreuzung im Ort befindet, um auf diese Straße zu kommen. Auf dem Herweg haben wir jedenfalls keine Abzweigung erkennen können. Ausschilderungen gibt’s in solchen Gegenden sowieso keine.

in Agoudal

14:00 – 15:30 Agoudal – Agoudal
Zwei Tee und ein Wasser schwerer, dafür um 20 Dirham leichter, brechen wir zur gesuchten Strecke auf. Dank Ibrahims Beschreibung „no problem“.
Die schräg am Hang verlaufende Piste ist schon kurz hinter Agoudal in üblem Zustand. Die Regengüsse haben stellenweise so tiefe Querrillen herausgespült, daß eine Umgehung durchs Gelände notwendig ist.
Ein paar hundert Meter weiter verengt sich das Tal immer mehr und der Weg lief wohl, an stellenweise vorhandenen Fragmenten zumin- dest noch schwach erkennbar, direkt am Fluss entlang.

Hoher Atlas

Ein Weiterkommen ist jetzt nur noch im Qued (Bachbett) möglich. Mal im Trockenen auf dem Kiesbett, mal direkt im Wasser, fahren wir mehr schlecht als recht weiter.
Ein Stück flußaufwärts sind dann sogar „Straßenbaumaßnahmen“ notwendig. Das Qued wird unpassierbar, jedoch das Gelände neben dran sieht nicht allzu schlecht aus. Allerdings trennt uns davon ein ca. 50 cm hoher, treppenartiger Absatz. Archie steigt ab, verwandelt ihn kurzerhand mit ein paar Steinbrocken zur Rampe und rumpelt hoch. Ich hinterher, es kracht und scheppert, aber ich stehe oben. Wie oft ich, mit meiner für diese „Straßenverhältnisse“ überhaupt nicht konzipierten Kuh, schon aufgesessen bin, habe ich aufgehört zu zählen (arme, arme Q). Der als Unterfahrschutz missbrauchte Mittelständer ist inzwischen auf der Unterseite völlig blank geschliffen. Archie ist hier mit 10 Zentimetern mehr an Bodenfreiheit seiner alten R 100 R eindeutig im Vorteil.

Hoher Atlas - Wegebau

Hoher Atlas

Kurz darauf steigt der C schon wieder ab, nur diesmal nicht ganz freiwillig. Beim etwas zu zaghaften Durchfahren einer Querrinne stirbt ihm der Motor mittendrin ab. Der talseitige Fuß ist eindeutig zu kurz und strampelt Halt suchend ins Leere. Mit einem alles übertönenden „SSSCCCHHHEEEEIIIISSSSEEEE!!!!“ kippt die Fuhre im Zeitlupentempo talwärts. Aber geschickt gefallen, nix passiert, Kuh wieder aufgerichtet, weiter geht’s. .


Wieder im Qued, gräbt sich bei einer Wasserdurchfahrt meine Kuh beim Erklimmen des Ufers ein. Das Vorderrad ist droben, das Hinterrad baggert nur noch Kies  Steht wie im Fahrradständer. Gleichzeitig versinkt der C bis zu den Achsen in einer hinterhältigen, mit dünner Kiesschicht getarnten Lehmkuhle. Ich lasse meine BMW wie sie ist, halb im Bach stehen und eile Archie zur Hilfe. Mit gemeinsamen Hau-Ruck und viel Muskel- und Motorkraft holen wir seine Kuh aus der Suhle. Dann wird auch mein „Schäfchen“ ins Trockene gebracht.

Hoher Atlas - Endstation

Wenn man nicht gerade Gewichtheber von Beruf ist, hätte man alleine fast keine Chance ein derartig festgefahrenes Bike dieses Kalibers ohne fremde Hilfe wieder flott zu kriegen. Aber, wie heißt es doch so schön: Gemeinsam sind wir unausstehlich!
Nach einem weiteren Kilometer ist es dann allerdings mit unserer Leidensfähigkeit vorbei. Das Qued ist durch dicke Felsbrocken unpassierbar, das umliegende Gelände eine Herausforderung für Trialfahrer und ein Blick auf Uhr und Navi signalisieren deutlich das Ende der Expedition. .

