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Samstag 07.06.2003

11:00 - 13:00: Start km 5808 Sibiu 
Bank mit Geldautomat in Sibiu gesucht. Gar nicht so einfach, wenn das Zentrum gesperrt ist.
Nach Osten raus auf die 1er. Dann nach Süden nach Cisnadioara.
Soll ein besonders netter Ort sein. Na ja, von dieser Sorte haben wir schon einige gesehen. Ein Deutsch-Rumäne namens Christian will uns die Gegend erklären. Auch na ja.
Im Bogen zurück nach Sibiu und auf die 1/7 West bis Salisite.

Protzige Dorfkirche

Auf der großen Fernstraße geht es zu wie im Autoskooter. Jeder fährt und überholt wo gerade Platz ist. Rechts- oder Linksverkehr ist nicht mehr definiert.
Über verschlafene Dörfer Richtung Westen. Kurze Fotopause. Die Wiesen an den Dorf- rändern sind weiß. Hier ist die frisch gescherte Wolle ganzer Schafherden zum Trocknen oder auch zum Bleichen ausgebreitet. Hab' ich sonst noch nirgendwo gesehen.

Die Straße wird immer kleiner. Zum Schluß lan­ den wir auf einem Hohlweg durch den Wald, der eher einem Bachbett gleicht und entsprechend glitschig ist.
Zwei Kilometer weiter, 500 Höhenmeter tiefer und nach dem Überholen oder passieren von ca 20 Pferdewägelchen mit staunenden Kutschern kommen wir wenigstens wieder auf einer "nor- malen" Schotterstraße an.


13:00 - 18:00: 67c Süd - Obarsia Lotrului 
Die Schotterpiste stößt auf die 67c. Wir wenden uns nach Süden. 112 km bis Varatica (Einmün- dung 7a in 7) verkündet der Wegweiser.
Die ersten 2-3 km lassen sich noch als Straße erkennen, doch dann wird's richtig übel. Alles andere wäre beschönigend. Obwohl die "Straße" in der Karte in der gleichen Kategorie erscheint, wie unsere Karpaten-Querung vom Vortag, ist Fahren im eigentlichen Wortsinn nicht möglich. Man hangelt sich von Loch zu Loch und von Welle zu Welle. Das Vorderrad schlägt stellen- weise bis auf's Gebiss durch.

Karpaten-Querung

Zu Hause ist der hinterletzte Waldweg eine Auto- bahn dagegen. Wenn der Point of no Return nicht schon überschritten wäre, käme nur Um- kehren in Frage.
Das Elend erstreckt sich insgesamt über 80 km. Es geht durch endlose Wälder, entlang eines Wildbachs hinauf zu einem Stausee in die Berge und auf der anderen Seite durch ebenso end- lose Wälder wieder ins Tal hinunter.
Landschaftlich zwar interessant, aber leider haben wir kaum eine Sekunde Zeit den Blick von der "Straße" zu nehmen.
Wir brauchen mehr als drei Stunden für diesen Abschnitt.

Das Tüpfelchen auf dem "i" ist ein Gewitter mit Wolkenbruch auf den letzten 8 km. Es verwan- delt die Waldpfade endgültig in Morastgruben und Schlammbäche. Für ein Straßen-Motorrad ist das eigentlich nicht mehr zu machen.
Besonders meine serienmäßig fast profillosen Breitreifen erweisen sich hier als regelrecht unfahrbar.
Der C nimmt mir deswegen auf den letzten 5 km mindesten 3 km ab. Da ich aber nicht in der rot- braunen Schlammbrühe landen und dann wie ein Schwein aussehen will, taste ich mich nur lang- sam voran. Muss dafür aber 15 Minuten länger im Regen "nachsitzen".


Mittelmäßig durchweicht erreichen wir an der Kreuzung mit der 7a einen vorgeschobenen Außenposten der Zivilisation. So eine Mischung aus Bauarbeiter-Lager, Camping-platz und Berg- hütte.
Hier können wir uns das Gewitter von einem tro- ckenen Platz durchs Fenster ansehen. Manch- mal muss man, entgegen der Fernsehwerbung, nicht immer mittendrin sein.
Es gibt was zu trinken und sogar noch was Warmes zu essen.
So langsam lässt der Presslufthammer-Be-be- be-bernhard-Effekt der Schlaglöcher und Boden- wellen nach.

Obarsia Lotrului

In der Hütte hat auch ein Österreicher Zuflucht gesucht, der die gleiche Strecke mit dem Moun- tain-Bike bewältigt hat.  Reife Leistung!
Ein kleines Männchen, Anfang 30, das aussieht wie der Schreibstuben Sergeant aus der Serie “M.A.S.H.
Er arbeitet die nächsten drei Jahre bei einem österreichisch-rumänischen Sägewerk-Projekt in Sebes (ca 50 km westl. Sibiu).

18:00 - 20:30: Obarsia Lotrului - Pitesti 
Anderthalb Stunden später brechen wir einiger- maßen erholt auf. Wir sitzen noch nicht ganz auf den Bikes, als es schon wieder zu tröpfeln beginnt. Der Nebel steigt aus den endlosen Nadelwäldern und es ist mit den feuchten Kla- motten bei nur 12 °C nicht so richtig kuschelig.
Aber wir sind jetzt endlich wieder auf einer richtigen Straße und im Osten, da wo wir hin wollen, ist es heller. Nichts wie weg.


Die 7a ist tatsächlich eine asphaltierte Straße, die die Bezeichnung "Straße" auch verdient. Zwar mit der landesüblichen Ration an Schlag- löchern und wie immer mit einer Prise Sand in den Kurven, aber alles wie gewohnt.
Kurz vor Brezoi verheißt ein schöner Regen- bogen den nächsten Schauer. Wir fahren unter dem Bogen durch. Es ist grandios, wenn man von unten nur das satte Blau sieht, hinter dem all die anderen Farben verschwinden! (Gruß von Münchhausen)
Weiter auf der 7 Richtung Süden bis Ramnicu Valcea. 7 Ost bis ca. 12 km vor Pitesti.

Motel Sorelo. 20€ ohne Frühstück. Aber es ist kurz vor 21:00, es dämmert, mein Bike spotzt, das vorherige Motel hatte uns nicht gefallen und außerdem haben wir für heute die Schnauze gestrichen voll.
Ein paar Bierchen an der Theke noch und eine Dose Peanuts (die Küchenfee ist längst ent- schwunden) und munter mit der Schwester in HH gesimst.
Die müden Knochen rufen laut und deutlich nach einem Bett.

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