QR-Home
ULN - SVO - MUC
ULAN-BATOR 2
UB 22.Tag
UB 23.Tag
UB 24.Tag
UB 25.Tag
Flug ULN - MUC
 
 

Montag 25. September 2006
Ulan-Bator


Kaum bin ich eingeschlafen, randaliert der Wecker des Handy.
Es ist 5:00!!. Draußen ist es noch stockdunkel!
Mitten in der Nacht aufstehen ist nicht meins. Aber „wat mut, dat mut“ sagen die Friesen. Um halb acht startet unser Flieger.
Kurze Katzenwäsche, rein in die bereitgelegten Reiseklamotten, Taschen unter den Arm, ein letzter prüfender Blick durchs Zimmer und runter vors Haus.
Nur wenige Minuten später kommt das von Sibylle freundlicherweise vorbestellte Taxi.

Letzter Blick zurück nach UB

Um diese Zeit ist noch nichts los und 30 Minuten später sind wir am Chinggis Khaan International Airport  angekommen. 
Der Taxifahrer hat uns noch erfolgreich be- schissen. Wohl wissend, dass wir eine Stunde vor Abflug wohl keinen großen Zinnober machen werden, hat er irgendwie sein Taxameter mani- puliert. Normalerweise kostet diese Strecke so um die 10.000 Tg (7,- EUR), er aber hat es geschafft, dass das Gerät stolze 20.000 Tg anzeigt. Saukerl!
Aber wie gesagt, keine Zeit für Streitereien. Sonst kann ich mir bei so was ein Hobby draus machen!

Warten am Airport UB

Im Flughafen ist die Hölle los. Anscheinend gehen über die Hälfte aller 10 Abflüge pro Tag zu dieser frühen Stunde. Die Halle ist fast restlos voll.
An den Countern dagegen ist der Andrang nicht so riesig. Sind wohl alles Familienmitglieder, die hier ihre abreisenden Väter, Mütter, Onkel und Tanten verabschieden.
Wir stellen uns bei Aeroflot an und können das Gepäck auch gleich wieder bis nach MUC (München) durch-checken. 

Jetzt heißt es erst mal wieder warten, warten, warten. Da auch die Mongolen ja ganz Hip und modern sind, herrscht auch auf diesem Flug- hafen Rauchverbot. So gehe ich also im Laufe der nächsten 90 Minuten mehrfach am Security- Fritzen vorbei. Das erste Mal will er noch die Bordkarte sehen, danach aber grüßt er mich wie einen alten Bekannten.
Endlich werden wir zum Boarding aufgerufen, passieren die Sicherheits- schleuse und kommen 20 Minuten später an Bord. 


Tupolew 154

Der Flieger ist, erwartungsgemäß, wieder die gute alte und vor allem enge Tupulew 154.
Unsere Platzkarten weisen uns zwei Sitze in der vorletzten Reihe zu, aber als wir sehen, dass die letzte Reihe vor dem rückwärtigen Notausgang noch unbelegt ist, setzen wir uns einfach dort hin. Hier gibt es so viel Platz wie wir uns wünschen.
Nachdem vor allem Archie auf den Hinflug richtig Probleme hatte seine langen Beinen unter- zubringen und ich Probleme mit meinem Bäuch- lein und dem Klapp-Tablett hatte, wollen wir das unter allen Umständen nicht noch einmal so ertragen. Die Dichte der Bestuhlung ist echt eine Frechheit.


ganz hinten gibts viel Platz

Langsam füllt sich der Flieger, aber keiner beansprucht die von uns okkupierten Sitze.
Ganz zum Schluss kommen zwei zierliche, nicht allzu hässliche (= recht hübsche),  mongolische Mädels, die einen Moment etwas verdutzt schauen, sich dann aber ohne jeden Kommentar auf die eigentlich uns zugedachten Plätze setzen. (Die, im Unterschied zu uns gestandenen Manns- bildern, nur halben Portionen haben da auch gut und reichlich Platz!)
So können wir als echte „Gentlemen“ anschei- nend die Sitze mit der großen Beinfreiheit behalten.
Wegen uns kann’s jetzt losgehen!


Und, wunderbar, die Türe wird geschlossen und der Flieger startet, ohne dass wir den kommoden Sitz verlassen müssen. Welch Genuss!
Der Flug selbst ist völlig ereignislos. Die erste Stunde schauen wir noch ein bisschen zum Fenster hinaus.
Wir sehen, dass die Berge der gesamten West- Mongolei bereits in Eis und Raureif erstarrt sind.
Schnee gibt es nur sehr wenig und  wir bezwei- feln, dass es unseren Frankfurtern gelingen wird dem Winter auf ihrem Weg nach Indien noch zu entkommen.