Hoher Atlas - Endstation

Hoher Atlas - Endstation

Haben wir doch tatsächlich von Agoudal bis hierher für nur acht Kilometer mehr als eine Stunde gebraucht. Bei weiteren ungefähr 80 km bis ins Dades-Tal hinunter hieße das: Voraussichtliche Ankunftszeit weit nach Mitternacht! Für die weitere Strecke haben wir ganz einfach die falschen Motorräder dabei. Und nachdem wir auch unseren Butler „James“ samt Begleitfahrzeug mit den anderen Bikes im Kofferraum grad nicht sehen (den müssen wir unterwegs verloren haben), bedeutet das für uns an dieser Stelle Endstation!


Ende, Schluß, finito, aus! Umkehren, zurück- hangeln! Man muss auch wissen, wann man auf- hören muss!
Wenigstens wissen wir jetzt, wo wir fahren müssen ohne nochmals in Schlamm und Wasser zu versinken.  Ibrahims Aussage „14 Tage kein Fahrzeug“ können wir nun auch bestätigen. Unsere Reifen-Spuren sind die einzigen im Tal.

in Agoudal
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15:30 – 16:30 Agoudal - Ait Hani
Also alles zurück bis Ait Hani. Durch diese hohle Gasse müssen wir kommen. Es führt kein anderer Weg nach Tinerhir. (frei nach Schiller)
Wir müssen zurück durch die 100m lange Schlammbrühe (leider haben wir vor lauter Streß, diese Stelle nicht fotografiert). So richtig wohl dabei ist mir nicht, obwohl ich weiß, daß die Durchfahrt möglich ist. Ich hasse es, fahren zu müssen ohne zu sehen wohin ich eigentlich fahre. Auch fehlt diesmal das „Pilotfahrrad“. Schöner Gruß von Herrn Alzheimer: Wie verlief der Weg noch mal? Archie erwischt die richtige Spur im unsichtbaren Untergrund. Ich entgleise, wohl aus Respekt vor dem Bachbett auf der linken Seite, in die deutlich tiefere rechte Rille der Fahrspur.

Auf den letzten 15m ist es hier so tief, dass die Zylinder komplett unter Wasser liegen. Die Stiefel laufen mir endgültig voll, als ich einmal mit den Beinen eine Schlingerbewegung ausgleichen muss. Jetzt nur nicht vom Gas gehen und den Lenker immer schön fest halten. Die Bugwelle kommt bis weit übers Windshield hoch.
Da muss die Kuh jetzt durch!
Und die Kuh geht durch. Ohne einen Mukser "schwimmt" sie bis ans rettende Ufer. Kein Aussetzer, kein Huster, obwohl Lichtmaschine und Kerzenstecker U-Boot spielen mußten.
Hier gibt's mal ein großes Lob an BMW und die Gummikuh wird hiermit zum “Wasserbüffel ehrenhalber” ernannt!


Hoher Atlas

IDie Qeuds mit ihrem klaren, durchsichtigen Wasser, die wir auf dem Hinweg noch mit ziemlichem Respekt durchquert hatten, sind jetzt nur noch spaßig. Wir planschen mit den Bikes hindurch, wie Kinder durch die Pfützen. Im Eilgang düsen wir die Schotterpiste über den Pass nonstop zurück. No picture, no interviews. Wir sehen wieder mal aus wie geteert und gefedert (=Schweine auf Kühen).
Nach Toumliline kurzer Halt. Archie hat eine Strasse in südwestlicher Richtung in die Berge erspäht. Er packt sogar das Fernglas aus. Könnte das ein Weg hinüber ins Dades Tal sein?

