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Bayankhongor
 
 

Mittwoch 13. September 2006
Bogd - Bayankhongor


Die Sonne weckt uns. Morgentoilette, Zelt ab- bauen, aufrödeln.
Wir fahren zurück zu unserer Spur. Die nächste biegen wir rechts nach Nordosten ab. Wir wollen das weite Tal nach Norden durchqueren. Aber irgendwie passen die Spuren nicht zu unserem Ziel. Stets biegen sie wieder nach Westen zum Gebirge hin ab. Als wir wieder einmal rechts abgebogen sind, hört der Track plötzlich auf.
Wir stehen am oberen Ende einer feuchten Wiese. Ja richtig eine feuchte Wiese mitten in der ansonsten kargen Sand-Wüsten-Steppe. Sie verläuft genau in unsere Richtung zum Talboden hinunter.

privater Campingplatz

Von dem andauernden Zick-Zack genervt, lassen wir unseren Grundsatz „fahre nie ohne Spur durchs Gelände“ fallen und steuern die Grasmatte hinunter. Es sind ja „nur“ so ge- schätzte 5 km bis nach unten. Und da unten hatten wir gestern schon die Staubwolke eines anderen Fahrzeugs gesehen. Also, so folgern wir, muss da unten auch eine Piste verlaufen.
Wir folgen der Wiese, die immer mehr zum Sumpf wird, den Hang hinunter. Mit der grob- stolligen Bereifung ist auch das kein Problem. Wenn es zu schwammig wird, weichen wir einfach auf die andere Seite aus. Nach gut 2 km hat sich das Wasser aber im Boden verlaufen und wir stehen mitten im Sand.

Keine reine Sandfläche, sondern so eine widerliche Mischung aus Sand und Gras- büscheln, die wie Kamelhöcker aus dem Boden wachsen. Besch.. eiden zu fahren. Sogar sehr besch… zu fahren. Eigentlich überhaupt nicht zu fahren. Entweder gräbt sich das arme Motorrad durch tiefen, losen Sand oder es bleibt an den dicken Sand-Knoppern hängen, die sich um das Grünzeug gebildet haben.
Es ist inzwischen auch ziemlich warm geworden, bis hinunter ins Tal ist es noch weit und die Aussicht auf diese Art und Weise noch mehrere Kilometer zurücklegen zu müssen begeistert mich nicht wirklich. Kurz um, ich bin richtig stinkig,


Zum einen, dass wir Deppen uns nicht an die Spur gehalten haben und zum anderen, dass wir daran auch noch selber schuld sind.
Der C macht gute Mine zum sch…. Spiel und kämpft sich tapfer weiter.
Ich bleibe erst mal stehen, rauche eine und sehe mich in Ruhe um. Ich sehe schwarz! Nein, nicht schwarz im negativen Sinne, ganz im Gegenteil! Etwa 300 m rechts von uns ist eine leichte Anhöhe und die ist schwarz. Und schwarz bedeutet guten feinen, festen, schwarzen Kies, den wir von den Steppen-Autobahnen her kennen und lieben.

Sandbuckel-Gelände

Da müsste es sich doch bedeutend besser vorankommen lassen. Zigarette aus und zum Hügel hinüber. Ein kleiner Canyon ist noch zu überwinden, dann stehe ich oben.
Archie ist schon einiges weiter im Sand-Elend vorgedrungen, bleibt aber kurz mal stehen und schaut wo sein Begleiter abgeblieben ist.
Bei seinem suchenden Rundumblick entdeckt er mich wild winkend auf der Anhöhe. „Hierher“ signalisiere ich mit wedelnden Armen. (Den Funk haben wir dieses Jahr nicht am Helm ange- schlossen). Ich fahre auf der wunderbaren Kiesfläche weiter ins Tal hinunter und Archie kämpft sich bis zu mir herüber.

