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Freitag 06.06.2003

10:00 - 11:30: Stadtrundgang 
Nachdem wir die Oberstadt schon letzte Nacht durchstreift hatten, wollen wir mal sehen, ob sich der gute Eindruck auch bei Tage noch halten kann. Ja, auch im Sonnenlicht ist es richtig nett hier oben. Der kleine Marktplatz, der Glocken- turm, das Palais und auch die Kirche. Schmale Gässchen und mit Weinranken überwachsene Häuser und Mauern. Wird sich wohl in den nächsten Jahren zum Rothenburg von Rumänien entwickeln.
Voller Elan steigen wir die fast 200 Stufen auf der überdachten Treppe zur oberen Wehrkirche hinauf. Oben angekommen hat der Elan zwar etwas nachgelassen, aber  die Aussicht auf die mittelalterlich anmutende Dachlandschaft der Stadt entschädigt uns.
Die Kirche ist ein frühgotischer Bau mit Kreuz- gewölben, einigen Fresken, drei Klappaltären und Grab-Stelen der ehemaligen, lokalen Promi- nenz. Kostet, wie unten auch, 10.000 Lei (0,25€) Eintritt.

Altstadt Sibiu

12:00 - 13:30: Start km 5380 Sighisoara - Brasov 
Auf der 13 südostlich bis Brasov. Hier ist die „13“ eine Glückszahl. Die Teerdecke ist wie nagelneu! Nicht ein einziges Schlagloch auf 110 km!! Unglaublich aber wahr! Nicht dass sie uns wirklich fehlen, aber inzwischen es ist fast ein fremdartiges Gefühl, einfach nur zu fahren und unbesorgt vor "Strafe" auch mal in die Gegend schauen zu können. Beschwingt "wedeln" wir durch die längeren und kürzeren Kurven übers Land.
Ca. 25km vor Brasov gibt's noch ein Schmankerl für die Biker. Korkenzieherartig folgen etwa 10 Kehren dicht aneinander von der Hochebene ins Flusstal hinunter.

Alle sind mindestens drei Spuren breit und es gibt Null Gegenverkehr. Also muss man nicht Spitze - Gerade - Spitze fahren, sondern kann diagonal und rund, über alle Spuren hinweg, hinunter ins Tal schwingen. Korkenzieherartig trifft es einfach am besten.

13:30 - 14:00: Brasov
In Brasov am Kiosk im zentralen Park den Durst gelöscht und ein Steckerl-Eis gelutscht. Irgendwo muss eine Uni in der Nähe sein. An fast allen Tischen brüten junge Leute über irgendwelchen Skripten und Büchern. Ist vielleicht auch hier, wie in Deutschland, gerade Prüfungszeit? Brüten ist das treffende Wort, es hat inzwischen 30 Grad im Schatten! 


14:00 - 15:45: Brasov - Rucar 
73 Richtung Südwest. Die Straße hat wieder die so vertrauten Schlaglöcher, wenn hier auch nur angenehm wenige.
Kurzer Fotostop an der angeblichen Dracula Burg. Die Touristenströme, in der Masse offen- sichtlich Schulklassen, drängen und stauen sich schon auf dem Zugangsweg entlang der unver- meidlichen Verkaufsbuden.
Die Burg sieht zwar aus wie von Walt Disney gezeichnet, aber der Trubel schreckt uns ab. Picture und weiter.
Berg-auf, Berg-ab geht's endlos dahin. Zum Glück per Bike. Die qualmenden und übel stin- kenden LKW sind für PKWs kaum zu überholen. Wir sind meist in Sekunden schnelle vorbei. Kein Mensch kann ständig die Luft anhalten und diesen rollenden Stinkbomben hinterher fahren.
Den Vogel schießt ein LKW ab, aus dessen Auspuff praktisch eine kompakte schwarze Masse quillt. Sieht aus wie schwarzer Schaum. Zum Glück kommt er uns nur entgegen. Ein Überholen wäre absolut unmöglich. Nach 30m kompletter Finsternis sind wir durch die erste Wolke durch. Nach weiteren 500m wagen wir wieder vorsichtig zu atmen.

Draculas Schloss

Tanken in Rucar nach dem bewährten Muster: Fara Plomp 95 (=bleifrei) für die Hühner, Crois- sants aus der Alu-Folie und Cola für die Fahrer.  15:45 - 18:30: Rucar - Pass 7c 
Von Rucar weiter auf der 73 bis Campulung. Auf 73c West bis Curtea de Arges. Absolut grausame Betonplatten-Straße. Tiefe Löcher, Spalten mit halbflüssigem Teer in den Fugen. Das alles garniert mit einigen Prisen Sand an den richtigen Stellen, sprich mitten in den Kurven.
In Curtea de Arges nach Norden auf die 7c abge- bogen. Eigentlich ist die Straße irgendwo kurz vor der Passhöhe wegen einem Erdrutsch gesperrt.
Gemäß der alten alpinen Regel: “Gesperrt” bedeutet noch lange nicht unpassierbar, ver- suchen wir unser Glück.

