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Freitag 11.06.2004

Start km 28241
09:15 - 12:00 Gap – Galibier


Zur weiteren Routenplanung erkundigen wir uns an der Rezeption nach der Befahrbarkeit der umliegenden Alpenpässe. Der Galibier sei seit Pfingsten geöffnet, teilt man uns dort mit.
Nicht ganz freiwillig drehen wir noch eine kleine Runde durch die Einbahnstrassen des Ortes, bis wir die richtige Ausfahrt Richtung Briancon finden.

Gap

Gutes Wetter, gute Straße und je näher man der Hochalpenregion kommt, desto größer wird die Anzahl der Motorradfahrer.
Tankstopp in Briancon und weil wir dort auf die Schnelle kein Cafe finden, kehren wir erst ein paar Kilometer weiter am Col du Lautaret, am Fuß der Galibier, ein. Das Frühstück nachzuholen ist uns dort leider nicht vergönnt. Es gibt nichts zu futtern, nicht einmal Croissants haben sie, und das in Frankreich! So bleibts bei zwei Cafe au lait für 4,40.

Col du Lautaret

Wir fahren die letzten Kilometer zwischen den ausgefrästen Schneewänden den steilen Anstieg zum Galibier hinauf. Hier oben wimmelt es geradezu von Motorrädern. Soviele, wie hier allein auf der Passhöhe parken, haben wir die gesamten letzten drei Wochen nicht gesehen. Auch die offensichtlich masochistisch veranlagten Pedalritter, die mit chronisch verbissenem Gesichtsausdruck die Berge hinauf radeln, sind zahlreich vorhanden.
Über den Iseran weiterzufahren, ist uns auch diesmal nicht möglich. Wie vor 25 Jahren schon einmal scheitert dieses Vorhaben an der Noch-Wintersperre.

Col du Galibier - Radler

12:00 – 14:00 Galibier – Albertville
Die Straße windet sich von 2600m Seehöhe wieder hinunter ins Tal.
Da uns der Weg über das Val d’Isere noch verschlossen ist, biegen wir in Saint-Michel-de-Maurienne links Richtung Albertville ab. Die kostenpflichtige Autobahn verschmähen wir und fahren auf der daneben liegenden Landstraße weiter. Die Strecke verläuft ziemlich langweilig geradeaus. Etwas Abwechslung bieten nur unsere „Privatrennen“ mit der parallel verlaufenden Eisenbahn.

Col du Galibier

14:00 – 17:00 Albertville – Furka
Das Knurren der heute noch leeren Mägen übertönt mittlerweile fast das Motorengeräusch.
Unter dem Motto: „Lieber schlecht als gar nichts gegessen“ entern wir einen McDonalds.
Caesars Salat für Archie und Royal Bacon Menue für mich. Wir suchen uns einen Sitzplatz im Freien um diese „göttliche Speise“ zu verzehren. Bei dem Betrieb, der momentan hier herrscht, behalten wir unsere aufgepackten Mopeds lieber im Blickfeld.

bei Chamonix

Im Norden ziehen die ersten schwarzen Wolken auf, aber noch bleibt es trocken.
Hinter Chamonix Richtung Schweizer Grenze pilotiert uns quasi ein Peugeot 306. Der Typ kennt die Strecke anscheinend wie seine Westentasche und heizt weltmeisterlich den Paß hinauf. Wir fliegen regelrecht hinterher. Kurz vor der Grenze trennen sich die Wege und wir signalisieren uns gegenseitig unsere Anerkennung mit gehobenen Daumen.

Die Bewölkung wird zur schwarzen Wand und die ersten Tropfen fallen.
Archie quält sich wie immer in seine Regenklamotten, sagt aber nix, dass man ihm in seine  „Wursthaut“ hinein helfen soll.
Im strömenden Regen eiern wir den jetzt äußerst glitschigen Paß hinunter.
Im Tal wird es dann wieder trocken, aber das Schleichtempo im hier regen Verkehr ist geblieben.