Ist doch gleich was ganz anderes gibt er zu.
Ein paar hundert Meter weiter finden wir auch wieder eine „offizielle“ Spur. Die Einheimischen sind ja schließlich nicht dumm und fahren durch den Sand, vorallem, wenn es sich vermeiden lässt.
Wir folgen dem Track bis ins Tal hinunter. Dort treffen wir wieder auf eine etwas größere Piste. Jedoch wie immer unten im Tal gibt es reichlich Sand und wir müssen mit den schwer beladen BMWs schon gut aufpassen, dass wir keinen “Looping” machen. 15 km weit eiern wir auf der Sandstrecke nordwestlich dahin, bis ein abrupter Richtungswechsel erfolgt.


Auf einmal führt der Weg nur nach Ostnordost weiter. Wir stehen auf einer kleinen Anhöhe, die wie ein Damm in der Mitte des Tals liegt und auf der wir schon eine Weile ganz kommod entlang gefahren sind.
Aber jetzt, was bleibt uns anderes übrig als der Piste zu folgen.
Wir fahren gut zwei Kilometer, passieren einen kleinen See aus dem Vieh trinkt, passieren einen Ger mit einigen Pferden davor, kommen über einen kleinen Hügel und sehen, dass die Piste noch weiter nach Osten abbiegt. Da sind wir wohl falsch. Also zurück. 

Viehtränke

Auf dem Rückweg entdecken wir eine Spur die etwas mehr nach Westen geht, aber nach 2 km stehen wir wieder auf unserem Damm.
Vor uns liegt ein kleiner, noch nicht ganz ausgetrockneter Salztümpel, an dessen gegen- überliegendem Ufer sogar noch was Grünes wächst. Unser Track führt genau bis dahin und endet im Salzsumpf. Pech gehabt! Hier in diesem fast endlos erscheinenden Sandkasten, das Tal ist gut 40 km breit wie wir später feststellen werden, können wir nicht auf eigene Faust quer durchs Gelände fahren. Schließlich wollen wir nicht wie manche Pferde und Kamele als bleiches Skelett in der Wüste enden, wie wirdas schon mehrfach gesehen haben.
Umdrehen und am Ger fragen. Bei dem herrschenden „Verkehr“ sind wir nicht zu übersehen oder zu überhören.
Eine Frau kommt uns aus der Jurte entgegen gelaufen und beantwortet unsere Frage nach Baruun-Bayan-Ulan mit einer weit ausholenden Geste; die das halbe Tal umfasst.

Salzsee

In der zweiten Runde kapieren wir, wir müssen in weitem Bogen um die Sandfelder herum. Erst nach Norden und dann nach Westen.
Also gut. Wir werfen die Bikes wieder an und schlagen uns die nächsten Kilometer auf einer dünnen Piste mit tiefen Spurrillen durch ziemlich weichen Sand. Ich hasse diesen sch… Sand!!!


Aber als wir uns dem gegenüber liegenden Gebirgszug nähern wird der Sand wieder zu feinem und schließlich gröberem Kies.
Als wir aus dem Sand-Übel heraus auf einer höher gelegenen Fläche angekommen sind, gibt es erst einmal eine Pause.
Der Ausblick entschädigt und für die Anstreng- ungen der letzten Stunde.
Weit breitet sich das Tal mit seinen Dünen in der Mittagssonne aus. Dahinter im Dunst der Ge- birgszug mit den 3500 m hohen Gipfeln.
Es ist wie immer still! Nur sanft rauscht der Wind in den Gräsern.

Ger - Infozentrale

Ab und zu kann man die Pferde weiter unten schnauben hören, die dort frei herum streifen. Diese Einsamkeit hat schon was.
Als Tourist da mal reinschmecken, ja! Aber, ob ich als Zivilisationsmensch das auf Dauer aus- halten würde, wage ich mal zu bezweifeln.
Weiter auf dem kiesigen Untergrund. Durch die Steppe lässt es sich wie immer gut fahren. Gelegentlich ein Fotostopp. Mal sind es Kamele, ein andermal blutrote Felsformationen, die die Motivklingel vernehmlich läuten lassen.

