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Samstag 26. Mai 2007

Ulan-Bator 1. Tag


Chinggis-Khaan - International Airport

Dank Business-Class-Ticket kommen wir völlig entspannt und ausgeruht, soweit das nach drei und anschließend nochmals sieben Stunden Flugzeit möglich ist, am Chinggis-Khaan - Inter- national Airport in Ulan-Bator an.
International Airport klingt zwar gewaltig, aber für die fünf Flieger, die dort pro Tag starten und landen ist der Bau schon um einiges über- dimensioniert.
Die Passkontrolle verläuft flott und ohne Pro- bleme. Stempel ins Visum und fertig.
Zehn Minuten später haben wir auch unser Gepäck vom einzigen Band geangelt.


Nur der Zoll will unsere Sachen noch durch- leuchten. Warum auch immer, hinter dem Bild- schirm jedenfalls sitzt keiner. Anscheinend müs- sen sie nur eine Kontroll-Quote erfüllen.
Draußen erwartet uns schon unser Freund Werner.
Er hat sich wie versprochen aufgerafft und sammelt uns zu dieser frühen Stunde, es ist erst kurz nach 07:00 Ortszeit, auf. Er hat zwar noch ein paar müde Stellen im Gesicht, aber, ein Mann ein Wort, er ist zur Stelle.

Chinggis-Khaan - International Airport

Wir beratschlagen kurz wie wir das jetzt auf die Reihe kriegen wollen – erst das Gepäck ins Oasis, unser vertrautes Guesthouse, schaffen und dann die Motorräder holen oder doch umgekehrt -  als er  in seiner trockenen Art meint wir sollten uns deswegen nicht den Kopf zer- brechen.

„Wir fahren zusammen hinaus auf meine Farm, dann macht ihr die Bikes flott und dann fahre ich euch das Gepäck zum Oasis“. Super! Dann müssen wir nicht draußen auf seiner Farm anfangen die Kühe zu beladen, sondern können das die nächsten Tage in aller Ruhe im Oasis erledigen.


südlich Ulan-Bator

Wir schlichten seinen neuen, alten 540er BMW voll, der Toyota sei  letzten Winter abgefackelt, erzählt er, und fahren zu seiner Ranch hinaus.
Auch die Strasse dorthin hat letzten Winter stark gelitten. Riesige von schweren LKW zu Bade- wannen aufgeweitete Frostaufbrüche „zieren“ die Strecke.
Letztes Jahr im September sah das hier noch erheblich besser aus.

Badewannen große Schlaglöcher

Auf der Ranch sehen wir als erstes nach den Bikes! Sie stehen da und wie es scheint fehlt auch nichts. So ein kleiner Stein fällt uns, trotz aller telefonischen Versicherungen von Werner, dann doch vom Herzen.
Jetzt folgt eine halbe Stunde montieren, die Hinterräder und Batterien müssen wieder rein, und eine halbe Stunde schwieriges Manövrieren um die Kühe wieder aus dem engen Schuppen mit den eigentlich viel zu schmalen Türöffnungen heraus zu bekommen.
Aber dann stehen sie draußen im Tageslicht. 

Werners Farm

Zündschlüssel rein und auf den Starter drücken. Meine Grüne erwacht auf zumindest einem Zylinder zum Leben. Der andere will nicht so recht.
Archie hat die richtige Idee und dreht die Benzin- hähne auf „Reserve“. Und siehe da, jetzt boxt sie wieder mit beiden Kolben. Brave Kuh!
Erhebt sich nur die Frage, warum die Reserve- Stellung nötig ist.
Wir werfen einen Blick von oben in den Tank und stellen fest: Ziemlich leer! .

Dabei hatten wir letztes Jahr in Ulan-Bator noch voll getankt und nach etwa 50 km dürfte eigent- lich kaum was fehlen. Kontrolle bei Archies Kuh. Das selbe Ergebnis.  Leer, bis auf Reserve runter.  Werner ist ziemlich stinkig auf seine Leute. „Jetzt hatte ich sogar extra den Zugang zum Raum mit den Motorrädern mit Brettern vernagelt und diese Lumpen stehlen trotzdem noch das Benzin aus dem Tank“ flucht er und kann sich kaum beruhigen. „Keinem kannst du hier vertrauen“.


Werners Farm

So gesehen war seine Idee die Hinterräder auszubauen und getrennt aufzubewahren viel- leicht nicht so falsch.
Uns ist das mit dem Sprit weitgehend egal. Den Verlust von ca. 50 l, hier etwa 30 Euro, können wir verschmerzen. Ist für uns Ausländer kein allzu großer Betrag. Für einen Mongolen auf dem Lande dürfte das den Gegenwert eines halben Monatseinkommens darstellen.
Hauptsache die Mopeds sind noch komplett und die 3-4 Liter, die noch in den Tanks sind, reichen locker bis zur nächsten Tankstelle in UB.


Jetzt versucht der C seine R100 zu starten. Beim Einschalten der Zündung tut sich nichts, gar nichts. Kein Lämpchen leuchtet oder glimmt zumindest.
Nach ein bisschen hier schauen und dort mes- sen, steht fest, dass die erst zehn Monate alte Batterie, trotz Überwinterung im Warmen, ihren Geist aufgegeben hat. „Die is fetzen hie“ (und noch ein paar weitere, nicht druckreife Worte) brummt Archie auf gut Fränkisch.
Werner wühlt sein Fremdstartkabel aus dem Kofferraum und mit dieser Elektronen-Spende erwacht auch Archies gute alte R100R wieder zum Leben.