Um etwas flotter voran zu kommen „übersehen“ wir des öfteren das fast durchgängige Überholverbot.
Einmal kommt uns dabei die Polizei entgegen, eröffnet aber glücklicherweise nicht die Jagd auf uns.
Der Fahrer einer BMW R1150S nutzt die Chance zur kollektiven Regelmißachtung und hängt sich eine Zeitlang an uns dran.
Bei der nächsten Tankpause kleine Wartezeit bis eine französische Harley-Truppe, jeder eine eigene Zapfsäule belegend, ihre homöopatischen Spritmengen in die airbrush-verzierten Minihohlkörper über dem Motor getröpfelt hat. Der Typ vor uns hat doch glatt ganze sechs Liter auf einmal getankt!

Furka - Belle Vue

Furka

Frisch befüllt geht’s den Furka auf 2436 m hoch. Die Strecke wäre sicherlich ein Genuß, wenn die Temperatur hier nicht auf 9°C und das Wasser nicht ständig aus den Wolken fallen würde.
Blauer Dunst im Wolkendunst, Rauchen macht im naßkalten keinen Spaß. Deswegen nur eine halbe Zigarettenpause.

17:00 – 21:30 Furka – Chur – Bregenz
Aus der Wolkendecke heraus hinunter ins Tal nach Andermatt, um dann kurz darauf gegenüber am Oberalppass wieder in dieselbe einzutauchen.
Endlos lange zieht sich die Abfahrt bis Chur, die weitere Landstraße genauso. Die Heimat liegt bereits zum Greifen nah, aber man kommt einfach nicht voran. Außerdem gießt es mittlerweile in Strömen.
Als ich mal wieder beim Geko Batterien wechsle schaut der C sehnsüchtig auf die parallel laufende Autobahn. Kurz darauf sind wir einhellig der Meinung, dass eidgenössische Polizisten bei diesem Sauwetter mit Sicherheit nur ungern den trockenen und beheizten Innenraum ihres Autos verlassen wollen.


So kommt es, dass wir ohne frontseitige Verunzierung unserer Motorräder mit irgendwelchen Aufklebern, ganz aus Versehen, die letzten Schweizer Kilometer auf der Autobahn zurücklegen.
Über Diepoldsau, Lustenau wieder auf der Landstraße nach Bregenz..
21:30 – 24:00 Bregenz – Pappenheim
Nur 16°C und leichte Feuchte lassen mich frösteln. Beim Tankstopp ziehe ich mir noch einen zusätzlichen Pullover an.
Es schüttet immer noch wie aus Kübeln.

Oberalp

Auch meiner Alarmanlage ist das Wasser zu viel. Sie ist offensichtlich abgesoffen und lässt sich erst ruhig stellen, als ich die Sicherung ausbaue.
Kurz vor Memmingen geht den Wolken Gott sei Dank das Wasser aus. Als bei Leipheim auch die Straßen trocken sind, rentiert sich für den Rest der Strecke noch eine gründliche Visierreinigung. Gleichzeitig korrigiere ich noch meine etwas verdrehte Scheinwerfereinstellung. Was für eine wunderbare klare Nacht wir plötzlich haben.
Eine Stunde später stehen wir in Pappenheim bei Klaus und Ulli im Bräustüberl mit einer halben Bier als Vorspeise in der Hand, während draußen in der Küche bereits unsere Schnitzel  brutzeln.

Bräustüberl - Pappenheim

War mit mehr als 900 km überwiegend Landstrasse heute noch eine ganz schön lange Strecke. Aber wenn der C seinen Stall riecht, ist er einfach nicht mehr zu halten.
Und er hat da ein ganz ein feines Näschen. Er wittert seinen Stall oft schon aus einer Entfernung von mehr als 1000 Kilometern, wie ich weiß.

Aber „Hauptsache egal“ wie er zu sagen pflegt, wir sind nach einer schönen Reise und mehr als 9600 km wieder gesund und munter zu Hause angekommen.
Und nach der Reise ist vor der Reise. Auch für das nächste Jahr wird uns wieder was einfallen. ( -> Syrien—Jordanien 2005)

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