grandioser Ausblick

An einer Gabelung, der ersten seit vielen Kilo- metern bleibt der C stehen. Wir müssen mehr nach Westen und deshalb die linke Spur nehmen meint er. Ich schaue auf mein Nav und sehe, dass wir mit der bisherigen Route eigent- lich goldrichtig liegen.
Wir ziehen die verschieden Karten zu Rate und brauchen ein Weilchen, bis wir den Fehler entdecken. Archie hat die Position von Baruun- Bayan-Ulan freihändig nördlich des auf der Worldmap eingezeichneten Sees eingetragen, wo es den Papierkarten nach auch liegen soll. Ich habe die Position des Ortes über den Namen im GPS ermittelt und das ist das Problem.

leichtes Gelände

Der Ort zu dem mich mein Navigations- maschinchen lotst heißt auf allen anderen Kar- ten Bayan-Ulan-Ula. Die Worldmap von Garmin ist hier schlicht falsch!! Die Namen sind zwar ziemlich ähnlich, aber von Geographen erwartet man auch bei fremdländisch klingenden Namen einfach mehr Sorgfalt.
Dass die Jungs auch viele Els (=Sanddünen) als Nuur (=See) eingezeichnet haben ist uns auch schon mehrfach ungut aufgefallen. Aber damit kann man notfalls leben. Befahrbar sind beide für uns nicht.

Kamel

Also was tun?. Wir haben beide keine Lust mehr wieder in den großen Sandkasten hinunter zu fahren.
Planänderung: Nachdem wir inzwischen schon ziemlich weit nach Norden abgedriftet sind, beschließen wir Baruun-Bayan-Ulan zu streichen und nicht via Bogd (davon gibt es hier zwei!) nach Bayankhongor zu fahren. Wir wollen uns auf möglichst direktem Wege nach Norden bis zur großen Verbindungsstrasse  von Arvaykheer durchschlagen (sie trägt sogar eine eigene Nummer A0302!) und dann auf dieser Bayankhongor erreichen.

Kuh

Neues Ziel auf den GPS-Geräten ist eine „Süd- Beule“ auf der ersehnten Hauptstrasse. Das müsste sich doch finden lassen. Auch münden dort verschiedene Pisten, so dass wir eine davon auf alle Fälle erwischen sollten. Über 60 km Luftlinie sind es bis dorthin.
Wir folgen also der Piste nach Norden und kom- men langsam ans Gebirge. Der Kies weicht wie immer langsam größeren Steinen, aber alles ohne Problem zu fahren.
Schließlich erreichen wir ein großes, aber zum Glück trockenes Flusstal.

auch wo nichts wächst stehen Gers

Mal im, mal neben dem Flussbett zieht sich die Piste in die Berge hinauf. Zu unserer Freude überwiegend neben dem Flußbett, denn dort drin hat es nicht nur groben Schotter, sonder meist auch kopfgrosse, scharfkantige Stein- brocken.
Nach 15 km haben wir’s geschafft. 1991 m über dem Meer zeigt uns das Navi, als wir die Passhöhe erreichen. Klingt gigantischer als es ist. Eigentlich war es nur ein sehr, sehr langer Hang.
Nur rechts und links von uns ragen die Felsen bis 2350 m empor..

Drüben geht es ebenso weich (bezieht sich hier ausschließlich auf die Landschaftsformation) die Hügel hinunter in das nächste Talbecken.
Es wird wieder etwas grüner und ein kleiner See blinkt in der Ferne. Wir umfahren ihn, wie im „Mongolia Road Atlas“ eingezeichnet im Westen und erklimmen die gegenüberliegende Hügel- kette.
Mehrfach teilt sich die Piste. Wir halten uns so gut es geht nach Norden, immer dem „Gummi- band“ .auf dem Bildschirm der GPS-Geräte folgend. An einer Gabelung kurze Pause. Noch 25 km bis zur großen Piste. Luftlinie! .