Startversuche

Nun blubbern beide Boxer wieder wie gewohnt im Duett.
Einfach ein schöner Sound!

Wir fischen Motorradjacken, Helme und Hand- schuhe aus unserem Gepäck und setzten uns auf die Mopeds.


Der Wächter öffnet das Tor und hinaus geht’s, Werner mit dem 540er BMW hintendrein.
Den Weg nach Ulan-Bator und dort zum Oasis kennen wir. Sind ja schließlich nicht zum ersten Mal hier.
Mitten im Verkehrsgetümmel in UB stirbt Archie wegen zu geringer Drehzahl und somit man- gelnder Lichtmaschinen-Spannung der Motor ab und wir müssen die Schwarze nochmals fremd- starten. Die Batterie ist so hinüber, dass sich selbst nach 30 km Überlandfahrt  nicht auch nur ein Quäntchen Strom darin gesammelt hat.

südlich Ulan-Bator

So gegen 11:00 kommen wir im Oasis an. Die Begrüßung verlorener Söhne kann nicht herz- licher sein. Alle drücken und knutschen uns.
Sibylle, Rene, Girelee, die ganze Wachtruppe erscheint, selbst die Küchenfee kommt heraus und umarmt uns. Und wirklich, es ist wie zuhause anzukommen. Auch wir haben uns auf diesen Augenblick gefreut!
Dann setzen wir uns alle zusammen in die Gaststube, erzählen, futtern mit Genuss Sibylles guten Kuchen, erzählen, trinken Kaffee und erzählen.

Gastraum des OASIS

Als Werner dann weiter muss, schleppen wir unsere Siebensachen in „unser“ Zimmer hinauf. Ich packe die bestellten Mitbringsel, 3 Torten- schalen, 15 Packungen gemahlene Haselnüsse und eine Salatschleuder aus und bringe sie in die Küche hinunter.
Und weil es hier letztes Jahr so nett war, habe ich ihnen auch ein Exemplar unseres Reiseberichts über die Erlebnisse des letzten Jahres in der Gobi mitgebracht. (Den netten E-Mails von anderen Besuchern, die ihn dort gelesen haben, entnehme ich, dass er nach wie vor wohlbehütet im Guesthouse aufliegt.)

Die Küchenfee liest unser Buch

Als wir so halbwegs einsortiert sind, ziehen Rene und Archie los um eine Batterie für seine BMW zu besorgen.
Eine Stunde später sind sie zurück. Eine Motorradbatterie im gesuchten Kaliber gab es zwar nicht, aber irgendetwas kleineres, wohl aus einer japanischen 125er, ließ sich auf dem soge- nannten Schwarzmarkt auftreiben.
Einbauen, testen, funktioniert. Der Winzling schafft es tatsächlich den 1000er Boxermotor zu starten!

Diese Halbe Portion startet tatsächlich den Boxer

Weil der C schon beim Schrauben ist, beginnt er auch gleich das geplante Programm an techni- schen und restaurativen Arbeiten an seiner R100 durchzuführen.
Zuerst wird das von den Wasserdurchfahrten des letzten Jahres doch etwas getrübte Öl im Endabtrieb gewechselt und weil meine grüne Kuh des Selben bedarf, kommt auch sie gleich an die Reihe.
Das Öl dafür haben wir vorsichtshalber mitgebracht.

Girelee und Sibylle

OASIS-Crew beim Karteln

Dann allerdings ist Klamotten wechseln  ange- sagt. Wir wollen uns mit Werner an seinem Freitag-Stammtisch im ICH MONGOL treffen.
Wir fahren mit dem „Tramp-Taxi“ (= ein Auto an- halten, Ziel angeben und dann ein paar Tugrik bezahlen) bis zum State Department Store (ICH DELGUUR) und laufen die letzten hundert Meter.
Nach ein paar kleinen Irrungen finden wir das gesuchte Restaurant schließlich auch. Werners Wegbeschreibung war da nicht so ganz exakt.


Stammtisch impliziert es ja schon, die ganze Gruppe besteht aus Deutschen, so dass es keine Verständigungsprobleme gibt.
Auch das Mongol-Bier wird von einem Deutschen gebraut, so dass es wie zuhause schmeckt. Die Portion, die der Grillteller (Fleisch geliefert von Werner) beinhaltete, hätte sicher manchen An- fänger vor Probleme gestellt, aber wir packen es grad noch.
Nach dem reichlichen Essen und zwei, drei weiteren Bierchen dreht es uns jetzt allerdings ganz heftig die Augendeckel runter.

Suburb Ulan-Bator

Wir sind, abgesehen von einem kurzen Nicker- chen im Flieger, seit gut 40 Stunden auf den Beinen und ich höre mein Bett ganz laut und deutlich rufen!
Werner lässt seinen Fahrer noch den Umweg übers Oasis machen, so dass wir uns nicht noch auf die Suche nach einem Taxi machen müssen. Besten Dank und Gute Nacht!
Heute kein Absacker mehr im Oasis, alle sind hundemüde. Heia, Heia!

Gers im Garten des Oasis
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