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Fes-Souk
MAROKKO 1
Fes
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Mittwoch 26.05.2004

10:00 – 11:00 Frühstück
Heute wird ausgeschlafen. Der gestrige Tag war lang und die Zeitumstellung ging mit minus zwei Stunden auch zu unseren Lasten. Heute ist Ruhetag angesagt. Wir sind in den letzten vier Tagen 2777 km gefahren!
So für den Anfang reicht es einfach.
Aufstehen, duschen und hinunter ins Restaurant zum Frühstücksbuffet.

11:00 – 14:30 Fes Altstadt
Wir studieren im Reiseführer die touristischen Pflicht-Ziele für Fes. Die unter UNESCO-Schutz stehende Medina ist ein absolutes "must see"!

Die Därr rät, sich dafür einen Führer zu engagieren und empfiehlt auch jemanden namentlich: Mohamed al Khadri. Hat mal ein paar Semester Germanistik studiert. Gut zu erkennen, da er nur einen Arm hat.
Aber Fes ist groß, auch wenn er sich meist, gleich gegenüber, rund um den Hauptbahnhof aufhalten soll.
Wir verlassen unser Hotel und gehen zum Taxistand hinüber, als der C einen Einarmigen auf der anderen Straßenseite entdeckt. Der Versuch ist es wert. Und siehe, da es ist Mohamed al Khadri!
Wir vereinbaren einen Preis von 120 DHS für die Tour durch die Altstadt.


Fes Souk

Er ruft ein Taxi und los geht’s. Wir betreten den Souk im Norden durch das Bab Guissa (Bab = Tor) und tauchen ein in lebendiges Mittelalter.
So etwas ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben. Sträßchen und winzige Gassen durchziehen das Häusergewirr, wie Adern. Auch genauso unregelmäßig und mit ebenso unvorhersehbaren Windungen und Verzwei- gungen. Manche so schmal, dass man kaum aneinander vorbei kommt. Gelegentlich weiten sie sich zu kleinen Plätzen, die von spezialisierten Märkten in Beschlag genommen werden.

Fes Souk

Fes Souk

Auf dem einen gibt es Gemüse, auf dem anderen Geflügel. Auf dem nächsten Gewürze und dahinter dann wieder anderes Grünzeug. Auch die mittelalterliche Verteilung der einzelnen Gewerbe auf einzelne Stadtviertel ist noch erhalten. So gibt es ein eigenes Viertel für Schmiede, eines für Schuhmacher, eines für Weber und so weiter und so weiter.
Nachdem unser Guide ja nicht von den kärglichen 120 DHS leben kann, führt er uns in die verschiedensten Geschäfte. Sollten wir dort was kaufen, so würde er Provision erhalten. So zwischen 10 bis 20 %, geht das Gerücht.


Fes Souk Fes Souk Fes Souk

Damit das Ganze nicht zu plump als Verkaufstour wirkt, stellen alle besuchten Ladenbesitzer ihr Handwerk live vor und betonen, wie aufwendig es doch sei, die ausgestellten Waren zu fertigen. Insbesondere der Aspekt der stundenlangen Handarbeit wird immer wieder hervorgehoben, der bei den Europäern eine automatische Assoziation mit „teuer“ hervorrufen soll.
Irgendwie müssen sie die Kunden ja auch auf ihre unverschämt überzogenen Preise vorbereiten.

So bekommen wir unter anderem Vorführungen in einer Bronzeschmiede, einer Weberei,  einer Stickerei und einer Teppichknüpferei. Wir riechen an Seifen und exotischen Gewürzen, begutachten Schuhe und Tischdecken und bestaunen im Gerberviertel die antike, aber operative Färberei. Nur in diesem Laden wird der C schwach und ersteht eine Lederjacke für 200 €. Für uns relativ billig, aber für Marokko wahrscheinlich die Hälfte zu viel. Egal. Allein das Handeln und Feilschen ist ein eigenes Erlebnis.


Fes Souk Gerberei/Färberei Fes Souk Gerberei/Färberei

Nebenbei absolvieren wir noch einen Besuch in einer sehr alten Koranschule, deren Wände und Säulen mit wunderbaren Steinmetzarbeiten dekoriert sind.
Wir werden in ein Restaurant geführt, das allerdings nicht wie von uns gewünscht, einen Imbiss, sondern nur ein umfangreiches Touristen-Menü anbieten will. Als wir die Preise sehen, sieht uns der Wirt von hinten.
En passant werfen wir einen Blick in eine Moschee. Betreten für Ungläubige verboten! Zum Schluss landen wir in einem Antiquitätenladen. Dort sehe ich ein kleines Stilett, das mir als Brieföffner recht gut gefiele und das mir als original Berber-Dolch und original Silber und original sonst-noch-was angepriesen wird.
Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das für 180 € angebotene Teil jedoch als schlampig und lieblos zusammengelötete Touristen-Ware. 10 € wäre es mir als Andenken trotzdem Wert gewesen, doch der Verkäufer beharrt auf mindestens 150 €. Also kein Umsatz für ihn. Soll er sich einen anderen Dummen suchen.