Tamtattouchte

Hoher Atlas

Während wir noch die Karten studieren, kommt uns eine Horde Kinder aus dem Dorf hinterher gerannt. Und das, obwohl wir wohlweislich mehr als 500 m nach diesem Kaff angehalten hatten. Die Bälger werden richtig lästig! Stylo, Bonbon und Dirham fordern sie. Sie tatschen alles an. Sogar um Zigaretten betteln sie! Wir werfen die Maschinen an und entfliehen, bevor wir Schaden an der deutsch-marokkanischen Völkerfreund- schaft anrichten müßten. Ich noch mit der halben Fluppe im Mund. Nicht mal 'ne Zigarettenlänge hatten wir Ruhe. Saubande!


16:30 – 18:00 Ait Hani – Tinerhir
Nach einer Stunde wilder Schüttelei haben wir's jetzt hinter uns. Ein letztes "Planschbecken" am Ortseingang von Ait Hani, dann gibt’s wieder Asphalt. Laut Karte führt auch von Ait Hani aus ein Weg zur Dades-Schlucht. Da wir den Gedanken noch nicht so ganz aufgegeben haben dorthin zu kommen, fragen wir im Ort nach der Straße. Leider enden aber alle erhaltenen Wegbeschreibungen irgendwo im No-where. Die Zeit wird außerdem knapp. Es wären immerhin noch 42 km über einen Pass (Straßenzustand?), 65 km durch die Schlucht bis Boumaine und 55 km zurück nach Tinerhir. Zu viel, zu weit, zu lang! Hiermit wird dieses Vorhaben endgültig „gecancelled“. Dafür ist die Todra-Schlucht jetzt ziemlich leer und somit genießbar. Der „Rummelplatz“ von heute Vormittag ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Nur ein paar vereinzelte Händler sind noch zu sehen, die am Abend  vom „Touristen-Anlabern“ anscheinend auch die Schnauze voll haben. Jedenfalls werden wir nicht nennenswert belästigt. Oder wir sind ihnen schlichtweg zu dreckig.

Todra-Schlucht

bei Imarirhen

Da wir eh schon durchfeuchtet sind, baden wir wie die arabischen Frauen: In voller Montur steigen wir bis fast zu den Knien in den glasklaren, aber auch ziemlich kalten Fluss und waschen uns den Lehm von Kombi und Stiefeln.
Kurz nach der Schlucht auf einer Anhöhe Foto-Alarm: Auf der Herfahrt haben wir hier wegen der Aussicht schon gehalten, aber jetzt grenzt der Blick auf den Ort Ait Ouaritane schon fast an Postkartenkitsch.


bei Imarirhen

Vor uns liegt das satt-grüne, Palmen gesäumte Band des Flusstals, umgeben von den Dörfer mit ihren würfelförmigen Lehmhäusern, außen herum die beige-braun-roten Hügel und Berge. Am Himmel ein dunkles Wolkenband durch das einzelne Sonnenstrahlen brechen, die die Szenerie im warmen Abendlichts spotartig aufleuchten lassen.
Schon allein für solche Momente lohnt eine so lange Reise.

marokkanischer Neubau

18:00 – 22:00 Tinerhir Hotel Timboctu
Zurück im Hotel gibt’s erst einmal einen Sun-downer. Danach eine erfrischende Dusche und anschließend erholsames Ausstrecken auf dem Bett um die müden Knochen ausruhen.
Später starte ich noch den Versuch eine halbwegs brauchbare Landkarte zu kaufen. Es bleibt beim Versuch. Es gibt nur sehr schematische Touristen-Bilderbücher mit Zeich- nungen von Palmen, Kasbahs. Bergen und den obligatorischen Dromedaren Nichts was für Exkursionen ins Gebirge auch nur annähernd zu gebrauchen wäre.

Tinerhir

Zum Abendessen steht exakt das gleich wie am Vortag auf der Karte. Entweder kann der Koch nichts anderes oder es bleibt sowieso keiner mehr als eine Nacht oder sie haben keine Lust jeden Tag eine neue Karte zu drucken oder es trifft alles miteinander zu. Aber die Karte enthält zum Glück ja mehr als eine Position.
Kurzer Ratsch beim Essen mit einem Paar aus Schwaben.
Zum Finale Routenplanung für den nächsten Tag oben auf der Bude.

Tinerhir Hotel Timboctu
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