Schier endlos windet sich das Sträßchen 75 km weit durch die Hügel bis in die Berge zur Pass- höhe hinauf. Auf den ersten 20 km durch end- lose Dörfer, dann 40 km an einem Stausee entlang, auf halber Höhe durch endlosen Wald.
Relativ wenige Löcher und praktisch kein Ver- kehr ermöglichen einigermaßen flottes Fahren.
Apropos "kein Verkehr"!!!! Ist die Straße doch dicht? Müssen wir das alles zurück? Dann beim Kilometer-Stein 98, die gibt's hier tatsächlich noch, liegt ein großer, würfelförmiger Fels- brocken mit gut 2 m Kantenlänge und reichlich Schotter auf dem Weg.
Aber alles halb so schlimm. Selbst ein PKW kann hier passieren. Die Hürde ist offensichtlich genommen. Kurz danach passieren wir bei ca. 1600 Höhenmetern die Baumgrenze.


Ab jetzt fahren wir auf einem hochalpinen Pass. Die Straße ist wie neu! Großglockner-Qualität, aber mautfrei.
Schnee bedeckt zum Teil die halbe Strasse, die andere Hälfte bedecken die Schafherden.
Oben kommt ein Tunnel. Ein schwarzes Loch mit Eisentor. Sieht aus wie der Zugang zur Unterwelt. Ist etwa einen Kilometer lang, stockfinster und mit einigen Überraschungen versehen.
Durch von der Decke tropfendes Wasser haben sich große, meterhohe Eisbarrieren gebildet. Erst links, dann ein Buckel in der Mitte und zum Ausgang hin noch ein paar Eis-Stalagmiten auf der rechten Seite.
Da ich nach der grellen Sonne draußen über- haupt nichts sehe, taste ich mich im Schritttempo vorwärts, nur den Lichtpunkt des fernen Tunnel- Endes anvisierend. War auch gut so!
Denn als es mittendrin plötzlich auf einen uner- warteten, unsichtbaren, fast meterhohen Eis- hügel hinaufgeht, bin ich doch reichlich perplex.

Karpaten Pass 7c

Zum Glück ist das Loch im Berg hoch genug, sonst hätte ich mir womöglich den Kopf an der Decke angeschlagen.
Gaaanz vorsichtig fahre ich weiter und verlasse den Hades aufatmend durch das eiserner Tor der anderen Seite.


18:30 - 20:00: Pass 7c - Sibiu  Auf dieser Seite der Passhöhe ist Hully-Gully. Zwei Restaurants, ein halbvoller Parkplatz und ein paar kälte- resistente Camper tummeln sich hier.
Rechts und links stehen 2000er, die gerade so ihren steinernen Hals aus den Bergwiesen recken. Direkt zu unseren Füßen ein kleiner See mit Schnee am bergseitigen Ufer.
Es ist nach der gewohnten Hitze der letzten Tage geradezu eisig hier oben. Nur 14° C sagt das Thermometer am Lenker. Trotz schönem An- und Ausblick, Jacke zu und weiter.
In der Abendsonne den Pass auf der Nordseite hinunter in die Ebene. Auf der 1 West/Nord mit reichlich Verkehr bis Sibiu (Hermannstadt). 

Karpaten Pass 7c

20:00 - 21:00: Sibiu 
Ein Hotel zu finden gestaltet sich schwieriger als erwartet. In Sibiu ist internationales Theater- treffen. Die ganze Innenstadt ist gesperrt und es wimmelt vor hauptsächlich jungen Leuten.
Im Zentrum sind alle erreichbaren Hotels restlos ausgebucht. Nur der achtstöckige Betonbunker des Continental hat noch Zimmer frei. Allerdings keine "two bed rooms", so dass wir nur zwei Einzel zu je 48€ angeboten bekommen. Aber kaufen wollten wir die Zimmer nicht! Die haben ja 'nen Knall! Obwohl nur "Continental" draufsteht, verlangen die Preise wie im INTER-Continental!
Der „Lonley Planet“ führt uns zum Stadion. Hier sind auch noch drei Hotels versammelt. Die beiden, die uns gefallen, haben es anderen auch schon angetan und sind ausgebucht.
Bleibt uns der Hoteltower direkt am Stadion. Häßlich, mit dem späten Charme eines verwahr- losten Wohnheims und mit 20€ für's Zimmer hoffnungslos überteuert.

Aber besser wie nichts. Es dunkelt bereits und Alternativen sind im Umkreis von 50 km auch nicht zu erwarten.
Also das Kabuff im 3. Stock bezogen. Immerhin funktioniert der Lift und die Bikes dürfen im eingezäunten Bereich hinter dem Hotel über- nachten.
Bei uns im Haus hat die Küche schon Dienst- schluss. Deshalb Abendessen auf der Terrasse im Hotel nebenan.
Wäre in der parkähnlichen Anlage auch ganz gemütlich gewesen, wenn nicht 150 kreischende Teenies auf Schulabschlussfahrt auch ausge- rechnet hier gewesen wären. Von Tränen wegen Liebesleid und Diskoklängen aus dem umfunk- tionierten Hochzeitssaal bekommen wir alles ab. Volle Breitseite!
Auch der nette Kellner macht drei Kreuze, als die Kids von den Bussen wieder aufgesogen werden. Himmlische Ruhe!

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