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Dienstag 25.05.2004

Start 21938
07:00-08:00 Zoll Nador

Mitten in der Nacht trommelt es an unserer Kabinentür. Die Crew haut die Touris aus der Koje, früher als befürchtet. Marokko hat GMT. Erschwerend kommt hinzu, dass Sie auch keine Sommerzeit kennen. Also volle zwei Stunden früher müssen wir raus.
Nachdem wir ja nicht das erstemal Fähre fahren, lässt uns die allgemeine Hektik kalt. Wie immer wird es noch geraume Zeit dauern, bis der Dampfer im Hafen festgemacht hat und die Passagiere auf die Parkdecks dürfen.

Nador Hafen

Wir packen in aller Ruhe unsere Siebensachen, deponieren die Packtaschen vor der Theke des Pursers und gehen nach draußen, um einen ersten Blick auf den afrikanischen Kontinent zu werfen. Keine Elefanten, keine Giraffen, keine Zebras....
Nur die aus aller Welt vertrauten Hafenkräne mit den eigenwillig geformten Auslegern und die obligatorischen Fischerboote. Ansonsten sieht die Küste genauso aus wie gegenüber in Spanien, Frankreich und Italien. Nix neues
Ich mache ein paar Photos, rauche eine Morgenzigarette und versuche endgültig wach zu werden.

Nador Hafen

Nador Hafen

Kurz bevor wir am Kai ankommen, stellen wir uns in die Schlange zu den Fahrzeugdecks.
Schließlich lassen sie die Meute los und wir können die Maschinen beladen.
Dann erst, nach noch einmal 5-10 Minuten, geht die große Heckklappe auf. Als Biker schlüpfen wir mit den ersten PKWs hinaus. Am Zoll sind wir die Ersten in der Wartespur. Pole-Position!
Ein freundlicher Uniformierter zeigt uns, wo wir die benötigten Stempel für die Fahrzeuge bekommen.
Also rein in die Abfertigungshalle, ein netter, kühler, landestypisch angehauchter Zweckbau.


Nachdem wir kurz und bündig ein Rudel lästiger Schlepper abgehängt, uns drei Minuten in einer Mini-Schlange ordentlich angestellt haben, geht alles professionell und freundlich vonstatten. Kaum 10 Minuten später sind wir wieder bei den Bikes. Dort untersuchen zwei, auch ausnehmend freundliche Zöllner noch oberflächlich unser Gepäck und schon können wir weiter.
Am Hafenausgang noch die finale Kontrolle, ob auch alles kontrolliert wurde und wir stehen draußen. Oder drinnen je nach Betrachtungs- weise. Hier wird man ja richtig fürstlich empfangen! Fehlte eigentlich nur der Träger fürs Gepäck und der Rote Teppich vor dem Schiff.

Nador

08:00-08.30 Nador - Mont Aroui
Der nächste Stopp ist an der ersten Bank. Um diese Zeit natürlich noch geschlossen. Auch der Geldautomat ist offensichtlich noch offline und rückt nichts raus.
Die Tanks sind noch gut halb voll, also auf nach Süden. Wir kommen nach Nador! Eigentlich waren wir der Meinung, dass wir dort gerade losgefahren seien, aber der Hafen von Nador und der von Melilla sind wohl ein und derselbe. Kai rechts Melilla, Mole links Nador (von der Hafeneinfahrt aus gesehen).
Überall sind Polizeikontrollen. An jeder größeren Kreuzung und an allen Ausfallstraßen. Von uns Touris wollen sie aber nichts. Wir werden stets und auch hier betont freundlich weiter gewunken.

Mont Aroui

Mont Aroui

08:30 – 09:00 Mont Aroui
15 km weiter in Mont-Aroui entdecken wir eine bereits geöffnete Bank. Bevor wir uns drinnen durch Berge von Formularen kämpfen, probieren wir den Automaten neben dem Eingang. Und siehe da, er funktioniert und spuckt uns je 2000 Dirham aus. Enspricht ca. 200 € (aktueller Kurs ca 11 Dirham = 1€ aber bis die Bank ihre Gebühren kassiert hat werden es wohl nur noch 10 pro 1€ sein)
Direkt neben der Bank ist ein Cafe und nun, mit lokaler Währung versehen, können wir endlich das Frühstück nachholen. Der „Herr Wirtschaft“ spricht sogar ein wenig Deutsch und begrüßt uns per Handschlag. 


