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Mittwoch, 21. September 2011

Rovno nach Chisinau

Nach dem im Preis inbegriffenen, reichhaltigen Frühstück sind wir um 8 Uhr 30 wieder auf der Straße. „Wir“ muß ich gleich wieder korrigieren, denn schon 300 Meter nach dem Motel bin es nämlich nur noch ich, Christian ist weg. Er war ein Stück voraus, und jetzt, als ich aus der kleinen Ortschaft aufs übersichtliche Land hinausfahre ist er nicht zu sehen.
Gibt’s nicht, denke ich mir, sooo schnell ist sein alter „Obelix“ nun auch wieder nicht, er muß also irgendwo hinter mir sein. Ist auch so, denn beim Zurückfahren kommt er mir schon entgegen, seinen seitlichen Abstecher zur Kirche auf dem Hügel habe ich nicht mitgekriegt.


Langsam wird der befahrbare Untergrund immer übler. Die als rote Hauptstraße eingezeichnete Strecke ist bis auf ein paar gute Abschnitte anfangs noch eine holprige Betonplattenpiste oder dann im weiteren Verlauf mit einer ziemlich löchrigen Art Kopfsteinpflaster belegt. Eingestreute Sektionen mit grobem Schotter bilden den krönenden Abschluss.

Direkt am Rand auf dem Bankett zu fahren ist hier noch die angenehmste Art und Weise der Fortbewegung.
Alles im Leben hat ein Ende, auch diese Katastrophenstrecke.
Die letzten 200 Kilometer  bis zur  molda- wischen Grenze sind wieder einigermaßen normal fahrbar.


nur auf dem Bankett läßt es sich fahren ...

Lamm beim Armenier

Im letzten Kaff vor der Grenze riecht es aus einer Gartenkneipe verdächtig nach Gegrilltem. Da wir schon mehrere Tage im Osten sind, habe ich mich schon ein paar Mal bei der Reiseleitung beschwert noch kein Schaschlik bekommen zu haben.
Es gäbe hier die gewünschten Fleischspiesse, gibt uns der aus Armenien stammende Bedienstete des Lokals zu verstehen. Das was uns dann allerdings serviert wird weicht ein wenig von der Bestellung ab. Aber die auch sehr schmackhaften, gegrillten Lammkoteletts mit Pommes können wir gerade noch so als „Schaschlik“ gelten lassen.


In dem Ort soll der Grenzübergang sein, nur den zu finden ist nicht ganz so einfach, die Beschil- derung ist eher verwirrend als hilfreich.
Nach einigem Umherirren klappt es aber.
Etwas schleppend läuft die Abfertigung, vor allem durch die, diplomatisch ausgedrückt, ziemlich unbeholfen wirkende Dame im Grenzerhäus- chen.
Knapp eine halbe Stunde später werden wir zum Zoll vorgelassen.
Der kontrolliert, wie meist woanders auch, oberflächlich unser Gepäck und, was mir bis jetzt noch nie passiert ist, die Rahmennummern der Motorräder.

Mähdrescher-Brigade

Kukuruz

Gleiche Kontrolle, auch mit Rahmennummer, auf moldawischer Seite.
Nach zwanzig Minuten Zettel ausfüllen, abstempeln, Gebühren entrichten (ca. 2 Euro), wieder abstempeln und anschließender Endkontrolle können wir die Grenzstation hinter uns lassen.
Die anfangs noch relativ guten Straßen werden immer miserabler, bis hin zur Kategorie „betonierter Sturzacker“.
Die harten Schläge aufs Fahrwerk fordern bei mir ihren Tribut, mein linker Kofferträger bricht. Nach ein paar hundert Metern bemerke ich den Verlust des Koffers und stoppe.

Ein Zwergerl kann selbst laufen

Als ich gerade dabei bin umzudrehen hält schon ein freundlicher Autofahrer und überreicht ihn mir.
Er drückt mir außerdem noch ein Stück Draht aus seinem Kofferraum in die Hand. Damit soll ich den Koffer wieder anbinden, verdeutlicht er mir per Zeichensprache. Ich nehme dankend an, aber so wie er sich das vorgestellt hat ist es leider nicht machbar.
Christian fährt zurück und sucht nach der abgebrochen Strebe, mit Erfolg.
Mittels Kabelbinder wird die Sache geflickt und das Ganze per zusätzlicher Spanngurte entlastet und gesichert.

Pcktaschenreparatur

... und mit Spanngurten hält das auch

Kurze Zeit später muß ich die Reparatur noch einmal nachbessern, aber dann hält dieses Provisorium schließlich bis nach Hause.

Durch ausgedehntes Mittagessen, zähem Grenz- übertritt und den technischen Stopps laufen wir erst bei Dunkelheit in der moldawischen Haupt- stadt Chisinau ein.

Christian hat sich für heute mit Moritz verabredet, dem Sohn von Bekannten, der hier ein Auslands- semester absolviert.
Sobald wir eine Bleibe hätten, sollen wir uns bei ihm melden, hieß es.


geteerter Sturzacker

Das gefundene Hotel „Tourist“ ist zwar sicherlich nicht die beste Wahl, aber zu einer ausgiebigeren Suche fehlt uns heute die Zeit. Kostet ebenfalls 30 € wie unser Motel gestern, die gebotenen Gegenwerte trennen allerdings Welten. Naja, wenigstens die Mopeds sind im abgeschlossenen Hinterhof gut untergebracht.
Per Taxi, mit dem uns Moritz abholt, fahren wir zu einem recht modern gestalteten Lokal in der Nähe des Bahnhofs.
Fast bis Mitternacht sitzen wir in gemütlicher Runde im Freien, zu der sich später noch Thomas, sein Kommilitone aus Innsbruck, gesellt.


mit Moritz in Chisinau

Als der Biergarten Anstalten zum Schließen macht, wechseln wir nochmals die Lokalität.
In der Bar „El Greco“ versumpfen wir schließlich noch bis um halb drei Uhr nachts.
Zum Glück gibt’s Taxis die den Weg zum Hotel kennen, wir hätten es mit unserem „Seier“ im Gesicht wahrscheinlich nicht mehr gefunden. Aber immerhin haben wir es geschafft das Zimmer schön zu saufen.

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