Was jetzt folgt kann man nur mit Ger zu Ger Navigation beschreiben. Alle Pisten enden als Sackgasse an irgend einem Ger.
Wir fragen immer nach Hayrhandulaan (nach dem fünften mal haben wir auch gelernt diesen Namen für die Mongolen verständlich auszu- sprechen), dem nächsten nennenswerten Ort an der gesuchten Mainroad und bekommen immer einen neuen Track gezeigt.
Mal über einen Hügel nach rechts durchs Gelände, mal über zwei Hügel nach links durchs Gelände, aber immer findet sich auch die versprochene Spur.

gute Schotterpiste

Meist geht sie nicht direkt nach Norden, aber immerhin haben wir was Fahrbares unter der Rädern.
Das geht solange gut, bis wir in einer kleinen Senke an einem kreisrunden etwa 100 m durchmessenden See stehen.
Sieht aus wie ein Kratersee, nur dass er keine Felsränder hat. Hier endet unser Track und im ganzen „Kraterrund“ ist keine einzige Spur zu entdecken, die wieder heraus führt.
Zurück das Ganze? Kommt nicht in Frage! Hier ist die Landschaft halbwegs frei befahrbar und wenn wir hier auch keine Piste sehen, „hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen“ finden wir mit Sicherheit eine. Mutig starten wir die Motoren und fahren nach Norden aus dem Loch heraus und tatsächlich oben auf der Kuppe beginnt die nächste Piste. Kein Wunder, dass wir die von unten nicht sehen konnten.

im Nirgedenwo

Ein paar Kilometer weiter und nach einigem Zickzack-Fahren, die Piste will nicht immer so wie wir, landen wir wieder in einem trockenen Flußbett. 


Wir kämpfen uns durchs Geröll und können auf einmal eine richtig große Strasse aus der Ferne sehen. So eine richtig große Strasse mit viel Verkehr.
Viel Verkehr ist relativ, hier bedeutet es, dass wir in einer halben Stunde etwa vier bis fünf große Staubwolken ausmachen können.
Wir haben noch ein kleineres Problem, denn die schöne Strasse ist am anderen Ufer eines kleinen Stausees. Aber wir fahren eben soweit bachaufwärts, bis wir eine für uns passierbare Furt finden.
Pause und tief Luft holen! Für mich natürlich nikotinhaltige.

endlich auf der Mainroad

Während wir uns erholen, kommt ein dicker, weißer Toyota Jeep in einer ebenso dicken und weißen Staubwolke angebraust.
Der Fahrer haut die Bremse rein, fährt an den Motorrädern vorbei und kommt zurück.
Ein rundlicher, etwa 35 Jahre alter Mongole steigt aus und fragt uns auf Deutsch nach einer Abzweigung zu einem Ort einer Berg-werks-Gesellschaft.
Uns verschlägt es erst einmal die Sprache. Völlig perplex antworten wir, dass auch wir hier gerade erst gelandet sind, ohne genau beschreiben zu

können welche Piste denn von hier zu seiner gesuchten Siedlung führen würde.
Dafür erfahren wir von ihm, dass wir uns auf der gesuchten Strasse nach Bayankhongor befin- den.
Deutsch habe er uns angesprochen, weil er die deutschen Nummernschilder gesehen habe, und dass er mal für eine deutsche Firma tätig gewesen sei und daher (ein ganz brauchbares) Deutsch spreche.
So schnell wie er aufgetaucht ist, so schnell verschwindet er auch wieder.


Auch wir müssen weiter. Laut Nav sind es noch rund 100 km Luftlinie bis Bayankhongor und es ist bereits nach 17:00 Uhr.
Wir düsen los. Nach allem was wir die letzten Tage befahren haben, verdient diese Strasse auch den Titel „Strasse“. Sie ist zwar nur geschottert, aber eindeutig besser zu befahren als die meisten Pisten. Leider ist sie zu einem ziemlichen Waschbrett verkommen, aber wenn man mit mindestens 60 – 70 km/h darüber hinweg fliegt ist es auszuhalten.
Alles Langsamere schüttelt einem nur die Plomben aus den Zähnen.