Das mit dem Handschlag scheint hierzulande üblich zu sein, denn selbst die Zollbeamten hatten uns so begrüßt.
Zwei Cafe aux Lait und vier Croissant (die waren richtig gut) kosten 14 DH. Also 1,40€ fast geschenkt, wenn wir so an die Preise der letzten Tage denken.
Wir sitzen ganz gemütlich am Rand der Straße und beobachten das doch etwas fremdländische Treiben in aller Ruhe.
Auffallend finde ich, dass über die Hälfe aller Texte, Schilder etc in arabischer Schrift verfasst sind. Ich hatte irgendwie erwartet, dass in Marokko nur, oder überwiegend, lateinische Buchstaben Verwendung finden würden.

Mont Aroui

Eine halbe Stunde später machen wir uns dann doch auf die Socken.


09:00 – 10:00 Mont Aroui - Midar
Nachdem nicht an jeder Hausecke, wie in unseren Breiten, eine Tankstelle zu finden ist, wollen wir, bevor es in die Berge geht, die Bikes voll machen. Insbesondere das für meine 1150er vorgeschrieben "sans plomb" ist in einsameren Gegenden angeblich rar.
Die erste Tanke in Midar ist außer Betrieb, aber am Ortsende sei eine weitere wird uns gedeutet.
Die hat auch das unbedingt benötigte Bleifrei (Scheiß Kat). Allerdings hat die Pumpe einen Defekt an der Elektronik. Erst nach mehrmaligem Reset der Zapfsäule (Windows?) ist diese willens ihren Dienst zu tun.

Midar

Nachdem wir sowieso warten müssen, bis die Säule zum Leben kommt, fragen wir einen Mechanikus, ob er uns einen 10er Inbus- schlüssel leihen kann. Die linke Stützstrebe meines Sturzbügels ist etwas locker. Das Ding ist jedoch nicht locker, sondern an der unteren Aufhängung ab-vibriert. Schönes Gelump!
Die Jungs, die halbe Nachbarschaft ist inzwi- schen herbei gelaufen, wollen zwar sofort anfan- gen das Teil zu schweißen, aber soviel Aufwand ist mir das auch wieder nicht wert und so lehne ich dankend ab.
Das hätten denen offensichtlich Spaß gemacht, mal ein richtiges Motorrad reparieren zu dürfen, anstatt immer nur Mofas und Trecker..... 

Midar

vor Midar

am Fuße des Rif-Gebirges

10:00 -13:20 Midar – Boured
25 km nach Midar biegen wir nach Süden ab. Dicke schwarze Wolken stauen sich an den unsichtbaren Bergspitzen. Es sieht zwar so aus, als ob das Unwetter schon vorbei ist, aber oben auf dem Pass, nach Tizi Ouzli, kriegen wir doch noch eine Breitseite ab. Es wird empfindlich kühl. Die Temperatur sinkt auf 13°C ab!
5 km weiter haben wir die Wolkenwand hinter uns gelassen. Es geht nach unten, es wird wärmer, es wird trocken und schon machen die Kurven wieder Laune.


An der Gabelung vor Aknoul werden wir ge- stoppt. Zwei Polizisten, die die Kreuzung bewa- chen, halten uns an.
Um zu zeigen, dass sie uns nichts Böses wollen, werden wir auch hier mit Handschlag begrüßt. Also gut, rechts ran, die Bikes parken, Helme ab und die nächsten 30 Minuten eine Kauderwelsch-Unterhaltung geführt und was für die Völker- verständigung getan.
Die Themen reichen von den natürlich primär interessierenden technischen Daten der Motor- räder, bis hin zu der Frage, warum sich sein neues Nokia-Handy nur auf die Sprachen Deutsch, Türkisch oder Englisch einstellen lasse.

freundlicher Plausch mit der Polizei

Zum Glück kommt ein Bekannter der Polizisten als neuer Gesprächspartner vorbei und so lassen sie uns mit vielem Händeschütteln ziehen.
Die Boys mit den BMWs aus FN und OG, die wir schon zwei- dreimal überholt hatten, durften vorbeifahren.
Ein Ratsch mit ausländischen Motorradfahrern pro Nachmittag ist den Ordnungshütern an- scheinend genug.