Fes Souk Koranschule

Archie als Berber in der Weberei

Wir verlassen das Mittelalter und fahren mit dem Bus, kein Taxi weit und breit, Richtung Hotel zurück. Mohamed al Khatri wird bezahlt und empfiehlt uns noch ein nettes Lokal in der Nähe seiner Wohnung.
14:30 – 16:00 Restaurant
Hier essen auch die Einheimischen und es gibt keinen Touristen-Nepp. Wir bleiben fast zwei Stunden sitzen und ruhen unsere Füße aus. So ein Stadtrundgang ist ganz schön anstrengend! Zigaretten sind hierzulande auch teuer. Die vom Kellner aus dem Laden nebenan gebrachte Schachtel Marlboro kostet 30 DHS, rund 3 €!


16:00 – 1830 Fes Hotel Ibis
Wir laufen die 10 Minuten bis zum Hotel, auch wenn die Gräten noch ordentlich quietschen.
Wir machen eine Bike-Kontrolle und stellen fest, dass sich jemand auf meine Maschine gesetzt haben muss, da die Alarmanlage hektisch blinkt. Sonst ist aber alles in Ordnung.
Nächster Programmpunkt ist Umräumen. Nach vier Tagen “on the road” will ich meine Koffer etwas sinnvoller packen. irgendwie haut das, trotz jahrelanger Motorrad-Erfahrung, nie auf Anhieb richtig hin.

Fes Souk

Anschließend machen wir uns über mein Funkgerät her, um herauszufinden, warum ich nichts empfangen kann. Die Batterien sind in Ordnung. Das Gerät selbst auch, wie ein Test ohne Helmset ergibt. Wenn wir Archies Helm anstecken funktioniert es auch. Der Fehler muss also im Spiralkabel zwischen Helm und Funkgerät liegen. Wir packen das Multimeter aus und stellen fest, dass da ein Kurzschluss drin ist. Wir schneiden den Stecker auf der Helmseite ab, das Kabel selbst ist ok. Der Kurze sitzt im Stecker. Wieso an dieser Stelle ein Kurzschluss entstehen kann bleibt uns allerdings verborgen. Das Teil ist komplett vergossen und auch beim Öffnen finden wir keinen sichtbaren Fehler. Nur das Messgerät bestätigt unsere Vermutung.

18:30 – 19:30 Stecker Suche
Wir brauchen einen 5-poligen, weiblichen DIN-Diodenstecker. Also eigentlich eine Buchse.

Fes Moschee

Fes Souk
Fes Souk
Fes Souk Fes Souk

Wir fragen an der Rezeption nach einem Elektronikladen. Ja, ja, oben am großen Platz in der Nähe der Moschee gäbe es so was. In 10 Minuten seien wir dort. Ja, in 10 Minuten zu Fuß.
Wir laufen, heute ist anscheinend Wandertag, zum Place hinauf und finden besagten Laden.
Anhand des alten Steckers erklären wir was wir benötigen. Der Verkäufer legt die Stirn in Falten, beratschlagt sich mit einem Kollegen und zieht aus einer Kiste ein Adapter-Kabel mit dem gesuchten Anschluss hervor..


Einzeln hat er das Teil nicht. Kostet 1 €. Aber besser wie nix. Wir versuchen noch in zwei Computerläden ein Tastatur-Verlängerungskabel zu erstehen, das auch den benötigten Stecker hätte. Jedoch die Moderne hat auch in Marokko schon Einzug gehalten und es gibt nur noch PS2- Kabel mit dem kleinen Stecker zu kaufen.
Auf unserem Rundgang treffen wir auch Mohamed al Khatri nochmals, der uns einen Tipp für ein Geschäft gibt. Aber auch dieser Radio-Laden hat den gesuchten Stecker nicht.

Fes Souk

Fes Souk

19:30 – 20:30 Fes Hotel Ibis
Zurück im Hotel zerlegen wir das gekaufte Adapter-Kabel, packen den Lötkolben aus und mit vier ruhigen Händen reparieren wir mein Funkset. Ist gar nicht so einfach, den Stecker zu "schälen". Auch der ist voll vergossen. Anschließend müssen die winzigen Drähte angebracht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch einige Brücken am Stecker mit angelötet werden müssen.
Wie gesagt, vier ruhige Hände und einige Geduld sind nötig, das wieder hinzubekommen. Den Schaltplan haben wir vorher an Archies Kabelsatz ausgemessen und auf Hotel-Briefpapier verewigt.
Aber jetzt funzt das wieder! Man muss sich nur zu helfen wissen! Und das richtige Werkzeug dabei haben!.


20:30 – 23:00 Dinner
Das Menu auf der Tageskarte ist das selbe wie gestern. Anscheinend kann der Koch nichts anderes oder die Gäste kommen nur einen Abend ins hoteleigene Restaurant. Dabei ist das gar nicht mal so schlecht. Auf der normalen Karte gibt’s dann doch was für uns. Und weil wir heute so viel gelaufen sind, gönne ich mir auch noch eine Nachspeise. Erdbeeren mit Vanille-Eis! Dafür wird am Bierkonsum gespart.
Morgen geht es weiter.

Fes Souk
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