Grenzegebiet MN - RUS

Flight Entertainment

Wir halten mal versuchsweise unsere GPS- Maschinchen ans Bullauge und bekommen eine Höhe von 10,6 km und eine Geschwindigkeit von 819 km/h angezeigt. Da Inflight-Entertainment in einer TU 154 nicht vorgesehen ist, produzieren wir unsere eigene Show.
Den Rest des Fluges bringen wir mit Essen und ein bisschen Schlafen rum. 
Nach gut sechs Stunden landen wir in Moskau, genauer auf dem Flughafen Scheremetjevo weit draußen vor der Stadt.
Dieser Airport war mal Anfang der 1980er Jahre modern und genauso sieht er heute noch aus.


Alles ist ein bisschen heruntergekommen und alles ist mindestens zwei Nummern zu klein.
Unser Problem ist, dass wir jetzt 10, in Worten ZEHN, Stunden dort verbringen müssen!! Unser Anschlussflug nach München geht erst nach 20 Uhr. Wir haben also viiieeel Zeit.
Wir bummeln also schon bei der Passkontrolle, wir bummeln beim Zoll, wir bummeln beim Ver- teilen der Bordkarten und lassen allen anderen den Vortritt. Wir haben sooo viiieeeel Zeit.

Die Läden kennen wir schon von den anderthalb Stunden Aufenthalt beim Hinflug. Hier gibt es nichts, was sich zu kaufen lohnen würde Es ist zwar nicht so schlimm wie in London Heathrow, aber alles ist immer noch teurer als in Deutschland. Mit preisgünstigen Zigaretten habe ich mich bereits in der Mongolei eingedeckt.
Wir setzten uns in also in eine dieser öden Cafe- Restaurant-Bars und lassen die Zeit verstrei- chen. 


Eine Schweizerin, die in der Mongolei als Reise- leiterin unterwegs war, setzt sich zu uns.
Auch ihr Flug nach Zürich geht erst nach 20:00. So können wir uns wenigstens eine Weile ganz nett unterhalten. Schließlich packen wir unsere Bücher aus und lesen.
Ich entdecke neben einem Spielautomaten eine freie Steckdose und beschäftige mich mit mei- nem Notebook. Auch spielen, aber ohne Münzen einwerfen zu müssen.
Ab und zu holen wir ein Getränk oder Sandwich an der Bar. Sind stolze Preise und bezahlt wird in US-Dollar.

Der Euro hat sich hier noch nicht durchgesetzt.
Aber schließlich steht auch unsere Flugnummer auf der Anzeigetafel und wir gehen zum Security- Check. Die nehmen es hier ganz genau, sogar die Schuhe müssen ausgezogen werden.
Das Boarding erweist sich noch als kleine Wan- derung. Wir werden mit dem Bus eine Runde übers Vorfeld gefahren, um dann doch nur 100m neben unserem Ausgang, aber wieder 100m von unserem Flieger entfernt ins Nieselwetter ent- lassen zu werden.
Das muss man nicht verstehen.


Warten in Scheremetjevo Watren in Scheremetjevo

Der Vogel ist nur halb voll und wir können uns nach Belieben ausbreiten.
Die letzte Stunde legt sich der C einfach quer über eine Dreier-Bank und schläft ‘ne Runde.
So gegen 22:00 kommen wir in MUC an.
Passkontrolle, Gepäck abholen, vom Zoll will keiner was von uns wissen und schwupp schon sind wir durch.

Die Heimat hat uns wieder.

Bernhard, der sich zu meiner großen Freude bereit erklärt hat mich abzuholen, steht schon vor der Tür. Da hat er noch was gut bei mir! Denn jetzt, nach so einer langen Reise, noch rund eine Stunde mit der S-Bahn bis nach München hinein zu schaukeln wäre einfach nur ätzend.
Astrid, Archies bessere Hälfte, meldet per Handy, dass sie in 10 Minuten auch da sein werde. Der berühmte Stau in der Holledau oder so was….


Ein halbe Stunde später verabschieden wir uns. Nach knapp vier Wochen mit tollen Eindrücken und vielen, zum Glück nur positiven Erlebnissen, ein fast sentimentaler Moment. (… wir zwei sind halt wie ein altes Ehepaar.)

Die Mongolei war eine grandiose Erfahrung, völlig anders, als alles was wir bisher unter- nommen hatten. So weit weg von allem, was wir bisher kannten.
Ich möchte es nicht missen und wir werden noch einige Zeit brauchen, um all das in unserem „Hirnkastl“ zu verarbeiten und zu sortieren.

Ich freue mich schon auf die Strecke zurück durch Kasachstan und Russland.
Nach der Reise ist vor der Reise! (in Ab- wandlung eines Fußballer-Spruchs)
Unsere Motorräder warten mit „scharrenden Hufen“ in Ulan-Bator auf ihre Q-Rider…

20 Stunden unterwegs
W-previous-button W-home-button W-next-button