freundlicher Plausch mit der Polizei

im Rif-Gebirge

Die Straße wird immer mehr zum Sträßchen, die Landschaft immer wilder. Wilder ist nicht ganz das richtige Wort, aber diese Mischung aus weichen, grünen Hügeln, steilen, kahlen Schroffen, blühenden Wiesen und vereinzelten Olivenbäumen ist mit ihren Gegensätzen schwierig treffend zu beschreiben.
Klassischer Fall von "ein Bild sagt mehr als tausend Worte".


im Rif-Gebirge

13:20 – 14:30 Boured – Taounate
Als unser Sträßchen bei Boured mal wieder in einem Tal ankommt, gibt es dort zwar einen Fluss aber keine Brücke. Wenn wir weiter wollen, müssen wir durchs Wasser fahren. Wobei das Wasser noch das geringste Problem ist. Die Furt befindet sich im Ausbau zur "befestigten Furt". Durch die Arbeiten, ist der bestehende Über-, besser Durch-Gang, zu einer Ansammlung von Schlammlöchern und Wasserrinnen verkommen. Jetzt bin ich richtig froh, dass ich für diese Reise nicht die vorgeschriebenen Slicks, sondern relativ grobstollige Enduro-Reifen aufgezogen habe. 

In diesen sumpfigen Mega-Pfützen hätte ich sonst ganz schön alt ausgesehen. (Ich weiß, ich weiß, jetzt kommt der Kommentar: Solche Wege fährt man ja auch nicht mit einer Straßenmaschine). Jetzt sehen wir zwar nicht "alt", dafür etwas dreckiger aus. Ich erwische wohl eine der Pfützen in der tiefsten Stelle. Jedenfalls schwappt mir die braune Brühe vom Vorderrad bis übers Windschild hoch. War vielleicht 40cm tief, gibt aber so ein Feeling wie beim Wet-Bike fahren.
Aber die Furt ist gemeistert und wir sind heil und ohne „Motorrad-Versenken“ auf der anderen Seite des Tals angekommen.


Drüben geht’s auf winziger Strasse, in Schottland nennt man so was Single-Track-Road, wieder in die Berge hinauf.
An einem Platz mit wahrhaft göttlicher Aussicht legen wir eine kleine Erholungspause ein. Die Ruhe können wir allerdings nicht lange genießen. Wie aus dem Nichts taucht ein, ich will mal sagen, sehr kommunikationsbedürftiger Typ auf, der dem C ein Gespräch ins Ohr schraubt. Zumindest versucht er es. Archie bleibt, obwohl des Französischem mächtig, ziemlich wortkarg. Als sich noch eine zweite Gestalt nähert suchen wir das Weite

Moschee

Stausee an der 510

Das Nächste jedoch, ist eine weitere Furt. Dieses mal allerdings vom Typ "befestigt". Das heißt, das Bachbett hat Betonboden und lässt sich gut durchqueren. Nach weiteren sieben Bergen, (wir warten nur noch auf die sieben Zwerge,) gibt es noch aus der Ferne einen Stausee mit türkis-grünem Wasser in atemberaubender Land- schaft zu bewundern.


Ab Beni Oulid wird das Sträßchen wieder zur Strasse. Leider nimmt auch der Verkehr wieder zu. Oder genauer, es gibt jetzt überhaupt wieder einen. Diese wenigen Autos und LKWs brechen um die Kurven, als ob es so etwas wie Gegenverkehr nicht geben könnte.

Der C muss zweimal kurz hintereinander dem Angriff dieser Kamikaze in letzter Sekunde aus- weichen.
Wir treffen auf die S302 und biegen links nach Taounate, Richtung Fes, ab.


Taounate

14:30 – 17:30 Taounate
Taounate liegt malerisch oben auf einer Hügelkuppe und hat eine Größe, die auf ein Restaurant hoffen lässt.
Doch das suchen wir vergebens. Es gibt zwar geschätzte 50 Cafes, aber Null Restaurants. Zumindest keines, das nach 14:00 noch was zum Futtern anbietet. Auf dem Marktplatz steht zwar ein Grill, auf dem auch eifrig gebrutzelt wird, aber es gibt keinerlei freie Sitzgelegenheiten mehr. Bevor wir im Stehen essen, bleiben wir lieber hungrig.