Waschbrett

Probleme macht nur die enorme Staubent- wicklung. LKWs wirbeln soviel von dem Dreck in die Luft, dass man 10 m vor sich die Strasse nicht mehr sehen kann.
Alleine Archies BMW hüllt mich so in weißen Nebel, dass ich mit mehr als einem Kilometer Abstand hinterher fahre.
Das Ganze wird durch die tief stehende Sonne verschlimmert, in die wir jetzt genau hinein fahren.
Das nächste Problem sind die Schlaglöcher. Mitten auf der Strasse und fast nicht im Voraus zu erkennen.
Einmal semmeln wir beide mit 80 Sachen in so ein Monsterloch hinein, über zwei Meter breit, einen guten Meter lang und etwa 40 cm tief.

Da hilft kein Bremsen mehr, sondern nur heftig Gas geben, den Lenker hochreißen, mit aller Gewalt festhalten und hoffen, daß Mensch und Material das aushalten.
Zum Glück hatte dieser „Abgrund“ in der Mitte einen flachen Stein als Zwischenlandplatz. Ich weiß nicht, ob wir sonst „mit den Rädern unten“ auf der anderen Seite herausgekommen wären.
Mein Hinterrad knallt auf die Gegenkante und versucht mich hinterrücks zu überholen. Auch danach macht es noch ein paar Bocksprünge.
Kurze Pause, der Adrenalinstoß muss erst wieder abgebaut werden. Das gibt auch gleich Gelegenheit bei der Kontrolle der Motorräder den hinteren Stoßdämpfer straffer einzustellen. Muss ja nicht sein, dass die Kuh wie ein Geißbock herumspringt.


Der Zustand der Strasse wechselt manchmal übergangslos von katastrophal bis fast neu geteert. Richtig, der erste Teer außerhalb von Ortschaften seit Ulan-Bator!
Die letzten 15 km vor Bayankhongor sind sogar komplett geteert und mit nur wenigen Schlaglöchern „verziert“. Allerdings scheint der Asphalt nur vom LKW abgekippt und dann eher schlecht als recht verteilt und gewalzt worden zu sein. Buckelpiste, aber immer noch um Klassen besser als Waschbrett und Sandspuren.
Kurz nach 19:00 stehen wir am Tor von Bayankhongor.Wir machen die obligatorischen Fotos und studieren das Hotelangebot im „Lonely Planet“.
„The „Negdelchin“, at the southern end of the main street, is the only place in town” steht da.

gute Strasse nach Bayankhongor

Die Auswahl ist nicht gerade üppig, aber immerhin gibt es überhaupt eins.


 Wir passieren am Ortseingang die Schranke (?) und hätte der C nicht vor mir gebremst, so wäre ich doch glatt am Hotel vorbei gefahren.
Er stürmt die Rezeption, ich rauche unterdessen eine (was sonst).
Wir bekommen ein Zimmer mit Toilette, die Luxussuites mit eigener Dusche gibt es entweder nicht oder sind alle belegt.
Die Motorräder können wir in der Hotelgarage parken. Kostet zusammen 14.000 Tg (10 EUR)
Wir tragen mit freundlicher Hilfe des Personals unser Gepäck aufs Zimmer, wechseln die verschwitzten und verstaubten Klamotten und eilen hinunter ins Restaurant. Hunger!

Bayankhongor

Die Küche hat zwar noch nicht geöffnet, aber Archie bekommt sein ersehntes Feier- abendbierchen. Heute sogar ein richtig schön gekühltes! Ich mixe mir einen Spezi. Kurz bevor die Sonne untergeht erscheint auch die Küchenfee. Wir bekommen eine Speisekarte vorgelegt und verstehen über- haupt nichts. Das Kyrillische kann ich zwar noch halbwegs entziffern, aber die Worte sagen mir rein gar nichts.
Wir ziehen den Kauderwelsch-Sprachführer zu Rate und können dann wenigstens Suppen und Hauptgerichte unterscheiden. „Was und wie“ bleibt uns aber verborgen. Am Tisch gegenüber sitzt ein Mongole, der uns zu helfen versucht, als er unsere völlig ratlosen Gesichter sieht.