Am anderen Ortsende setzen wir uns dann aber doch neben einer Tankstelle in ein Cafe, ordern was zum Trinken und eine Art Muffins aus der Plastiktüte.
Wir entspannen unsere Gräten und suchen in den Reiseführern nach einer geeigneten Bleibe in Fes. Von den beschriebenen begeistert uns allerdings keine wirklich. Hätte ich mir nur auch dieses mal den Lonely Planet gekauft. Die "places to stay" waren bisher immer ein guter Tipp.

Taounate - Cafe

Taounate Cafe

Nach anderthalb Stunden machen wir uns wieder auf den Weg. Ich zahle und habe noch kleine Differenzen mit dem Lauser hinter der Theke, der natürlich wieder einen überzogenen Touristenpreis kassieren wollte.
Wir satteln die Kühe und fahren den Hügel hinunter. Irgendwie fährt sich mein Moped ungewohnt schwammig. Anhalten, ein Blick auf das Hinterrad und die Diagnose ist klar: Plattfuß!
Nachdem noch etwas Luft drin ist, eiere ich den Hügel wieder hinauf, zurück zur Tankstelle neben dem Cafe in dem wir die letzten anderthalb Stunden zugebracht hatten.


Archie macht seine Werkzeug-Wundertüte auf und entnimmt ihr das Reifen-Reparaturset. Es gelingt ihm nach einigen Schwierigkeiten den Pilz schließlich in das Loch zu bugsieren. Diese "Pilz"-Methode hat den Vorteil, dass man den Reifen flicken kann, ohne das Rad auszubauen und ohne den Mantel demontieren zu müssen.
Pressluft gibt es hier auch und wir müssen den Notfallkompressor nicht auspacken. Aufblasen, Spucke drauf, sitzt, passt, wackelt und hält dicht! Im wahrsten Sinne des Wortes: Meisterleistung!

Taounate - der Reifen ist geflickt

17:30 -18:30 Taounate – Fes
Das Gelände wird offener und das Rif-Gebirge läuft in eine sanfte Hügel-Landschaft aus. Die Kurvenradien werden länger und wir können die Kilometer flott unten durch laufen lassen.
Die Sonne steht schon ziemlich tief und breitet malerisch warmes, weiches Abendlicht über der stellenweise kargen Vegetation aus. An einem Aussichtspunkt werfen wir kurz Anker. Fototermin.

bei Taounate

"Slick rock" vor Fes

Mir kommt alles sehr amerikanisch vor. Diesen Landschaftstypus kenne ich bisher nur aus dem Südwesten der USA.
Auch ein Engländer mit Motorrad hat hier seine Kamera ausgepackt. Er ist auf dem Weg nach Mauretanien, wie ein kurzes Gespräch ergibt. Nach einem Zigarettchen machen wir uns wieder auf den Weg.
20 Minuten später erreichen wir den Polizei- bewachten Stadtrand von Fes, das sich in der Abendsonne fotogen vor uns auf einer Hügelkette ausbreitet. Vorbei an mittelalterlichen Stadtmauern mit Türmen und gewaltigen Toren fahren wir ins Zentrum.


An jeder Ampel quatscht uns einer an, der uns ein Hotel, einen Stadt-Führer oder sonst was verkaufen will. Am lästigsten sind die Schlepper auf den Mopeds. Sie fahren neben und vor uns herum, dass es manchmal ganz schön eng wird. Wer stehen bleibt, ist und hat verloren. Zu Glück geben die meisten nach ein paar hundert Metern wieder auf. Vielleicht können sie ihr "Revier" nicht alleine lassen.
Wir dringen bis zum Hauptbahnhof vor und entdecken ein IBIS Hotel.
Der Vorteil an solchen Hotelketten ist, dass sie weltweit in etwa den gleichen Standard haben.

Fes Hotel IBIS

18:30 – 22:00 Fes Hotel Ibis
Ein Doppelzimmer ist für ca. 70 € zu haben und die Bikes dürfen in die verschlossene Anliefer- zone hinter dem Haus. Bene!
Vom Hinterhof tragen wir unsere Siebensachen durch den kleinen Park, am Pool vorbei in den 1. Stock. Room 118 ist unser Zuhause für die nächsten zwei Tage.
Duschen, zivilisieren und runter ins Restaurant. Zu unserer Freude haben sie eine Alkohol-Lizenz und der C bekommt sein abendliches Bierchen. "Premium Lager Casablanca". Das Essen ist recht gut und man sitzt nicht allzu ungemütlich. Das Bierchen bleibt also nicht alleine......

Casablanca Beer
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