Hotel Negdelchin

Er probiert es mit Russisch, aber das beherr- schen wir genauso gut wie Mongolisch.


Zum Glück kann er auch ein ganz klein biss- chen Englisch. Gerade soviel, dass wir uns eine Fleischbrühe und ein Chicken-Irgend- was be- stellen können. Kurze Zeit später kommt die Fleischbrühe, jedoch nicht die ersehnte RIND- Fleischbrühe, sondern landesüblich Hammel!
Ich stecke hungrig den Löffel in die Suppen- schale und allein beim Eintauchen des Löffels steigt ein für mich dermaßen abstoßender Hammelgestank auf, dass es mir fast die Zehennägel aufrollt. Mutig unternehme ich einen zweiten Anlauf, aber die Brühe stinkt dermaßen nach altem Schafbock, dass es mich heute noch schüttelt, wenn ich nur daran denke.

Barney's Marke

DAS bringe ich nicht runter. Ich glaube, da müsste ich wirklich kurz vor dem Verhungern sein. Ich schiebe die Schüssel bis ans andere Ende des Tisches von mir. Pfui Teufel! Das muss man mögen.
Neben mir der Archie dagegen löffelt tapfer das Zeug in sich hinein. Seine Miene zeigt zwar auch nicht gerade Begeisterung, aber er schafft doch fast den ganzen Topf. Mann, muß der einen Hunger haben!
Dabei heißt es doch immer die Nichtraucher hätten einen feineren Geruchssinn. Wie kann er das nur aushalten! Manchmal geben einem auch uralte Freunde noch Rätsel auf.

Archies Marke

Gespannt erwarte ich das Hauptgericht. Hoffentlich ist das Huhn nicht in einem Schafstall aufgewachsen. Aber das Huhn kommt in Curry, duftet einfach lieblich und schmeckt auch wunderbar. Und weil ich keine Suppe gegessen habe und die Portion auch nicht wirklich riesig war, bestelle ich mir gleich noch eine zweite. Und weil der Spezi leer ist, bestelle ich mir jetzt auch ein Bierchen. Und weil das Essen so „fett“ war bestellen wir uns beide ein Glas Wodka, 100 Gramm (das haben sie wohl von den Russen geerbt), versteht sich.
„Fett“ war das Essen zwar nicht, ist aber immer eine gute Ausrede....

Touloul und sein Freund

Als wir grad so schön beim Verdauen sind, kommen zwei Mongolen herein. Die kennen wir doch! Zumindest den einen! Es sind die Jungs, die wir mit ihrem Toyota auf der Strasse getroffen hatten.
Wir bitten sie zu uns an den Tisch und es entwickelt sich ein ganz nettes Gespräch. Eigentlich sind es zwei Gespräche. Archie redet deutsch mit Touloul (oder so ahnlich) dem Fahrer, der uns angesprochen hatte, ich unterhalte mich auf Englisch mit dem anderen, der kein Deutsch kann.
Nach einer Weile kommt es, wie es in der Mongolei kommen muss.

Guter Wodka

Ein Flasche „Chinggis original mongolian Vodka“ steht auf dem Tisch. Der mit dem schwarzen Label sei der beste, der Beste überhaupt in der Mongolei, versichert uns unser neuer Freund.
Wir ratschen und wir trinken. Und weil die erste Flasche schnell leer ist, steht bald eine zweite auf dem Tisch. Obwohl es nicht als Wettsaufen angelegt ist, sorgt Touloul eifrig dafür, dass unsere Gläser nicht leer werden.
Zumindest solange, bis er schnarchend auf dem Tisch eingeschlafen ist. (Wir haben gewonnen!) So kurz vor Mitternacht ist auch die zweite Flasche erfolgreich vernichtet, wir wecken den armen Touloul auf und wanken in die Betten.
Heute Nacht werden wir besonders gut schlafen!

Theken-Mausi
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